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Post by Hans FinkDas liegt m.E. auch an der (nicht nur) deutschen
Titel-Versessenheit. Während für den Promovierten selbst,
wie Du ganz richtig feststellst, die Sache ziemlich bald
gegessen ist, wird sie nach außen hin durch den Namenszusatz
lebenslang "herausgehängt". Ist das noch zeitgemäß?
Das gilt natürlich auch für andere Titel.
daran scheitern.
Post by Hans FinkDas liegt m.E. auch an der (nicht nur) deutschen
Titel-Versessenheit. Während für den Promovierten selbst,
wie Du ganz richtig feststellst, die Sache ziemlich bald
gegessen ist, wird sie nach außen hin durch den Namenszusatz
lebenslang "herausgehängt". Ist das noch zeitgemäß?
Das gilt natürlich auch für andere Titel.
Was dir nicht klar zu sein scheint:
Bei akademischen Graden geht es um soziale Zuordnungen -
wie so oft im Leben! Es ist einfältig, zu glauben, man könnte / sollte
darauf verzichten.
Titel erleichtern das Leben, genauso wie Uniformen,
die richtige Automarke für den richtigen Job und der richtige Schal für
den Fußball-Fan.
Die Träger signalisieren, wes' Geistes Kind sie sind -
und jeder weiß Bescheid, kann sich einstellen
und sein Verhalten entsprechend anpassen.
Alles sind "Zeichen".
Mit ihnen zeichnen sich ihre Träger aus, oder sie bezeichnen sich,
definieren sich im sozialen Kontext. Z.B. als zugehörig zu spezifischen
Gruppe, beim Dr.-Grad zur Gruppe der gehobenen Akademiker.
Kein Wunder also:
(Fast) jeder Zuhälter legt wert auf seine goldene Rolex,
(fast( jeder Pubertierende
auf die richtige Pullover-Marke, jeder Punk legt wert auf das richtige
Piercing, die richtige Frisur und die richtigen Sprüche zur richtigen
Zeit.
Das sind seine "Titel".
Der Dr-Titel setzt ein Zeichen, so wie die Prostituierte sich mit allerlei
Insignien, Outfit, Frisur und Sprüchen deutlich von einer ...
Nonne zu unterscheiden weiss.
Von der Hersteller der "Zeichen" leben ganze Industrien -
man denke nur an die Statussymbole Auto oder Kleidung.
Mir ist es ganz recht, wenn ich lese, der Gegenüber ist
Herr Doktor sowieso. Dann weiß ich, in welchem sprachlichen
Code ich mit ihm am besten zurecht komme.
Und er weiß es auch.
Und ist er ein Mediziner, dann werde ich anders mit ihm über die
Vogelgrippe sprechen als mit einem Facharbeiter der Textilindustrie,
oder einem promovierten Geologen, und mit dem wieder anders als
mit einem Krankenkassen-Angestellten.
Zum dritten gibt es ganz praktische Gründe, den Dr.-Titel zu führen.
Auch daher rate ich jedem zur Promotion, dem sich die Chance dazu bietet:
Die Mehrheit der Leute (in D überwiegend ohne Hochschulabschluss)
begegnet Leuten mit akademischen Graden,
nach meiner Beobachtung und aus gutem Grund,
wohlwollender, höflicher, verbindlicher und weniger mißtrauisch als
Nicht-Akademikern.
Das gilt nach meiner Erfahrung für Vermieter genau so wie für Knöllchen-
Verteiler(innen), für Tankwarte, Hotel-Rezeptionisten,
Waschmaschinen-Reparierer usw
Also Leutchen hier - nicht jammern oder maulen über die Doktoren,
sondern erstmal selber einer werden ...
dann den Titel weglassen ...
und sich alleweil als Hilfarbeiter in der Fischfabrik vorstellen bei
den Mädels ...
Klaus