Post by Martin GerdesPost by JoergPost by Martin GerdesDaß es eine fürchterliche Ordnungswidrigkeit ist, wenn Opa Kowalski auf
dem mehrere Meter breiten Gehweg in Schrittgeschwindigkeit daherfährt,
weiß ich auch, das bringt gute deutsche Untertanen reihenweise um den
Verstand.
In Sacramento fahren sie auch staendig auf dem Gehweg.
Solange niemand effektiv etwas dagegen hat, daß Autos (oder gar
Lieferwagen) auf den Gehwegen fahren, kann es nicht so fürchterlich
sein, daß man mit dem Fahrrad dort fährt -- vorsichtig, natürlich, so
das nicht klar sein sollte.
Das gaebe dort eine Knolle.
Post by Martin GerdesPost by JoergPost by Martin GerdesOpa Kowalski tut gut daran, seinem Enkelchen beizubringen, an der
Bettelampel nicht primär auf die Farbe zu achten, sondern primär darauf,
ob sich ein Outo nähert und sekundär dann, ob dasselbe langsamer wird,
um die beiden über die Fahrbahn zu lassen. Was Opa Kowalski seinem
Enkelchen sagt, wenn es merkt, daß ein Outo bei Outorot durchgefahren
ist, überlasse ich Deiner Phantasie.
Nix Phantasie, genau das haben uns unsere Eltern beigebracht.
In meiner Kinderzeit hatte ich mit Ampeln nichts am Hut; zwar gab es in
der Innenstadt eine, aber da mußte ich mit meinem Fahrrad nicht durch.
Bei uns gab es anfangs m.W. zwei Ampeln, aber unsere Eltern schrieben
uns nicht vor, innerhalb der Stadt zu bleiben. Ein Hallenbad gab es
damals z.B. nur in der naechsten groesseren Stadt, mit viel mehr Verkehr
und mehr Ampeln.
Ich meinte auch eher das Prinzip "Vertraue nie auf Deine Vorfahrt". Wenn
alle Leute sowas lernen wuerden, gaebe es kaum schwere Right-Hook Unfaelle.
Post by Martin GerdesPost by JoergSich nie auf die Vorfahrt verlassen. Wenn das bei Euch mehr Leute
mitbekommen haetten, gaebe es viele Right-Hook Unfaelle nicht.
Das mit den "Right-Hooks" ist dann schon nochmal etwas komplizierter.
Sie sind im wesentlichen auf die widersinnige Führung des
geradeausfahrenden Radverkehrs rechts von den Outo-Rechtsabbiegern
zurückzuführen, also direkte Folge der Rad-weg!-Sucht.
Alle Right-Hook Unfaelle, die ich mitbekam, geschahen auf Fahrbahn. Das
uebliche, Autofahrer hat es eilig, zieht am Radfahrer vorbei und dann
scharf rechts abbiegen. Mein letzter Fast-Right-Hook war ein
Porschefahrer. Ich war mittig in der Fahrbahn, er zog mit viel Gas auf
der Fahrbahn links daneben vorbei und dann rechts ab. Da konnten die
Scheibenbremsen des MTB mal so richtig zeigen, was sie drin haben.
Hinten habe ich mal kurz anquietschen lassen, damit die Beifahrerin
einen guten Schrecken bekam.
Post by Martin GerdesPost by JoergPost by Martin GerdesDer deutsche Ratspolitiker kann den Unterschied zwischen einem Rad-weg!
und einem Radweg nicht erkennen. Wenn Du ihm sagst, daß an einer
"Wieso, dort ist doch ein Rad-weg!"
Haeh?
Siehste, Du erkennst den Unterschied auch nicht (was ja zu erwarten
war).
Also Volltext extra für Dich: Kaum ein Fahrradfahrer hat etwas gegen
breite, gut geführte Radwege mit guter Oberfläche. Solche Wege kann man
wahrlich "Radwege" nennen, also Wege für Radfahrer.
Solche Wege sind in Germanistan (ganz anders wohl als in California)
absolute Raritäten. ...
Dass die viele Verkehrsplaner bei Euch offenbar inkompetent sind, wissen
wir inzwischen. Die Loesung ist dann aber nicht, das Kind mit dem
Badewasser auszuschuetten und Radwege pauschal zu verdammen, wie es in
dieser NG oft geschieht. Man sollte dafuer sorgen, dass gescheite
Radwege gebaut und unfaehige Verkehrsplaner entlassen werden.
Post by Martin Gerdes... Hierzulande gibt es zu 98% "Rad-weg!-e", das sind
Randverkehrtanlagen, deren einziger Zweck ist, den Radfahrern die
Fahrbahn zu verbieten, damit dort der freie deutsche Outofahrer in
seiner freien Persönlichkeitsentfaltung nicht behindert wird. Dazu soll
jegliches (Fahr-)Rad weg (Name!).
Warum? Ist bei Euch nicht inzwischen fast alles "entblaeut?"
Post by Martin GerdesDas wichtigste Strukturelement eines "Rad-weg!-s" ist das
Verkehrszeichen 237 ("blauer Lollie"), es bedeutet "Fahrbahnverbot".
Wenn das gegeben ist, spielen andere Strukturelemente keinerlei Rolle
mehr, er kann so hoppelig sein, daß dem Benutzer die Plomben aus den
Zähnen gerüttelt werden, er darf aus einem rechten Winkel nach dem
nächsten bestehen, und es reicht, wenn er so breit ist wie ein
Händehandtuch.
Wie ich Deutschland kenne, gibt es dort aber auch fuer alles Normen und
Vorschriften. Mindestbreite, Regeln ueber akzeptablen Zustand, et
cetera. Warum werden die vor Gericht nicht geltend gemacht?
Post by Martin GerdesJeder Mensch mit Verstand erkennt, daß es sich hierbei um zwei völlig
verschiedene Dinge handelt, die man ohne bösen Willen keinesfalls in
einen Hut werfen kann. Der Durchschnittspolitiker erkennt das aber
nicht, er kratzt sich verwundert den Kopf, wenn Radfahrer einen Radweg
fordern: "Wieso? Da ist doch bereits ein schöner, komfortabler Rad-weg!"
("schön" und "komfortabel" ist der zwar nicht, aber diese Attribute
gehören rein sprachlich zwingend dazu). "Sind Sie denn diesen Weg schon
einmal gefahren, daß Sie wissen, daß er schön und komfortabel ist?" "Äh
- bisher bin ich dazu leider noch nicht gekommen. Politiker sind
bekanntlich immer anderweitig beschäftigt ..."
Dafuer gibt es die Presse. Solange herausfordern, bis er zu einer
Probefahrt bereit ist und dann ein RR mit 8 bar in 23mm Reifen
hinstellen, welches den Federungskomfort eines Eternitkastens hat.
Post by Martin GerdesPost by JoergPost by Martin GerdesDieser Unterschied ist unüberbrückbar.
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Nämlich der Unterschied zwischen Radweg und Rad-weg!
Ist Dir das jetzt klargeworden?
Noe, fuer mich ist da immer schrittweises Verbesserungspotenzial, keine
schwarz-weiss Verdammung.
Post by Martin GerdesPost by JoergPost by Martin GerdesPost by JoergPost by Martin GerdesIn amerikanischen Städten ist mehr Platz, da kann man an manchen Straßen
eine Fahrspur wegnehmen. Hierzulande ist der politische Wille dafür
nicht da.
Der Platz ist in alten Stadten meist nicht vorhanden.
http://www.mtfca.com/discus/messages/179374/192275.jpg
Die haben es geschafft, durch den meisten Teil dieser Stadt einen Radweg
zu bauen. Bin gestern drauf gefahren.
Kein Wunder: Diese "alte Stadt" ist gegenüber europäischen Innenstädten
ja ziemlich geräumig.
Was ist denn dort geraeumig? Die mussten fuer den Radweg eine alte
eingleisige Zugstrecke rausreissen. War teuer, aber sie haben die
Prioritaeten korrekt gesetzt.
--
Gruesse, Joerg
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