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Leningrad
(zu alt für eine Antwort)
klaus r.
2019-01-27 12:09:30 UTC
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https://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/die-blockade-leningrads-fakten-und-mythen-einer-russischen-kriegstragoedie/

Direkt nach Kriegsende habe ich in Ostdeutschland in einer Stadt mit
sowjetischer Garnison gelebt. Wirklich Negatives kann ich über die
russischen Soldaten nicht sagen. Ich habe sie als sehr kinderlieb aber
auch als sehr trinkfreudig in Erinnerung. Trinkfreudig? Nach all dem
von ihnen Erlebten? Kann man ihnen das verdenken?

Wie sind Eure Erinnerungen, also Selbsterlebtes? Nicht das, was man
sich so erzählt?

Klaus
--
Natürlich hat jeder eine eigene Meinung. Nur weiss auch jeder,
wo diese eigene Meinung herkommt? (Lisa Fitz)
Bevor ich mich uffreg, isset mir lieber egal (auch Lisa Fitz)
Chr. Maercker
2019-01-28 11:32:12 UTC
Permalink
Post by klaus r.
Direkt nach Kriegsende habe ich in Ostdeutschland in einer Stadt mit
sowjetischer Garnison gelebt. Wirklich Negatives kann ich über die
russischen Soldaten nicht sagen. Ich habe sie als sehr kinderlieb aber
auch als sehr trinkfreudig in Erinnerung. Trinkfreudig? Nach all dem
von ihnen Erlebten? Kann man ihnen das verdenken?
Mir scheint, die Liebe der Russen zum Wodka ist relativ unabhängig von
ihren Kriegserlebnissen. Wobei ich damit keinesfalls ausschließen will,
dass es etliche Leute gab, die sie mittels Suff "verarbeitet" haben.
Post by klaus r.
Wie sind Eure Erinnerungen, also Selbsterlebtes? Nicht das, was man
sich so erzählt?
Dazu hätte ich was sehr passendes: ca. 1965/66 hat sich ein Sowjetsoldat
unser Mifa-Rad zum Schnapsholen geborgt. Als sozialistisch wohlerzogene
Kinder haben wir einem sowjetischen Freund diesen Wunsch natürlich nicht
verwehrt. Unsere Eltern fanden das freilich weniger gut und haben eher
nicht an die Rückkehr des Fahrrades geglaubt. Aber es war ca. eine
Stunde später wirklich wieder da. :-)

Ansonsten wurden die "Freunde" nur dann böse, wenn wir an deren Kaserne
durch den Bretterzaun schauen wollten und ein Posten in der Nähe war.
Aber auch das nur bis in die 1970er. Ab 1988 bin ich mitten durch die
gleiche Kaserne ins Magasin einkaufen geradelt. :-)

Zu tun hatten wir mit ihnen einklich immer geschäftlich: entweder
wollten sie Zigaretten oder sie wollten uns ihre VEF-Radios verkaufen.
Und die Offiziere haben gern unsere Klaviere gekauft, besonders gern die
mit Hochglanz-Politura. Das war wichtiger als der Klang. Für uns als
Kinder fielen bisweilen ein paar "Konfety" - oder bunte Abzeichen. ;-)
--
CU Chr. Maercker.

Transport + Sport = Radfahren
Torsten Mueller
2019-01-28 12:16:43 UTC
Permalink
Post by Chr. Maercker
Dazu hätte ich was sehr passendes: ca. 1965/66 hat sich ein
Sowjetsoldat unser Mifa-Rad zum Schnapsholen geborgt. Als
sozialistisch wohlerzogene Kinder haben wir einem sowjetischen Freund
diesen Wunsch natürlich nicht verwehrt. Unsere Eltern fanden das
freilich weniger gut und haben eher nicht an die Rückkehr des
Fahrrades geglaubt. Aber es war ca. eine Stunde später wirklich wieder
da. :-)
Ehrlichkeit: als ich 1990 als Student an der Trasse war, fuhren wir
mehrmals mit dem Überlandbus in die nächst größere Stadt (Tambow). Der
Bus brauchte ungefähr eine Stunde, war aber immer so voll, daß man nicht
vor zum Fahrer konnte, um dort zu bezahlen. Was machste also? Du gibst
dem Vordermann Dein Fahrgeld. Und der gibt es seinem Vordermann. Das war
wortlos selbstverständlich. Irgendwann kam das Geld nicht nur vorn an,
sondern der Fahrschein und das Wechselgeld (!) kamen auch wieder zurück
bis ganz nach hinten. Es hätte auch keinen Grund gegeben, die paar
Kopeken zu klauen.

T.M.

P.S.: Der Bus hatte in mehreren Kurven Bodenberührung, die Federung samt
Stoßdämpfung war völlig hinüber. Als der Bus, nachdem wir ausgestiegen
waren, wendete und an uns vorbeifuhr, sahen wir in der linken Außenseite
ein Loch von etwa einem Quadratmeter Größe. Die Karosserie bestand dort
nur noch aus der Innenverschalung ...
Florian Ritter
2019-01-28 18:02:51 UTC
Permalink
Post by Torsten Mueller
Post by Chr. Maercker
Dazu hätte ich was sehr passendes: ca. 1965/66 hat sich ein
Sowjetsoldat unser Mifa-Rad zum Schnapsholen geborgt. Als
sozialistisch wohlerzogene Kinder haben wir einem sowjetischen Freund
diesen Wunsch natürlich nicht verwehrt. Unsere Eltern fanden das
freilich weniger gut und haben eher nicht an die Rückkehr des
Fahrrades geglaubt. Aber es war ca. eine Stunde später wirklich wieder
da. :-)
Ehrlichkeit: als ich 1990 als Student an der Trasse war, fuhren wir
mehrmals mit dem Überlandbus in die nächst größere Stadt (Tambow). Der
Bus brauchte ungefähr eine Stunde, war aber immer so voll, daß man nicht
vor zum Fahrer konnte, um dort zu bezahlen. Was machste also? Du gibst
dem Vordermann Dein Fahrgeld. Und der gibt es seinem Vordermann. Das war
wortlos selbstverständlich. Irgendwann kam das Geld nicht nur vorn an,
sondern der Fahrschein und das Wechselgeld (!) kamen auch wieder zurück
bis ganz nach hinten. Es hätte auch keinen Grund gegeben, die paar
Kopeken zu klauen.
P.S.: Der Bus hatte in mehreren Kurven Bodenberührung, die Federung samt
Stoßdämpfung war völlig hinüber. Als der Bus, nachdem wir ausgestiegen
waren, wendete und an uns vorbeifuhr, sahen wir in der linken Außenseite
ein Loch von etwa einem Quadratmeter Größe. Die Karosserie bestand dort
nur noch aus der Innenverschalung ...
Empfehle zur Lektüre Tatiana Metternich-Wassiltchikov, Keime der
Hoffnung - das wahre Russland, Langen-Müller 1989 (antiquarisch
für wenige Tscherwonzen erhältlich).
Im Rahmen einer Tagung des Internationalen Automobilrennsport-Verbandes,
in dessen Präsidium der Verf. Mann, Fürst Paul Metternich, war,
wurde bei Moskau eine Fabrik, die Automobile herstellte, besichtigt.
Zur Überprüfung wurden die fertigen Autos mit Wasser beregnet und es
stellte sich raus, daß die Kofferräume völlig vollgelaufen waren.
Interessierte aber nicht, die Wagen wurden so ausgeliefert - FR
gunter Kühne
2019-01-28 18:35:25 UTC
Permalink
Post by Florian Ritter
Post by Torsten Mueller
Post by Chr. Maercker
Dazu hätte ich was sehr passendes: ca. 1965/66 hat sich ein
Sowjetsoldat unser Mifa-Rad zum Schnapsholen geborgt. Als
sozialistisch wohlerzogene Kinder haben wir einem sowjetischen Freund
diesen Wunsch natürlich nicht verwehrt. Unsere Eltern fanden das
freilich weniger gut und haben eher nicht an die Rückkehr des
Fahrrades geglaubt. Aber es war ca. eine Stunde später wirklich wieder
da. :-)
Ehrlichkeit: als ich 1990 als Student an der Trasse war, fuhren wir
mehrmals mit dem Überlandbus in die nächst größere Stadt (Tambow). Der
Bus brauchte ungefähr eine Stunde, war aber immer so voll, daß man nicht
vor zum Fahrer konnte, um dort zu bezahlen. Was machste also? Du gibst
dem Vordermann Dein Fahrgeld. Und der gibt es seinem Vordermann. Das war
wortlos selbstverständlich. Irgendwann kam das Geld nicht nur vorn an,
sondern der Fahrschein und das Wechselgeld (!) kamen auch wieder zurück
bis ganz nach hinten. Es hätte auch keinen Grund gegeben, die paar
Kopeken zu klauen.
P.S.: Der Bus hatte in mehreren Kurven Bodenberührung, die Federung samt
Stoßdämpfung war völlig hinüber. Als der Bus, nachdem wir ausgestiegen
waren, wendete und an uns vorbeifuhr, sahen wir in der linken Außenseite
ein Loch von etwa einem Quadratmeter Größe. Die Karosserie bestand dort
nur noch aus der Innenverschalung ...
Empfehle zur Lektüre Tatiana Metternich-Wassiltchikov, Keime der
Hoffnung - das wahre Russland, Langen-Müller 1989 (antiquarisch
für wenige Tscherwonzen erhältlich).
Im Rahmen einer Tagung des Internationalen Automobilrennsport-Verbandes,
in dessen Präsidium der Verf. Mann, Fürst Paul Metternich, war,
wurde bei Moskau eine Fabrik, die Automobile herstellte, besichtigt.
Zur Überprüfung wurden die fertigen Autos mit Wasser beregnet und es
stellte sich raus, daß die Kofferräume völlig vollgelaufen waren.
Interessierte aber nicht, die Wagen wurden so ausgeliefert - FR
Mann das war ein Mosi da gehört so was zum Designe.
Chr. Maercker
2019-01-29 08:14:01 UTC
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Post by Torsten Mueller
Ehrlichkeit: als ich 1990 als Student an der Trasse war, fuhren wir
mehrmals mit dem Überlandbus in die nächst größere Stadt (Tambow). Der
Bus brauchte ungefähr eine Stunde, war aber immer so voll, daß man nicht
vor zum Fahrer konnte, um dort zu bezahlen. Was machste also? Du gibst
dem Vordermann Dein Fahrgeld. Und der gibt es seinem Vordermann. Das war
wortlos selbstverständlich. Irgendwann kam das Geld nicht nur vorn an,
sondern der Fahrschein und das Wechselgeld (!) kamen auch wieder zurück
bis ganz nach hinten. Es hätte auch keinen Grund gegeben, die paar
Kopeken zu klauen.
Diese "Story" wurde schon im Russischunterricht (1960er) erzählt.
Umgekehrt machten solche Witze die Runde, wie der, wo Fritzchens Papa
die Hand aus der Luke eines Panzers hält und stets weiß, in welchem Land
sie sich befinden:
Papa: Jetzt sind wir in der Sowjetunion.
Fritzchen: Wie haste das gemerkt?
Papa: Meine Uhr ist weg.
Post by Torsten Mueller
P.S.: Der Bus hatte in mehreren Kurven Bodenberührung, die Federung samt
Stoßdämpfung war völlig hinüber. Als der Bus, nachdem wir ausgestiegen
waren, wendete und an uns vorbeifuhr, sahen wir in der linken Außenseite
ein Loch von etwa einem Quadratmeter Größe. Die Karosserie bestand dort
nur noch aus der Innenverschalung ...
Ähnliches hab ich in einem Linienbus im Raum Zakopane erlebt. Da
Bodenbleche und Türen teilweise durchgerostet waren, konnte man dabei
sogar zuschauen. ;-)
--
CU Chr. Maercker.
klaus r.
2019-01-29 08:38:18 UTC
Permalink
Am Tue, 29 Jan 2019 09:14:01 +0100
Post by Chr. Maercker
Post by Torsten Mueller
P.S.: Der Bus hatte in mehreren Kurven Bodenberührung, die Federung
samt Stoßdämpfung war völlig hinüber. Als der Bus, nachdem wir
ausgestiegen waren, wendete und an uns vorbeifuhr, sahen wir in der
linken Außenseite ein Loch von etwa einem Quadratmeter Größe. Die
Karosserie bestand dort nur noch aus der Innenverschalung ...
Ähnliches hab ich in einem Linienbus im Raum Zakopane erlebt. Da
Bodenbleche und Türen teilweise durchgerostet waren, konnte man dabei
sogar zuschauen. ;-)
Materielle Mängel waren in Polen oder der SU durchaus zu finden. Dafür
waren die Menschen als Ausgleich sehr herzlich. Das hat sich nach der
Wende sehr schnell geändert. Heute hecheln auch sie nur noch dem Gott
Mammon hinterher, in den Städten zumindest. Schade eigentlich. Gleiches
gilt auch für die ehemalige DDR.

Klaus
--
Natürlich hat jeder eine eigene Meinung. Nur weiss auch jeder,
wo diese eigene Meinung herkommt? (Lisa Fitz)
Bevor ich mich uffreg, isset mir lieber egal (auch Lisa Fitz)
Veith
2019-01-29 14:43:09 UTC
Permalink
Post by Chr. Maercker
Umgekehrt machten solche Witze die Runde, wie der, wo Fritzchens Papa
die Hand aus der Luke eines Panzers hält und stets weiß, in welchem Land
Papa: Jetzt sind wir in der Sowjetunion.
Fritzchen: Wie haste das gemerkt?
Papa: Meine Uhr ist weg.
Kenne ich nur als Polen-Witz.

In meiner Kinderzeit stand hin und wieder sowjetische Regulierer im Dorf bzw.
saßen im Buswartehäuschen, um möglichen Kolonnen den Weg zu weisen.

An deren Verpflegung hat sich mir die Fischbüchse eingepägt, deren Inhalt
scheinbar nur aus Öl und Zwiebelringen bestand.

Sie von uns Dorfkinder belagert und ohne ein geschenktes Abzeichen verzog sich
kein Kind. Die Älteren haben an den Machorkas gezogen.

Pe" DDR-Luftwaffe.de "ter
René Marquardt
2019-01-29 14:48:09 UTC
Permalink
Post by Veith
Die Älteren haben an den Machorkas gezogen.
Махорка ist die Tabaksorte. Die Zigaretten heiss
Florian Ritter
2019-01-30 15:53:23 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Post by Veith
Die Älteren haben an den Machorkas gezogen.
Махорка ist die Tabaksorte.
Soweit ich berichtet bin ist das keine Tabaksorte, vielmehro der
Name eines Papirossenherstellers im zarischen Rußland.
Post by René Marquardt
Die Zigaretten heissen Папироса, plural Папиросы.
Ich lasse mir gern eine Belomorkanal aus dem Mundwinkel hängen - FR
René Marquardt
2019-01-30 16:00:38 UTC
Permalink
Post by Florian Ritter
Post by René Marquardt
Post by Veith
Die Älteren haben an den Machorkas gezogen.
Махорка ist die Tabaksorte.
Soweit ich berichtet bin ist das keine Tabaksorte, vielmehro der
Name eines Papirossenherstellers im zarischen Rußland.
Liegste mal wieder falsch, Juchendfreund.
Es handelt sich bei Machorka um den Bauern-Tabak (Nicotiana rustica),
im Gegensatz zum Virginia-Tabak (Nicotiana tabacum), der heute
marktbeherrschenden Tabaksorte.
Peter Veith
2019-01-30 17:04:09 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Post by Florian Ritter
Post by René Marquardt
Post by Veith
Die Älteren haben an den Machorkas gezogen.
Махорка ist die Tabaksorte.
Soweit ich berichtet bin ist das keine Tabaksorte, vielmehro der
Name eines Papirossenherstellers im zarischen Rußland.
Liegste mal wieder falsch, Juchendfreund.
Es handelt sich bei Machorka um den Bauern-Tabak (Nicotiana rustica),
im Gegensatz zum Virginia-Tabak (Nicotiana tabacum), der heute
marktbeherrschenden Tabaksorte.
Der Begriff "Marchorka" kommt angeblich von "Mochor" (Faser, Franse) und
bedeute so viel wie "billiger Tabak", meint diese Seite:
https://www.wissen.de/wortherkunft/machorka

Das ändern natürlich nichts daran, daß:
- am billigen Tabak (nur echt mit Prawda gedreht!) gezogen wurde,
- ggf. ein Zigarettenfabrik /-marke so hieß und
- es sich dabei um Nicotiana rustica handelt.

Wer sich für Historisches vom Tabacksbau in Klein-Rußland (Ukraine),
wird hier fündig:
https://dea.digar.ee/cgi-bin/dea?a=d&d=livzeitung18530228.2.4.1

Veith
--
Lieber Reich ins Heim, als heim ins Reich!
http://ddr-luftwaffe.blogspot.com
Wolf gang P u f f e
2019-01-30 18:57:57 UTC
Permalink
Post by Florian Ritter
Post by René Marquardt
Post by Veith
Die Älteren haben an den Machorkas gezogen.
Махорка ist die Tabaksorte.
Soweit ich berichtet bin ist das keine Tabaksorte, vielmehro der
Name eines Papirossenherstellers im zarischen Rußland.
Post by René Marquardt
Die Zigaretten heissen Папироса, plural Папиросы.
Ich lasse mir gern eine Belomorkanal aus dem Mundwinkel hängen - FR
Ein Ritter(!) mit einer russischen Kippe im Mundwinkel?
Da habe ich ein konkretes Bild aus Kindertagen im Kopf! :-D
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Смотреть фильм в большом кинотеатре:


W.
Uwe Schickedanz
2019-01-31 07:07:12 UTC
Permalink
On Wed, 30 Jan 2019 19:57:57 +0100, Wolf gang P u f f e
Post by Wolf gang P u f f e
Post by Florian Ritter
Post by Veith
Die Älteren haben an den Machorkas gezogen.
??????? ist die Tabaksorte.
Soweit ich berichtet bin ist das keine Tabaksorte, vielmehro der
Name eines Papirossenherstellers im zarischen Rußland.
Die Zigaretten heissen ????????, plural ????????.
Ich lasse mir gern eine Belomorkanal aus dem Mundwinkel hängen - FR
Ein Ritter(!) mit einer russischen Kippe im Mundwinkel?
Da habe ich ein konkretes Bild aus Kindertagen im Kopf! :-D
http://www.server-alpha.de/diverses/nu-pogodi.jpg
http://youtu.be/dmNrpPE0ngI
Welche Sprache ist denn "Na, pagauk!" ?


Gruß Uwe
--
"Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder
einer Partei - mögen sie noch so zahlreich sein - ist keine Freiheit.
Freiheit ist immer nur Freiheit des anders Denkenden."
=== http://www.sicherheitslampe.de ===
klaus r.
2019-01-28 13:01:39 UTC
Permalink
Am Mon, 28 Jan 2019 12:32:12 +0100
Post by Chr. Maercker
Post by klaus r.
Direkt nach Kriegsende habe ich in Ostdeutschland in einer Stadt mit
sowjetischer Garnison gelebt. Wirklich Negatives kann ich über die
russischen Soldaten nicht sagen. Ich habe sie als sehr kinderlieb
aber auch als sehr trinkfreudig in Erinnerung. Trinkfreudig? Nach
all dem von ihnen Erlebten? Kann man ihnen das verdenken?
Mir scheint, die Liebe der Russen zum Wodka ist relativ unabhängig von
ihren Kriegserlebnissen. Wobei ich damit keinesfalls ausschließen
will, dass es etliche Leute gab, die sie mittels Suff "verarbeitet"
haben.
Post by klaus r.
Wie sind Eure Erinnerungen, also Selbsterlebtes? Nicht das, was man
sich so erzählt?
Dazu hätte ich was sehr passendes: ca. 1965/66 hat sich ein
Sowjetsoldat unser Mifa-Rad zum Schnapsholen geborgt. Als
sozialistisch wohlerzogene Kinder haben wir einem sowjetischen Freund
diesen Wunsch natürlich nicht verwehrt. Unsere Eltern fanden das
freilich weniger gut und haben eher nicht an die Rückkehr des
Fahrrades geglaubt. Aber es war ca. eine Stunde später wirklich
wieder da. :-)
Ansonsten wurden die "Freunde" nur dann böse, wenn wir an deren
Kaserne durch den Bretterzaun schauen wollten und ein Posten in der
Nähe war. Aber auch das nur bis in die 1970er. Ab 1988 bin ich mitten
durch die gleiche Kaserne ins Magasin einkaufen geradelt. :-)
Zu tun hatten wir mit ihnen einklich immer geschäftlich: entweder
wollten sie Zigaretten oder sie wollten uns ihre VEF-Radios verkaufen.
Und die Offiziere haben gern unsere Klaviere gekauft, besonders gern
die mit Hochglanz-Politura. Das war wichtiger als der Klang. Für uns
als Kinder fielen bisweilen ein paar "Konfety" - oder bunte
Abzeichen. ;-)
Die eigentliche Kaserne lag bei uns sehr ausserhalb. Mit den normalen
Soldaten kamen wir nur in Berührung, wenn sie ins Städtchen kamen oder
am Bahnhof verladen wurden. Manchmal kamen sie auch in kleinen Gruppen
in die Schule, um "die Freundschaft zu festigen". Diese Treffen habe
ich in guter Erinnerung, schon wie Du sagst, es gab immer schöne
Abzeichen.
An Übergriffen der Bevölkerung gegenüber ist kaum etwas bekannt
geworden. Einmal soll ein betrunkener und randalierender Soldat im Ort
gesehen worden sein, der aber schnell von der Militärpolizei ziemlich
unsanft weggebracht wurde. Wie so etwas abging, habe ich einmal mit
eigenen Augen gesehen, etwa 1956 am Bahnhof bei einem Truppentransport:
Ein Soldat wollte soo gerne mit meinem roten Diamant-Fahrrad fahren. Ich
liess ihn. Er blieb in der Nähe und fuhr einige Runden im Kreis. Das
sah wohl ein Offizier. Ganz schnell waren andere Soldaten da, schmissen
den Fahrradfahrer auf die Ladepritsche eines LKWs (nachdem er eine
gehörige Tracht Prügel mit einem Koppel bekommen hatte) und karrten ihn
weg. Das war eines der ersten Male, welche mich an Freundschaft
ernsthaft zweifeln liess. Der Mann hatte nichts weiter getan, als ein
paar Runden auf einem Fahrrad zu fahren. Das erinnerte schon sehr an
Tolstois Erzählungen.

Klaus
--
Natürlich hat jeder eine eigene Meinung. Nur weiss auch jeder,
wo diese eigene Meinung herkommt? (Lisa Fitz)
Bevor ich mich uffreg, isset mir lieber egal (auch Lisa Fitz)
Martin Ebert
2019-01-28 22:21:08 UTC
Permalink
Post by klaus r.
Direkt nach Kriegsende habe ich in Ostdeutschland in einer Stadt mit
sowjetischer Garnison gelebt
Wie sind Eure Erinnerungen, also Selbsterlebtes? Nicht das, was man
sich so erzählt?
Da Kriminalität schon erwähnt wurde - ich kann mit Fakten dienen.
Und zwar für die 1980er Jahre, eine Region mit durchaus großer
GSSD-Besetzung.

Das MfS hatte schwere Kriminalität erfasst, mir liegen Einzel-
listen in Kopie vor. (Leichte Kriminalität wie das berühmte
Fahrrad oder der Laubeneinbruch interessierte das MfS nicht.)

Relativ häufig war Schusswaffengebrauch, in dem Sinne, dass sich
das Projektil nicht dahin bewegte, wo es hin sollte. Häufig
war auch, dass Waffen und/oder Munition gefunden wurden. Auch
der Komplex der körperlichen Gewalt ist ordentlich vertreten.
Und auch sexuelle Nötigung.

Fahnenflucht mit Gewaltanwendung kommt eher selten vor; das wird
durch orale Historienbildung stark aufgepustet.

Leider habe ich keine wirklichen Vergleichszahlen. Aber wenn
man die Truppenstärke (inklusive Zivilisten) mit 450.000
annimmt, drängt sich der Eindruck auf, dass Schwerkriminalität
nicht über das DDR-übliche Maß hinaus ging, möglicherweise sogar
eher weniger war.

Bei Leichtkriminalität sieht es deutlich anders aus, da habe
ich mündliche Berichte von Angehörigen der DVP: Fahrraddiebstahl,
Laubeneinbrüche, aber auch Hehlerei waren deutlich überrepräsentiert.

Mt
Chr. Maercker
2019-01-29 08:23:48 UTC
Permalink
Post by Martin Ebert
Relativ häufig war Schusswaffengebrauch, in dem Sinne, dass sich
das Projektil nicht dahin bewegte, wo es hin sollte.
Bei welchem Anlass? Bei Übungen kam es bei der NVA auch vor.
Post by Martin Ebert
war auch, dass Waffen und/oder Munition gefunden wurden.
Bei russischen Soldaten oder bei Deutschen?
Post by Martin Ebert
der Komplex der körperlichen Gewalt ist ordentlich vertreten.
Da sind mir nur gelegentliche Kneipenschlägereien in Erinnerung.
Post by Martin Ebert
Und auch sexuelle Nötigung.
Kenne ich fast nur aus der Zeit 1944..50.
Post by Martin Ebert
Leider habe ich keine wirklichen Vergleichszahlen. Aber wenn
man die Truppenstärke (inklusive Zivilisten) mit 450.000
annimmt, drängt sich der Eindruck auf, dass Schwerkriminalität
nicht über das DDR-übliche Maß hinaus ging, möglicherweise sogar
eher weniger war.
Wobei da wohl Armee mit Armee verglichen werden müsste. Durch
Ladendiebstahl sind die "Freunde" z.B. kaum aufgefallen, oder?
Post by Martin Ebert
Bei Leichtkriminalität sieht es deutlich anders aus, da habe
ich mündliche Berichte von Angehörigen der DVP: Fahrraddiebstahl,
Laubeneinbrüche, aber auch Hehlerei waren deutlich überrepräsentiert.
Die Soldaten haben gern mal Obst in Kleingärten geklaut. Aus den Lauben
haben sie wohl Kleinkram (Kofferradios etc.) zum Verticken mitgehen
lassen - oder natürlich Schnaps/Zigaretten. Was ham die einklich mit
geklauten Fahrrädern gemacht? Auch verhökert? Soldaten und Uffze konnten
die ja kaum mit in die Kaserne nehmen. Offiziere schon eher, aber die
hatten das eher nicht nötig.
--
CU Chr. Maercker.
Martin Ebert
2019-01-31 00:34:01 UTC
Permalink
Post by Chr. Maercker
Post by Martin Ebert
Relativ häufig war Schusswaffengebrauch, in dem Sinne, dass sich
das Projektil nicht dahin bewegte, wo es hin sollte.
Bei welchem Anlass? Bei Übungen kam es bei der NVA auch vor.
Bei Übungen. Kolja sah die Sache der Sicherheit deutlich
lockerer als die NVA.
Post by Chr. Maercker
Post by Martin Ebert
war auch, dass Waffen und/oder Munition gefunden wurden.
Bei russischen Soldaten oder bei Deutschen?
Kolja vergaß Waffe und/oder Munition. DDR-Bürger findet dies.
Post by Chr. Maercker
Post by Martin Ebert
der Komplex der körperlichen Gewalt ist ordentlich vertreten.
Da sind mir nur gelegentliche Kneipenschlägereien in Erinnerung.
Für die 1980er Jahre und den Raum Dessau-Bitterfeld-Wittenberg
war das schon häufiger.
Post by Chr. Maercker
Post by Martin Ebert
Und auch sexuelle Nötigung.
Kenne ich fast nur aus der Zeit 1944..50.
Unter sexuelle Nötigung subsumierte man auch den Versuch.
Das geschah nun nicht mehr hordenweise, aber das gab es
deutlich.
Post by Chr. Maercker
Post by Martin Ebert
Leider habe ich keine wirklichen Vergleichszahlen. Aber wenn man
die Truppenstärke (inklusive Zivilisten) mit 450.000 annimmt,
drängt sich der Eindruck auf, dass Schwerkriminalität nicht über
das DDR-übliche Maß hinaus ging, möglicherweise sogar eher weniger
war.
Wobei da wohl Armee mit Armee verglichen werden müsste.
Ich muss es ja nicht rechnen, ich habe die Zahlen nicht. Aber
da könnte man mit der Auswahl der Gegenprobe viel falsch machen,
das ist klar.
Post by Chr. Maercker
Durch Ladendiebstahl sind die "Freunde" z.B. kaum aufgefallen, oder?
In meinen Kopien nicht ein einziger Fall. Warum auch? Im Grunde
kamen nur Offiziere raus. Und die verdienten im DDR-Vergleich (!)
unverschämt gut.
Post by Chr. Maercker
Post by Martin Ebert
Bei Leichtkriminalität sieht es deutlich anders aus, da habe ich
mündliche Berichte von Angehörigen der DVP: Fahrraddiebstahl,
Laubeneinbrüche, aber auch Hehlerei waren deutlich
überrepräsentiert.
Die Soldaten haben gern mal Obst in Kleingärten geklaut.
Der blanke Hunger. Und deren EK-Bewegung war deutlich schärfer
als die unsere: Da wurden die ärmsten Schweine zum klauen
geschickt.
Post by Chr. Maercker
Aus den Lauben haben sie wohl Kleinkram (Kofferradios etc.) zum
Verticken mitgehen lassen - oder natürlich Schnaps/Zigaretten.
So ist es. Zudem Eingemachtes sowie gelagertes Obst (Äpfel).
Post by Chr. Maercker
Was ham die einklich mit geklauten Fahrrädern gemacht? Auch
verhökert? Soldaten und Uffze konnten die ja kaum mit in die Kaserne
nehmen. Offiziere schon eher, aber die hatten das eher nicht nötig.
Ich kann das nur für meinen Standort seriös beantworten:
Offizier klaute Fahrrad und nahm es mit in den Keller eines
Kasernengebäudes. Das nahm hier [tm] derartige Ausmaße (der
Kreis mit der höchsten Anzahl geklauter Fahrräder) an, dass
das VPKA mit der auch hier anwesenden Kommandantua einen Deal
machte:

Periodisch gingen mehrere DVP-Angehörige in Begleitung eines
Kommandantur-Offiziers durch die Kasernen- und Wohnblockkeller.
Pro sowjetischer Offiziersfamilie wurde ein Fahrrad als recht-
mäßig angenommen. Der Rest wurde eingesammelt, kam auf W50 und
von dort ins Fundbüro.

Mt
Chr. Maercker
2019-01-31 11:08:56 UTC
Permalink
Post by Martin Ebert
Bei Übungen. Kolja sah die Sache der Sicherheit deutlich
lockerer als die NVA.
ACK, "Mumpeln" wurden z.B. nicht abgezählt, sondern ins Käppi gekippt.
Post by Martin Ebert
Post by Chr. Maercker
Post by Martin Ebert
war auch, dass Waffen und/oder Munition gefunden wurden.
Bei russischen Soldaten oder bei Deutschen?
Kolja vergaß Waffe und/oder Munition. DDR-Bürger findet dies.
Leere Patronenhülsen haben wir als Kinder ab und an gesammelt, volle
waren da kaum jemals bei, Waffen nie. Andererseits gab es Gerüchte, dass
man für ein paar Flaschen Wodka eine Kalaschnikow und/oder Muni bekommen
konnte.
Post by Martin Ebert
Post by Chr. Maercker
Post by Martin Ebert
der Komplex der körperlichen Gewalt ist ordentlich vertreten.
Da sind mir nur gelegentliche Kneipenschlägereien in Erinnerung.
Für die 1980er Jahre und den Raum Dessau-Bitterfeld-Wittenberg
war das schon häufiger.
Die Häufigkeit war evtl. standortabhängig. Aus Magdeburg, wo es zwei
mind. drei ziemlich große Russenkasernen gab, hab ich nix dgl.
vernommen, aus Halle (zwei große Kasernen) ebenfalls selten.
Post by Martin Ebert
Post by Chr. Maercker
Post by Martin Ebert
Und auch sexuelle Nötigung.
Kenne ich fast nur aus der Zeit 1944..50.
Unter sexuelle Nötigung subsumierte man auch den Versuch.
Das geschah nun nicht mehr hordenweise, aber das gab es
deutlich.
Kein Wunder, Soldaten unterscheiden sich in dieser Hinsicht wenig.
Obendrein mussten die Russen deutlich länger dienen als wir und hatten
kaum Urlaub.
Post by Martin Ebert
Post by Chr. Maercker
Durch Ladendiebstahl sind die "Freunde" z.B. kaum aufgefallen, oder?
In meinen Kopien nicht ein einziger Fall. Warum auch? Im Grunde
kamen nur Offiziere raus. Und die verdienten im DDR-Vergleich (!)
unverschämt gut.
Mehr als NVA-Brote? Die verdienten im DDR-Vergleich auch unverschämt
gut, dito MfS & Co.
Post by Martin Ebert
Post by Chr. Maercker
Die Soldaten haben gern mal Obst in Kleingärten geklaut.
Der blanke Hunger.
bzw. Mangelernährung. Deren Kassernenfraß war vom feinsten. Was die NVA
auskellte, hatte etwa Werksküchen-Niveau, Mensa-Essen konnte da nicht
mithalten, Kascha-Küche erst recht nicht.
Post by Martin Ebert
Und deren EK-Bewegung war deutlich schärfer
als die unsere: Da wurden die ärmsten Schweine zum klauen
geschickt.
Gut möglich. An Feiertagen gab es meines Wissens in manchen Objekten
Schweinefleisch aus kaserneneigener Produktion. Auf jeden Fall haben die
Borstenvieh gehalten und auch geschlachtet, das könnte man bisweilen hören.
Post by Martin Ebert
Post by Chr. Maercker
Aus den Lauben haben sie wohl Kleinkram (Kofferradios etc.) zum
Verticken mitgehen lassen - oder natürlich Schnaps/Zigaretten.
So ist es. Zudem Eingemachtes sowie gelagertes Obst (Äpfel).
Stimmt, Weckgläser waren vor denen auch nicht sicher.
Post by Martin Ebert
Post by Chr. Maercker
Was ham die einklich mit geklauten Fahrrädern gemacht? Auch
verhökert? Soldaten und Uffze konnten die ja kaum mit in die Kaserne
nehmen. Offiziere schon eher, aber die hatten das eher nicht nötig.
Offizier klaute Fahrrad und nahm es mit in den Keller eines
Kasernengebäudes. Das nahm hier [tm] derartige Ausmaße (der
Kreis mit der höchsten Anzahl geklauter Fahrräder) an, dass
das VPKA mit der auch hier anwesenden Kommandantua einen Deal
Periodisch gingen mehrere DVP-Angehörige in Begleitung eines
Kommandantur-Offiziers durch die Kasernen- und Wohnblockkeller.
Pro sowjetischer Offiziersfamilie wurde ein Fahrrad als recht-
mäßig angenommen. Der Rest wurde eingesammelt, kam auf W50 und
von dort ins Fundbüro.
So einfach war soz. Recht. :-D
--
CU Chr. Maercker.
Torsten Mueller
2019-01-31 12:26:02 UTC
Permalink
Post by Chr. Maercker
Bei Übungen. Kolja sah die Sache der Sicherheit deutlich lockerer als
die NVA.
ACK, "Mumpeln" wurden z.B. nicht abgezählt, sondern ins Käppi gekippt.
Pah, mehrfach während meines ruhmreichen Dienstes selbst erlebt. Wird
mir wieder keiner glauben.

Ich hab beispielsweise eine Übung mitgemacht (Klietz, Juni 1988), bei
der es scharfe Munition (MPi) in den bekannten Zehnerpackungen als
Schüttgut gab, erst jeder sein Käppi voll und was dann noch übrig war
wurde lose verteilt.

Mindestens die Hälfte davon ließen viele stillschweigend verschwinden,
d.h. sie wurde bei nächster Gelegenheit verbuddelt, gleich mit der
Verpackung, nämlich um sie nicht in der eigenen Waffe verschießen zu
müssen. Dieses Verbuddeln war eine übliche und gängige Praxis
insbesondere bei den besonders dreckenden Platzpatronen.

T.M.
Chr. Maercker
2019-01-31 16:42:09 UTC
Permalink
Torsten Mueller wrote:
["Mumpeln" wurden z.B. nicht abgezählt, sondern ins Käppi gekippt]
Post by Torsten Mueller
Pah, mehrfach während meines ruhmreichen Dienstes selbst erlebt. Wird
mir wieder keiner glauben.
Bei der NVA kam es vor, dass Restmuni verballert werden musste - oder
halt auf andere Weise verschwinden.
Post by Torsten Mueller
Ich hab beispielsweise eine Übung mitgemacht (Klietz, Juni 1988), bei
der es scharfe Munition (MPi) in den bekannten Zehnerpackungen als
Schüttgut gab, erst jeder sein Käppi voll und was dann noch übrig war
wurde lose verteilt.
Zehnerpacks? Beim PR-15 gab es WIMRE nur lose, aber abgezählt.
--
CU Chr. Maercker.
Torsten Mueller
2019-01-31 17:10:14 UTC
Permalink
Post by Chr. Maercker
Post by Torsten Mueller
Ich hab beispielsweise eine Übung mitgemacht (Klietz, Juni 1988), bei
der es scharfe Munition (MPi) in den bekannten Zehnerpackungen als
Schüttgut gab, erst jeder sein Käppi voll und was dann noch übrig war
wurde lose verteilt.
Zehnerpacks? Beim PR-15 gab es WIMRE nur lose, aber abgezählt.
Ich weiß nicht, wie es beim Kaliber 7.62 war. Unsere Patronen Kaliber
5.45 gab es oft in Zehnerpackungen. Das waren ungefähr quadratische,
grüngelbe, durchsichtige Plaste-Schälchen, so 7x7cm, mit einem
aufgeklebten Deckel aus festem gewachsten oder geölten Papier wasser-
und staubdicht verschlossen. Darin ein öliges Mikroklima, was die
Einsatzbereitschaft gegenüber losen Patronen wesentlich erhöhte. Diese
Dinger werden heute noch zu hunderten auf den Übungsplätzen herumliegen.

T.M.
René Marquardt
2019-01-31 17:16:28 UTC
Permalink
Post by Torsten Mueller
Post by Chr. Maercker
Post by Torsten Mueller
Ich hab beispielsweise eine Übung mitgemacht (Klietz, Juni 1988), bei
der es scharfe Munition (MPi) in den bekannten Zehnerpackungen als
Schüttgut gab, erst jeder sein Käppi voll und was dann noch übrig war
wurde lose verteilt.
Zehnerpacks? Beim PR-15 gab es WIMRE nur lose, aber abgezählt.
Ich weiß nicht, wie es beim Kaliber 7.62 war. Unsere Patronen Kaliber
5.45 gab es oft in Zehnerpackungen. Das waren ungefähr quadratische,
grüngelbe, durchsichtige Plaste-Schälchen, so 7x7cm, mit einem
aufgeklebten Deckel aus festem gewachsten oder geölten Papier wasser-
und staubdicht verschlossen. Darin ein öliges Mikroklima, was die
Einsatzbereitschaft gegenüber losen Patronen wesentlich erhöhte. Diese
Dinger werden heute noch zu hunderten auf den Übungsplätzen herumliegen.
Ich hab da mal was vorbereitet:

Loading Image...
Torsten Mueller
2019-02-01 05:49:53 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Post by Torsten Mueller
Post by Chr. Maercker
Zehnerpacks? Beim PR-15 gab es WIMRE nur lose, aber abgezählt.
Ich weiß nicht, wie es beim Kaliber 7.62 war. Unsere Patronen
Kaliber 5.45 gab es oft in Zehnerpackungen. Das waren ungefähr
quadratische, grüngelbe, durchsichtige Plaste-Schälchen, so 7x7cm,
mit einem aufgeklebten Deckel aus festem gewachsten oder geölten
Papier wasser- und staubdicht verschlossen. Darin ein öliges
Mikroklima, was die Einsatzbereitschaft gegenüber losen Patronen
wesentlich erhöhte. Diese Dinger werden heute noch zu hunderten auf
den Übungsplätzen herumliegen.
https://i.imgur.com/7qUtHVJ.jpg
Immerhin, doch nicht alles Lüge. Die Kerben an der Hülse sind allerdings
merkwürdig, ebenso wie das graue Geschoß. Hab ich so nie gesehen. Das
Geschoß war außenrum immer messingfarben (Platzpatronen weiß), und die
Hülse war glatt.

T.M.
Veith
2019-02-01 08:40:36 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
https://i.imgur.com/7qUtHVJ.jpg
Die Kerben an der Hülse sind allerdings merkwürdig, ebenso wie
das graue Geschoß. Hab ich so nie gesehen. Das Geschoß war außenrum immer
messingfarben (Platzpatronen weiß), und die Hülse war glatt.
Unsere Platzpatronen (die guten alten) sahen noch so aus:
Loading Image... (natürlich nicht so abgeranzt).

Eine Exerzierpatrone:
Loading Image...
(gab es auch für Pistole)

Und natürlich auch "Full Metal Jacket":
Loading Image... (in der Mitte).

Die zur Wache oder beim Übungsschißen waren mit Ringen farblich gekennzeichnet,
damit die normalen von Leuchtspurch und Panzerbrand unetrschieden werden konnte.
Dafür gab es eine Munitionierungsreihenfolge. An diese und die Farben kann ich
mich nicht mehr erinnern.

Weiße Ringe waren WIMRE nicht dabei.

Pe" DDR-Luftwaffe.de "ter
Torsten Mueller
2019-02-01 09:44:34 UTC
Permalink
Post by Veith
http://7.62x54r.net/MosinID/A0799.jpg (natürlich nicht so abgeranzt).
Ich weiß. Die Platzpatrone der AK-74 jedoch sah anders aus. Sie hatte
ein echtes "Geschoß" aus weißem Kunststoff in voller Größe und Länge
eines richtigen Geschosses, hier links im Bild:
Loading Image...

Dieses Plaste-Dings wurde beim Schuß im Lauf nach vorn gedrückt und
zerbröselte spätestens an der auf die Mündung aufgeschraubten und zu
diesem Zweck sehr solide ausgeführten Platzpatronendüse ("Plapadü"):
Loading Image...

Wie man sieht, ist diese größer als die, die man von 7.62er Waffen
kennt. Die Krümel dieses Pseudo-Geschosses flogen dann nach vorn aus der
Platzpatronendüse heraus, hatten aber nur noch wenig Energie.

Aufgrund der starken Bremswirkung dieser Düse verblieb überraschend viel
Dreck in der Waffe, weshalb die Verwendung von Platzpatronen bei allen
unbeliebt war und nur selten praktiziert wurde.

T.M.
Uwe Schickedanz
2019-02-01 12:45:41 UTC
Permalink
On Fri, 01 Feb 2019 10:44:34 +0100, Torsten Mueller
Post by Torsten Mueller
Post by Veith
http://7.62x54r.net/MosinID/A0799.jpg (natürlich nicht so abgeranzt).
Ich weiß. Die Platzpatrone der AK-74 jedoch sah anders aus. Sie hatte
ein echtes "Geschoß" aus weißem Kunststoff in voller Größe und Länge
https://wiki.waffen-online.de/images/e/e3/P1060394_800.jpg
Dieses Plaste-Dings wurde beim Schuß im Lauf nach vorn gedrückt und
zerbröselte spätestens an der auf die Mündung aufgeschraubten und zu
https://i.ebayimg.com/00/s/MTIwMFgxNjAw/z/QFAAAOSwRsxcOPLC/$_57.JPG?set_id=8800005007
Wie man sieht, ist diese größer als die, die man von 7.62er Waffen
kennt. Die Krümel dieses Pseudo-Geschosses flogen dann nach vorn aus der
Platzpatronendüse heraus, hatten aber nur noch wenig Energie.
Aufgrund der starken Bremswirkung dieser Düse verblieb überraschend viel
Dreck in der Waffe, weshalb die Verwendung von Platzpatronen bei allen
unbeliebt war und nur selten praktiziert wurde.
Ich kenne nur die gecrimpten Platzmumpeln.

Gruß Uwe
--
"Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder
einer Partei - mögen sie noch so zahlreich sein - ist keine Freiheit.
Freiheit ist immer nur Freiheit des anders Denkenden."
=== http://www.sicherheitslampe.de ===
Wolf gang P u f f e
2019-02-01 15:43:45 UTC
Permalink
Post by Veith
http://7.62x54r.net/MosinID/A0799.jpg (natürlich nicht so abgeranzt).
Wie soll sich ohne jegliches Projektil im Lauf genügend Gasdruck fürs
automatische Nachladen aufbauen können? Bei der Kaschi musste da ja
einiges an Masse bewegt und Federkraft überwunden werden.
Oder waren diese Platzer nur für Einzelschuss und manuelles Nachladen?

W.
René Marquardt
2019-02-01 15:46:22 UTC
Permalink
Post by Wolf gang P u f f e
Post by Veith
http://7.62x54r.net/MosinID/A0799.jpg (natürlich nicht so abgeranzt).
Wie soll sich ohne jegliches Projektil im Lauf genügend Gasdruck fürs
automatische Nachladen aufbauen können? Bei der Kaschi musste da ja
einiges an Masse bewegt und Federkraft überwunden werden.
Oder waren diese Platzer nur für Einzelschuss und manuelles Nachladen?
Wurde oben im Thread bereits erwaehnt, unter dem Stichwort
"Platzpatronenduese" oder so. In Hollywood heisst das
"blank firing adapter" und ist eine vorne am Lauf angebrachte
Duese, die fuer den noetigen Druck in der Waffe sorgt.
Wolf gang P u f f e
2019-02-01 16:01:24 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Post by Wolf gang P u f f e
Post by Veith
http://7.62x54r.net/MosinID/A0799.jpg (natürlich nicht so abgeranzt).
Wie soll sich ohne jegliches Projektil im Lauf genügend Gasdruck fürs
automatische Nachladen aufbauen können? Bei der Kaschi musste da ja
einiges an Masse bewegt und Federkraft überwunden werden.
Oder waren diese Platzer nur für Einzelschuss und manuelles Nachladen?
Wurde oben im Thread bereits erwaehnt, unter dem Stichwort
"Platzpatronenduese" oder so. In Hollywood heisst das
"blank firing adapter" und ist eine vorne am Lauf angebrachte
Duese, die fuer den noetigen Druck in der Waffe sorgt.
Alles klar.

Torsten Mueller
2019-02-01 15:52:34 UTC
Permalink
Post by Wolf gang P u f f e
Post by Veith
http://7.62x54r.net/MosinID/A0799.jpg (natürlich nicht so abgeranzt).
Wie soll sich ohne jegliches Projektil im Lauf genügend Gasdruck fürs
automatische Nachladen aufbauen können?
Das von mir zeitweilig als Sportgerät benutzte 7.62er lMG konnte
aufgrund seines biblischen Alters schon mit scharfem Schuß nicht
ordnungsgemäß nachladen. Dort blieb der Verschluß sogar einfach hinten,
wenn er keine Lust mehr hatte. Immer eine Freude, wenn einer mit dicken
Schulterstücken mit dem Fernglas neben einem stand und irgendwo am
Horizont Schießergebnisse sehen wollte. Bei Platzpatronen war es ganz
aus, Düse hin oder her, da war es nur so eine Art Flitzebogen mit
Zweibein (ohne Pfeil natürlich).

T.M.
Chr. Maercker
2019-02-01 06:23:36 UTC
Permalink
Post by Torsten Mueller
Ich weiß nicht, wie es beim Kaliber 7.62 war.
OK, ich kenne nur 7.62 mm und größer. Kleinere Kaliber nur für Lufgewehr
oder KK-MPi. KK-Patronen waren in großeren Mengen in Kartons abgepackt.
Post by Torsten Mueller
Unsere Patronen Kaliber 5.45 gab es oft in Zehnerpackungen.
Waffen, mit Kaliber 5.45 habe ich Mitte 1970er bei der NVA keine
kennengelernt. Wurden die evtl. erst in den 1980ern eingeführt? Die
Post by Torsten Mueller
Das waren ungefähr quadratische,
grüngelbe, durchsichtige Plaste-Schälchen, so 7x7cm, mit einem
aufgeklebten Deckel aus festem gewachsten oder geölten Papier wasser-
und staubdicht verschlossen.
--
CU Chr. Maercker.
Torsten Mueller
2019-02-01 06:42:30 UTC
Permalink
Post by Chr. Maercker
Post by Torsten Mueller
Unsere Patronen Kaliber 5.45 gab es oft in Zehnerpackungen.
Waffen, mit Kaliber 5.45 habe ich Mitte 1970er bei der NVA keine
kennengelernt. Wurden die evtl. erst in den 1980ern eingeführt?
Bei den mot.Schützen ab 1987, wobei dies nur die MPi betraf, das lMG
blieb auf 7.62

T.M.
Florian Ritter
2019-01-29 14:03:19 UTC
Permalink
Post by Martin Ebert
Fahnenflucht mit Gewaltanwendung kommt eher selten vor; das wird
durch orale Historienbildung stark aufgepustet.
Nun, wir hatten in Greifswald einen, der war drei Jahre bei einer
Polizeieinheit im Raume Potsdam und berichtete von Einsätzen
im Monatstakt wegen "unerlaubter Entfernung" von Russen.
Post by Martin Ebert
Bei Leichtkriminalität sieht es deutlich anders aus, da habe
ich mündliche Berichte von Angehörigen der DVP: Fahrraddiebstahl,
Laubeneinbrüche, aber auch Hehlerei waren deutlich überrepräsentiert.
Ein Landarzt in der Altmark hatte eine einsam gelegene
Jagdhütte, in die brachen ständig Russen ein. Präventiv
stellte er deutlich sichtbar eine Flache Wodka auf den
Tisch, deren Inhalt er mit Rattengift versetzt hatte -
es gab nur noch einen Aufbruch. Für einen Medicus recht kühn - FR
gunter Kühne
2019-01-29 16:13:47 UTC
Permalink
Post by Florian Ritter
Post by Martin Ebert
Fahnenflucht mit Gewaltanwendung kommt eher selten vor; das wird
durch orale Historienbildung stark aufgepustet.
Nun, wir hatten in Greifswald einen, der war drei Jahre bei einer
Polizeieinheit im Raume Potsdam und berichtete von Einsätzen
im Monatstakt wegen "unerlaubter Entfernung" von Russen.
Kommt zu meiner Zeit, im Raum Dresden, auch hin.
Die üblichen Flugzeuge, neben der Wetterwarnung, damit der Fernschreiber
auch was zu tun bekam.
Post by Florian Ritter
Post by Martin Ebert
Bei Leichtkriminalität sieht es deutlich anders aus, da habe
ich mündliche Berichte von Angehörigen der DVP: Fahrraddiebstahl,
Laubeneinbrüche, aber auch Hehlerei waren deutlich überrepräsentiert.
Ein Landarzt in der Altmark hatte eine einsam gelegene
Jagdhütte, in die brachen ständig Russen ein. Präventiv
stellte er deutlich sichtbar eine Flache Wodka auf den
Tisch, deren Inhalt er mit Rattengift versetzt hatte -
es gab nur noch einen Aufbruch. Für einen Medicus recht kühn - FR
Martin Ebert
2019-01-31 00:44:31 UTC
Permalink
Post by gunter Kühne
Post by Florian Ritter
Post by Martin Ebert
Fahnenflucht mit Gewaltanwendung kommt eher selten vor; das wird
durch orale Historienbildung stark aufgepustet.
Nun, wir hatten in Greifswald einen, der war drei Jahre bei einer
Polizeieinheit im Raume Potsdam und berichtete von Einsätzen
im Monatstakt wegen "unerlaubter Entfernung" von Russen.
Kommt zu meiner Zeit, im Raum Dresden, auch hin.
Darum ging es aber nicht. Bitte genau lesen:
"Fahnenflucht mit Gewaltanwendung"

Der Fahnenflüchtige ist also mit scharfer Waffe und Munition
unterwegs. Und mit Gewaltanwendung meine ich: Er hat auf
seiner Flucht schon geschossen - egal ob Treffer oder nicht.

Auf die heutige Zeit bezogen, würde sofort ein SEK oder bei
abgängigen Spezialeinsatzkräften die GSG-9 angefordert werden.

JEDER DDR-Bürger hörte die Berichte, nach denen die GSSD mit
Schützenpanzer vorfuhr, die Scheune in Brand schoß woraufhin
der Fahnenflüchtige elendig undsoweiter.

Ja, das gab es unbestritten. Das zweifelt niemand an.

1) Meine Aussage war: Fahnenflucht mit Gewaltanwendung kam
eher selten vor; das wird durch orale Historienbildung
stark aufgepustet.
Anders gesagt: Das war viel seltener als der DDR-Volks-
mund glaubt. Da ist sehr viel urban legend bei.

2) Klar ist das sowjetische Vorgehen in solchen Situationen
brachial gewesen. Andererseits urteilen wir heute, heute
würde das SEK ihn leise totschießen, wenn er sich nicht
ergibt.

Tot ist er so oder so.

Damit nicht das geringste Missverständnis aufkommt: Situation
ist: Fahnenflüchtiger mit Waffe, hat Waffe schon aktiv ange-
wendet.

Mt
Wolf gang P u f f e
2019-01-29 18:13:05 UTC
Permalink
Post by Florian Ritter
Ein Landarzt in der Altmark hatte eine einsam gelegene
Jagdhütte, in die brachen ständig Russen ein. Präventiv
stellte er deutlich sichtbar eine Flache Wodka auf den
Tisch, deren Inhalt er mit Rattengift versetzt hatte -
es gab nur noch einen Aufbruch. Für einen Medicus recht kühn - FR
Das is ja fies! Du kannst Leute kennen.

Ein Arbeitskollege aus Cospeda berichtete, dass damals gelegentlich
Ess- und Trinkbares, ohne mutwillige Kollateralschäden, geklaut wurde.
Fleisch und Wurst (nach Schlachtunen wie aufm Dorf üblich), und
Eingemachtes, Kompott und selbstgemachte Marmeladen kam bevorzugt weg.

W.
Guido Grohmann
2019-01-29 21:27:12 UTC
Permalink
Post by Wolf gang P u f f e
Ein Arbeitskollege aus Cospeda berichtete, dass damals gelegentlich
Ess- und Trinkbares, ohne mutwillige Kollateralschäden, geklaut wurde.
Fleisch und Wurst (nach Schlachtunen wie aufm Dorf üblich), und
Eingemachtes, Kompott und selbstgemachte Marmeladen kam bevorzugt weg.
Im Garten meiner Eltern haben die "Russen" aus der naheliegenden Kaserne
fast jedes Jahr die Obstbäume geplündert, mehrfach die mühevoll
selbstgebaute Massivholztür der Gartenlaube aufgebrochen und in der
Laube Saufgelage veranstaltet. Bei uns fanden sie nur Schnapsgläser, die
Flasche Korn haben sie bei einem Nachbarn geklaut.

Die Obstbäume wurden erst dann nicht mehr geplündert, als wir die mit
Mehl eingestäubt und große, selbstegmalte Totenkopfzeichen an die
Baumstämme gepappt hatten.

Ein Nachbar hatte seine Laube mit massiven Fenstergittern ausgestattet,
die haben sie durchgesägt. Die müssen da eine ganze Weile dran gesägt haben.

Das Radio (VEF 201) haben sie aber nie geklaut.

Guido
Florian Ritter
2019-01-30 16:05:33 UTC
Permalink
Post by Guido Grohmann
Post by Wolf gang P u f f e
Ein Arbeitskollege aus Cospeda berichtete, dass damals gelegentlich
Ess- und Trinkbares, ohne mutwillige Kollateralschäden, geklaut wurde.
Fleisch und Wurst (nach Schlachtunen wie aufm Dorf üblich), und
Eingemachtes, Kompott und selbstgemachte Marmeladen kam bevorzugt weg.
Im Garten meiner Eltern haben die "Russen" aus der naheliegenden Kaserne
fast jedes Jahr die Obstbäume geplündert, mehrfach die mühevoll
selbstgebaute Massivholztür der Gartenlaube aufgebrochen und in der
Laube Saufgelage veranstaltet. Bei uns fanden sie nur Schnapsgläser, die
Flasche Korn haben sie bei einem Nachbarn geklaut.
Seit wann braucht ein Iwan Gläser zum Sauffen?
Ein mir bekannter Mathematiker war in der Datenvereinheitlichung
im RGW tätig. Dies war mit zahlreichen Komandirowki ins Vaterland
aller Werktätigen verbunden. Einmal mußte wegen Schneesturms auf
einem Provinzflughafen gelandet werden. Sofort bildete sich
vor dem vergitterten Monopolladen eine Schlange. Ein Obrist
in Uniform orderte drei Halbliterpullen Wodka. Zwei ließ in in
den Taschen seines Mantels verschwinden, eine strudelte er
stehenden Fußes vor der Versorgungseinrichtung rein - FR
Paul
2019-01-30 21:54:05 UTC
Permalink
Post by Florian Ritter
Post by Guido Grohmann
Post by Wolf gang P u f f e
Ein Arbeitskollege aus Cospeda berichtete, dass damals gelegentlich
Ess- und Trinkbares, ohne mutwillige Kollateralschäden, geklaut wurde.
Fleisch und Wurst (nach Schlachtunen wie aufm Dorf üblich), und
Eingemachtes, Kompott und selbstgemachte Marmeladen kam bevorzugt weg.
Im Garten meiner Eltern haben die "Russen" aus der naheliegenden Kaserne
fast jedes Jahr die Obstbäume geplündert, mehrfach die mühevoll
selbstgebaute Massivholztür der Gartenlaube aufgebrochen und in der
Laube Saufgelage veranstaltet. Bei uns fanden sie nur Schnapsgläser, die
Flasche Korn haben sie bei einem Nachbarn geklaut.
Seit wann braucht ein Iwan Gläser zum Sauffen?
Ein mir bekannter Mathematiker war in der Datenvereinheitlichung
im RGW tätig. Dies war mit zahlreichen Komandirowki ins Vaterland
aller Werktätigen verbunden. Einmal mußte wegen Schneesturms auf
einem Provinzflughafen gelandet werden. Sofort bildete sich
vor dem vergitterten Monopolladen eine Schlange. Ein Obrist
in Uniform orderte drei Halbliterpullen Wodka. Zwei ließ in in
den Taschen seines Mantels verschwinden, eine strudelte er
stehenden Fußes vor der Versorgungseinrichtung rein - FR
Aber bitte nicht übertreiben Bürger Ritter, woher sollte denn ein Obrist
12,36 Rubel flüssig haben? Und außerdem was soll die Erwähnung der
Flaschengröße? Spirituosen wurden in der Union ausschließlich in diesen
Gebinden gehandelt.

Paule
--
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Achim Ebeling
2019-01-31 06:02:36 UTC
Permalink
Post by Florian Ritter
Einmal mußte wegen Schneesturms auf
einem Provinzflughafen gelandet werden.
Und das mitten im Sommer.
Russen halt.


Bis denne
Achim
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