Ralf Joerres
2018-10-24 08:02:15 UTC
Ein mehr oder weniger zielloses 'durch alle Fernsehkanäle orgeln' nennt sich
'zappen'. Dieses kann man wie manch anderes Bewegungsverb auch mit
Richtungsadverbien zu einem sogenannten Partikelverb ummodeln: weiterzappen,
durchzappen, hin- und herzappen, und eben auch 'reinzappen'. Beispiel dazu:
Reingezappt: „Anke hat Zeit“
So zu lesen in der Internetausgabe der Stuttgarter Zeitung vom 17.11.2014
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.reingezappt-anke-hat-zeit-talk-kann-interessant-sein.61dc209c-9aec-4519-9708-39b3e8ec6c49.html
Der Textschnipsel ist Teil einer Artikelüberschrift und sozusagen das
Pendant zu einem Untertitel, ein 'Obertitel' - keine Ahnung, wie das in der
Fachsprache heißt. Der vollständige Titel liest sich so:
Reingezappt: „Anke hat Zeit“ [kleinere Schrift grau]
Talk kann interessant sein [große Schrift schwarz]
Für Überschriften gelten spezielle Regeln, so werden etwa Artikel weggelassen,
Hilfsverben auch, es ist eine Art Stenogrammsprache. Meistens kann man die
weggelassenen Teile problemlos ergänzen, so dass ein regulärer Satz entsteht.
Hier frage ich mich aber: Was wäre der vollständige Ausgangssatz für
"Reingezappt: 'Anke hat Zeit'"?
Aus irgendeiner anderen Zeitung kenne ich eine ähnliche Rubrik mit dem
Unter-Obertitel "Aufgespießt", da fällt die Ergänzung nicht schwer:
Neulich haben wir die folgende Nachricht 'aufgespießt' o.ä., ich denke
da an so einen Zettelspieß
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- hab ich jetzt schon lange nicht mehr in Funktion gesehen. Was stellt sich
wohl jemand vor, der so einen Zettelspieß noch nie gesehen hat?
Gruß Ralf Joerres
P.S. Könnte man auch sagen "Man kann die weggelassenen Teile zu einem
vollständigen Satz ergänzen."? Eher nicht, aber "man kann den Satz
durch Hinzufügen der weggelassenen Teile vervollständigen" klingt
redundant, und "man kann den Satz mühelos vervollständigen, indem
man die weggelassenen Teile hinzudenkt" wäre falsch, denn sie sollen
ja nicht nur hinzugedacht sondern tatsächlich hinzugefügt werden.
Vielleicht ist es ja auch so, dass man das, was weggelassen wurde,
eben gerade nicht ohne weiteres ergänzen kann, weil man durch das
viele Überschriften-Lesen schon eine Parallel-Grammatik speziell
für Überschriften hat, sozusagen einen Überschriften-Interpreter,
ähnlich wie für die indirekte Rede, bei der man ja auch nie genau
weiß, welchen Wortlaut die Original-Äußerung hatte.
'zappen'. Dieses kann man wie manch anderes Bewegungsverb auch mit
Richtungsadverbien zu einem sogenannten Partikelverb ummodeln: weiterzappen,
durchzappen, hin- und herzappen, und eben auch 'reinzappen'. Beispiel dazu:
Reingezappt: „Anke hat Zeit“
So zu lesen in der Internetausgabe der Stuttgarter Zeitung vom 17.11.2014
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.reingezappt-anke-hat-zeit-talk-kann-interessant-sein.61dc209c-9aec-4519-9708-39b3e8ec6c49.html
Der Textschnipsel ist Teil einer Artikelüberschrift und sozusagen das
Pendant zu einem Untertitel, ein 'Obertitel' - keine Ahnung, wie das in der
Fachsprache heißt. Der vollständige Titel liest sich so:
Reingezappt: „Anke hat Zeit“ [kleinere Schrift grau]
Talk kann interessant sein [große Schrift schwarz]
Für Überschriften gelten spezielle Regeln, so werden etwa Artikel weggelassen,
Hilfsverben auch, es ist eine Art Stenogrammsprache. Meistens kann man die
weggelassenen Teile problemlos ergänzen, so dass ein regulärer Satz entsteht.
Hier frage ich mich aber: Was wäre der vollständige Ausgangssatz für
"Reingezappt: 'Anke hat Zeit'"?
Aus irgendeiner anderen Zeitung kenne ich eine ähnliche Rubrik mit dem
Unter-Obertitel "Aufgespießt", da fällt die Ergänzung nicht schwer:
Neulich haben wir die folgende Nachricht 'aufgespießt' o.ä., ich denke
da an so einen Zettelspieß
Loading Image...
- hab ich jetzt schon lange nicht mehr in Funktion gesehen. Was stellt sich
wohl jemand vor, der so einen Zettelspieß noch nie gesehen hat?
Gruß Ralf Joerres
P.S. Könnte man auch sagen "Man kann die weggelassenen Teile zu einem
vollständigen Satz ergänzen."? Eher nicht, aber "man kann den Satz
durch Hinzufügen der weggelassenen Teile vervollständigen" klingt
redundant, und "man kann den Satz mühelos vervollständigen, indem
man die weggelassenen Teile hinzudenkt" wäre falsch, denn sie sollen
ja nicht nur hinzugedacht sondern tatsächlich hinzugefügt werden.
Vielleicht ist es ja auch so, dass man das, was weggelassen wurde,
eben gerade nicht ohne weiteres ergänzen kann, weil man durch das
viele Überschriften-Lesen schon eine Parallel-Grammatik speziell
für Überschriften hat, sozusagen einen Überschriften-Interpreter,
ähnlich wie für die indirekte Rede, bei der man ja auch nie genau
weiß, welchen Wortlaut die Original-Äußerung hatte.