Zum einen:
Vergessen wir nicht, es war Krieg, da fuhr alles, was Räder und
Fahrberechtigung/Streckenkenntnis hatte.
Zum anderen:
Im Falle Markdorf-Kluftern hatte ich meine Gedannken bei letzten Posting
nicht beeinander, denn ich gab die mir erinnerliche Zahl der Verletzten
als die der verstorbenen Fahrgäste aus. Mein Vater sprach definitiv von
98 Toten und 38 Schwerverletzten unter den Fahrgäsrten, was bitte
ebensowenig korrekt sein muss.
Dasselbe gilt für die Genthiner Indusi-Sache, gleichviel, was nun
wirklich vorlag. Die "Abschaltung" der 1939 ja alles andere als flächen-
und fahrzeugdeckend vorhandenen Indusi zu Kriegsbeginn (freizügige
Verwendung von Triebfahrzeugen!) sprach übrigens auch vor etwa 12 Jahren
mir gegenüber ein zwischenzeitlich verstorbener, damals hochbetagter
Lokführer des BW Augsburg Hbf an, der im Krieg mit einer E52 in Augsburg
Hbf einen kapitaleren Aufstoß hatte, dem sein "Beifahrer" zum Opfer
fiel.
Der Genthiner Lokführer Wedekind vom BW Magdeburg (* im Dreikaiserjahr
1888, Lokführerprüfung 1915) -wieder O-Ton F. Röhrs- bekam drei Jahre
Gefängnis, sein Heizer wurde freigesprochen. Sie seien mit den
schrecklichen Folgen ihrer Nachlässigkeit aber "bestraft genug" gewesen.
Einer der letzten Wagen des D10 sei auf "einen Meter fünfzig" (F. Röhrs)
zusammengedrückt, aber voll besetzt gewesen. Wen man da noch
identifizieren wolle, fragte mein Vater weiland rhetorisch.
Der Prozess (gegen Wedekind, Nussmann und den unglücklichen
Weichenwärter Seger) soll in Genthin vor einer Strafkammer des
Magdeburger Landgerichtes stattgefunden haben. Die Akten seien verloren,
behauptete mein Erzeuger zudem. Wie er -seit 1947 echter Wessie- darauf
kam, hat er als Geheimnis mit ins Grab genommen.
Wedekind sollte, wenn obige Angaben tatsächlich stimmen, im Jahre des
Genthiner Unfalles mit Adam Riese 51 Jahre alt gewesen sein, also
langsam gewusst haben, wo es bei ihm brannte. E. Preuss berichtete mir
nämlich bei einer Begegnung davon, dass Wedekind mit dem D180 schon
einmal 1925 bei Groß Quensted 'ein Problem' gehabt habe, das mit der
Stellung eines Hauptsignales zu tun hatte. Ob der Mann unter einem
kapitaleren, aber unentdeckten Sehfehler im Rot-Grünbereich litt?
Frage:
Weiß ein Angehöriger dieser Usenet-Gruppe etwas darüber, welche
Prüftafeln seinerzeit bei den Bahnärzten zwischen Magdeburg und Berlin
für die Gesundheitsprüfung von Triebfahrzeugführern herangezogen wurden?
Hans-Joachim