Post by Cornelia SchneiderDein Beispiel hörte sich an wie die berühmte 'Falle' für Verweigerer bei
der Anhörung: "Sie gehen abends mit Ihrer Freundin im Park spazieren.
Plötzlich springt ein Haufen bis an die Zähne bewaffneter Rotarmisten
[oder Muslims oder sonstwelche 'Bösewichter'] aus dem Gebüsch und
bedroht Sie beide mit der Waffe. Sie haben rein zufällig [Haha!] eine
MPi zur Hand : Was tun Sie?" Das _ist_ absurd und sophistisch, denn
daran sind so ziemlich sämtliche Annahmen falsch.
Ja, dieses Beispiel ist es.
Post by Cornelia SchneiderPost by HC AhlmannDie Grundannahme ist, dass es den gewaltlosen Umgang von Menschen und
Staaten nicht gibt.
Was ich schon mal für falsch halte. Ganz einfach weil ich es täglich
anders erlebe.
Nach meiner Auffassung erlebst Du Gewaltfreiheit statt Gewaltlosigkeit.
In Deinem Umfeld hat man sich gegen Anwendung von Gewalt entschieden.
Für Gewaltlosigkeit reicht meiner Auffassung die Entscheidung nicht aus,
es dürfte niemand Deines Umfelds tatsächlich in der Lage sein, Gewalt
auszuüben.
Siehst Du diesen feinen Unterschied?
Post by Cornelia SchneiderPost by HC AhlmannDie gegenteilige Annahme ist z.B. wegen täglicher Nachrichten unhaltbar.
Unsinn : Nachrichten sind absichtlich auf Angstmache und Sensationslust
ausgelegt, die machen auch aus Saure-Gurken-Alligatoren noch nationale
Verteidigungsfälle.
Aus welchem Grund auch immer Nachrichten aufbauschend oder
meinungssteuernd sind, sie zeigen, dass Gewalt beliebiger Frorm und
Größe gibt. Du schriebst selbst von Gewaltexzessen von staatlicher
Seite. Beide zeigen, dass die Annahme von Gewaltlosigkeit nicht haltbar
ist. Die Entscheidung zur Gewaltfreiheit ist davon nicht berührt.
Post by Cornelia SchneiderWenn dein Weltbild sich an den Medien orientiert, dürfte eine
Angstpsychose nicht weit sein.
Nein, ich denke noch selbst. Ich denke auch, dass die Angstpsychose weit
entfernt ist.
Post by Cornelia SchneiderPost by HC Ahlmann"Si vis pacem parare bellum" beschreibt seit 2000 Jahren dokumentierten
Umgang von Menschen und Staaten;
Das ist kein Evangelium, sondern eine bewußte Machtideologie. Es gibt
auch andere. Mach dich doch bitte mal über die Geschichte des Pazifismus
schlau.
Es ist -verkürzt- die Utopie von Gewaltlosigkeit durch Entscheidung
gegen Gewaltanwendung.
Post by Cornelia SchneiderPost by HC Ahlmanneine Änderung in den nächsten 20 Jahren ist nicht zu erwarten.
Kristallkugel frisch poliert?... Reine Spekulation ad hoc.
Ja, eine Extrapolation von 2000 auf 20 Jahre. Hast Du Grund zu anderer
Annahme?
Post by Cornelia SchneiderPost by HC AhlmannDie Antwort auf "Wie kann Gewaltlosigkeit (Abwesenheit jeder Form von
Gewalt) aller erreicht werden?" ist bisher nicht gefunden.
Die Antwort auf die Frage "Was bringt Gegengewalt eigentlich
Konstruktives?" auch nicht.
Richtig. Es gibt aber eine Antwort auf die Frage "Was bringt die
Bereitschaft zur Gegengewalt und ein Verzicht auf Gewalt?": Es wird der
Eskalationsanfang vereitelt.
Das ist das "Gleichgewicht des Schreckens"; ein fragiler Zustand der
Abwesenheit von Gewalt, bei oberflächlicher Betrachtung leicht mit
Gewaltlosigkeit zu verwechseln.
Post by Cornelia SchneiderDie Antwort darauf, was Gewalteskalation bringt, ist aber sehr wohl
gefunden, wird sie doch täglich ausgiebig illustriert.
Keine Einwände bezüglich der Eskalation. Aber was kann eskalieren, wenn
nicht der erste Schritt getan wird? Du hast Hände, Du kannst sie zu
Fäusten ballen, gegen mich erheben und zuschlagen; aber Du willst es
nicht, da Du Dich gegen Gewaltausübung entschieden hast. Da ich es auch
nicht will und ebenfalls nicht anfange, werden wir uns nicht schlagen.
Die Eskalationsmöglichkeit ist da, weil wir Fäuste ballen können, aber
der Eskalationsanfang nicht. Neben der subjektiven Entscheidung gegen
Gewalt haben wir keinen objektiven Grund, z.B. einen Gewinn oder
wirtschaftlichen Vorteil, wie im Spiegelartikel skizziert oder von GWB
angestrebt.
Post by Cornelia SchneiderPost by HC AhlmannIm engeren Umfeld wird dieser Mechanismus "Gewaltmonopol des Staates"
genannt und funktioniert leidlich gut; Gewalt ist nicht abgeschafft,
aber eingeschränkt, der Mißbrauch sanktioniert und Exzesse sind selten.
Öh... Leb doch mal eine zeitlang in irgendeiner Form, dann wirst du sehr
schnell merken, wie häufig Gewaltexzesse seitens des Staats sind.
Ich schrieb hoffentlich "leidlich gut funktioniert"? Im folgenden Satz
ist zu lesen, dass mir der Bereich "außerhalb der Norm des Systems"
Post by Cornelia SchneiderPost by HC AhlmannSo ist grobe Gewalt aus unserem unmittelbaren Umfeld an den
(geografischen) Rand gedrängt und unser Umfeld erscheint mitunter
gewaltlos, obwohl es nur verordneter Gewaltverzicht ist. Was aber
würde im eigenen Wohnort, Staat oder Kontinent passieren, wenn es das
Gewaltmonopol nicht gäbe und jeder gewaltätig sein dürfte, wie er
könnte? Wie sind gewaltbereite Menschen fernzuhalten oder
abzuschaffen?
Mit Sicherheit nicht durch Repression, die erzeugt immer nur Eskalation.
Lies doch bitte mal
<http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,440165,00.html>.
Gelesen. Wo ist der Beginn der Eskalation?
Post by Cornelia SchneiderPost by HC AhlmannIch möchte gegen niemanden Gewalt ausüben oder gar töten, aber ich
sehe nicht, dass garantiert niemand gegen mich Gewalt ausüben wird.
Und? Rechtfertigt das irgendetwas Präventives?
Nein, ich habe nirgends der präventiven Gewalt das Wort geredet.
Post by Cornelia SchneiderUnd rechtfertigt das etwa, fremde Länder unverlangt mit Krieg zu
überziehen (darum ging es hier nämlich ursprünglich).
Ursprünglich ging es um die Entscheidung eines Einzelnen, Soldat zu
werden und um des eigenen (wirtschaftlichen) Überlebens willen sich die
Entscheidung über Gewaltanwendung abkaufen zu lassen. Man kann es einem
Menschen nicht ankreiden, wenn er überleben will und die einzige von ihm
wahrgenommene Chance ergreift. Will man von ihm eine andere
Entscheidung, muss man ihm andere Chance für sein Leben aufzeigen.
Post by Cornelia SchneiderDu predigst wie GWB, nur daß du, im Gegensatz zu ihm, leider auch noch an
das glaubst, was du erzählst.
Nein, da ist ein großer Unterschied: GWB ist (in größerem Maßstab als
ich) in der Lage Gewalt auszuüben. Er tut es jedoch um eines
persönlichen, nationalen, wirtschaflichen Vorteils willen; ich tue es
nicht.
Du lehnst Gewaltanwendung kategorisch ab; ich lehne ab, mit
Gewaltanwendung zu beginnen und treffe zur Reaktion keine konkrete
Aussage. Wir beide sind aus unterschiedlichen Überlegungen gegen
Gewaltanwendung; Herr Bush hat keine Hemmungen Gewalt anzuwenden, aber
will vertuschen, dass er anfängt und deshalb kreiert er Bedrohungen und
bauscht sie auf. Er hat sich von der Möglichkeit der Gewaltanwendung und
zu erlangenden Vorteilen korrumpieren lassen.
Post by Cornelia SchneiderGuantanamo Bay soll ein nettes Revier sein, garantiert keine bewaffneten
Bösewichter auf dem Wasser... :-)
Och nö, zu weit, zu warm, zu deprimierend.
Da wir immer noch heftig OT und wir in diesem Faden allein sind, rege
ich wiederholt f'up to poster an.
--
Munterbleiben
HC
<http://hc-ahlmann.gmxhome.de/> Bordkassen, Kochen an Bord, Törnberichte