Helmut Uttenthaler
2006-09-28 19:39:15 UTC
Nach langer Zeit bin ich wieder mal dazu gekommen, bei meinem
Eurasia-Reisebericht weiterzuschreiben.
Falls also wer noch die bisher erschienen Teile nachlesen will, hier die
Links:
Teil 1 (Reisevorbereitungen): http://kurl.de/n0y1k0
Teil 2 (Graz - Kiev) http://kurl.de/n7x5
Freitag 22. Juli 2005
Wir machen uns auf den Weg Richtung Jugendherberge. Da wir zu viert sind und
doch einiges an Gepäck haben, entschliessen wir uns für ein Taxi. Den ÖV
heben wir uns für später auf.
Zuerst benötigen wir aber noch einen Bankomat, dieser ist gar nicht so
leicht zu finden. Zumindest in der Bahnhofshalle habe ich auf den ersten
Blick keinen entdeckt, wir finden dann aber nördlich des Hauptgebäudes in
der Nähe der U-Bahnstation doch noch einen.
Mit einem Lada geht es dann zur Jugendherberge in der ul. Artema, etwas
nördlich des Stadtzentrums.
Bis vor nicht allzu langer Zeit gab es in Städten wie Kiev und Moskau gar
keine günstigen Unterkünfte für Backpacker, mittlerweile gibt es schon
einzelne Jugendherbergen. Diese sind zwar auch recht teuer, aber immerhin
erschwinglich. Mehr Infos zu Jugendherbergen in der Ukraine gibt es auf
http://www.hihostels.com.ua/en/. Wir haben bereits über Hostelworld
(http://www.hostelworld.com) reserviert.
Die Jugendherberge befindet sich im 8. oder 9. Stockwerk eines Hochhauses,
dass etwas abseits von der nummerngebenden Strasse in einer Seitengasse
liegt und deshalb nicht gleich auffindbar ist. Der Lift ist eine recht
abenteuerliche Konstruktion, mit Müh und Not haben wir alle Platz und
bleiben nicht einmal stecken.
Oben gibt es dann eine kleine Rezeption und nach einer kleinen Verwirrung um
die Zimmeraufteilung haben wir dann unsere Zimmer. Jeweils zwei 2er-Zimmer
teilen sich ein Bad/WC. Wir sind aber nicht zusammen in einer dieser
4er-Einheiten, sondern auf zwei Einheiten aufgeteilt. Oliver und ich haben
angeblich zwei Russinnen als Nachbarn, von denen wir aber nur was merken,
wenn sie gerade das Bad blockieren.
Wie auch immer, nach unserer Ankunft war das Bad frei, nach eineinhalb Tagen
auf Reisen schadet eine Dusche nicht. Nachdem das erledigt ist, machen wir
uns noch auf dem Weg in Richtung Stadtzentrum. Eigentlich wollen wir zuerst
zur UZ-Verkaufsstelle am Bulvar Tarasa Schevchenka, um dort für Stefan und
Alexander die Fahrkarten für die Rückreise zu kaufen. Da wir noch keinen
brauchbaren Stadtplan mit ÖV-Liniennetz haben, scheiden irgendwelche
Busvarianten aus. Zu Fuss könnte man auch hingehen, wir beschliessen aber,
ein kurzes Stück mit der Strassenbahn zu fahren, deren Strecken auch auf
meinem bescheidenen Stadtplan eingezeichnet sind. Unweit der Artema-Strasse
fährt eine solche, mit der wir ein Stück mitfahren können. Aushangfahrpläne
gibt es natürlich nicht, aber nach ein paar Minuten kommt dann doch ein
Fahrzeug der Linie 18 und nimmt uns mit. Fahrkarten zu 50 Kopeken (ca. 7-8
Cent) bekommt man im Fahrzeug:
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Falls wer nicht auf jeden Bilderlink klicken will - hier gib es den RB mit
integrierten Bildern:
http://drehscheibe-online.ist-im-web.de/forum/read.php?30,3046400
Wir fahren bis zur Endstation (die in der Nähe des Bahnhofes liegt) und
gehen dann ein Stückchen zu Fuss. Möglicherweise wären wir schneller
gewesen, wenn wir die ganze Strecke zu Fuss gegangen wären, aber das ist uns
eigentlich egal.
Mittlerweile ist es schon gegen 22 Uhr und zum Glück ist der Andrang gering,
sodass ich problemlos für übermorgen Fahrkarten nach Lvov kaufen kann. Den
Kauf der Fahrkarten für die Strecke von Lvov zurück Richtung Österreich
müssen wir vertagen, da der Auslandsschalter nicht mehr geöffnet hat.
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Wir fahren dann noch mit der Metro Richtung Chreshtshatyk, quasi
Hauptstrasse von Kiev. Dort spazieren wir noch ein bisserl herum und essen
eine Kleinigkeit. Hier am "Hauptplatz" von Kiev (pl. Majdan Nezalezhnosti)
ist das übrigens ein relativ teurer Spass, nicht viel billiger als in Graz.
Aber dafür ist es auch ein schöner Platz:
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Als wir gegen halb eins zurück wollen, ist es schon zu spät für Öffentliche
Verkehrsmittel, weshalb wir mit dem Taxi zur Jugendherberge fahren. Zu viert
und in der Ukraine ist das ein leistbarer Luxus.
Samstag 23. Juli 2005
Nachdem wir ordentlich ausgeschlafen haben, stellt sich zunächst mal die
Frage nach einem Frühstück. Wir beschliessen auf dem nochmaligen Weg zur
UZ-Verkaufsstelle irgendwas essbares zu besorgen. Gleich in der Nähe unserer
JH auf der anderen Strassenseite der Artema-Strasse finden wir ein Cafe oder
irgendwas in der Richtung. Da es mittlerweile schon 11 Uhr ist, machen wir
aus dem Frühstück kurzerhand ein Mittagessen.
Hier sind wir alle zusammen verewigt:
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Gut gestärkt geht es dann weiter, diesmal zu Fuss. Durch ein paar ruhige
Gassen gelangen wir in ein Viertel mit recht vielen Botschaften, wo Stefan
beim Versuch die Rumänische Botschaft zu fotografieren, gleich von einem
Polizisten klargemacht wurde, dass er dies bitte unterlassen möge. Aber das
war keine in irgendeiner Form beunruhigende Situation.
Und von der südkoreanischen Botschaft gibt es sogar ein Foto:
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Interessant haben wir auch noch die Raiffeisen-Bank mitten in Kiev gefunden:
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Wir kommen also bei der Verkaufsstelle an und begeben uns zum
internationalen Schalter. Der Ticketkauf ist diesmal eine etwas langwierige
Sache. Wir kommen zwar recht bald dran, aber die von Stefan und Alexander
favorisierte Rückfahrmöglichkeit, nämlich ab Lvov am Vomittag des 26. Juli
mit dem Schlafwagen nach Wien ist nicht buchbar. Angeblich wegen "MECT HET",
möglich aber auch, dass Plätze ab Lvov in dem von Kiev ausgehenden Kurswagen
nur am Tag der Abfahrt buchbar sind.
Wir beraten uns kurz, dann probieren wir es erneut mit Lvov - Budapest für
den Vorabend. Aber das ist auch ausverkauft. Da fällt mir für die beiden
eine andere interessante Rückfahrmöglichkeit ein, und zwar über Przemysl.
Wenn man Lvov in der Früh verlässt, erreicht man in Krakow noch die
Kurswagen des EC "Sobieski" nach Wien. Und wenn es sich - so wie im
konkreten Fall - um einen Dienstag oder Freitag im Sommer handelt, hat man
von Wien auch noch Anschluss nach Graz, und zwar in Form des D 1459 (Wien -
Koper/Rijeka). Man ist also am selben Tag (naja, nicht ganz erst um halb
eins in der Nacht) in Graz.
Für den Abschnitt Lvov - Przemysl gibt es Fahrkarten, die weitere Strecke
ist dann mangels Reservierungspflicht eh harmlos. Allerdings können wir die
Fahrkarte nicht an diesem Schalter kaufen, denn hier beginnt gerade eben die
"Technische Pause". Zum Glück werden wir am Nebenschalter vorgereiht. Das
Ausstellen der Fahrkarten dauert dann zwar noch eine gute Weile, aber zu
guter Letzt haben wir dann doch Fahrkarten bekommen, sodass Stefan und
Alexander nicht ihr restliches Leben in der Ukraine verbringen müssen ;-)
Die Fahrkarten:
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Aushangfahrplan der Fernzüge:
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Nachdem der Fahrkartenkauf erledigt ist, beginnen wir endlich unsere kleine
Sightseeing-Tour. Auf dem Weg in Richtung Sophienkathedrale schauen wir noch
kurz in ein Internetcafe. Von der Sophienkathedrale spazieren wir dann am
Michaelskloster vorbei zur Bergstation der Standseilbahn, mit der wir dann
zum Dnepr-Ufer runter fahren.
Michaelskloster:
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Standseilbahn:
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Von dort fahren wir dann mit der Strassenbahnlinie 5 zum Kontraktova-Platz,
in der Hoffnung das dort in der Nähe befindliche Tschernobyl-Museum
besichtigen zu können.
Strassenbahnzug der Linie 5 an der Ecke
Igorivska/Naberezhno-Khreschatyrska::
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Der Kontraktova-Platz ist so etwas wie der Jakominiplatz in Graz - es ist
der Knotenpunkt des Kiever Strassenbahnnetzes - zumindest des Westnetzes,
denn laut dem Linienübersichtsplan, den wir dann doch noch bei einem Kiosk
neben der Sophienkathedrale gefunden haben, gibt es keine Linienverbindung
(sehr wohl aber eine Gleisverbindung) zwischen den östlich und westlich des
Dnepr gelegenen Teilnetzen.
Weitere Strassenbahnen:
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Leider kommen wir fürs Museum zu spät, es sperrt schon um 17 Uhr zu. Und da
morgen Sonntag ist, müssen wir den Besuch des Museums wohl auf den nächsten
Kiev-Trip verschieben. Als Alternativprogramm ist vorerst mal eine
Essenspause angesagt.
Danach steht ein kleiner Strassenbahnausflug an: Die Linie 12 verspricht
interessant zu sein, führt sie doch in einen Vorort und auf dem Weg dorthin
offenbar durch einen Wald. Die Fahrt war dann auch echt sehr interessant.
Zunächst geht es durch ein eher gammeliges Industrieviertel entlang der
Frunze-Strasse, dann weiter durch Wohngebiete zum Taras-Shevchenko-Platz.
Dort beginnt der Überlandanschnitt und die Fahrt geht kilometerlang ohne
Aufenthalt (wenn auch nicht übermässig schnell) durch den Wald in den Vorort
Pusha-Vodizja. Unterhaltsam wird die Fahrt noch durch einen Betrunkenen, der
mit uns reden will und der einfach nicht begreifen will, dass wir einfach so
zum Spass mit der Strassenbahn spazieren fahren...
Viel interessantes gibt es am Endpunkt nicht zu sehen, also fahren wir auch
gleich wieder zurück. Auf der Rückfahrt fahren wir mit der Bim nur bis zum
Taras-Shevchenko-Platz, von dort dann mit dem 18er O-Bus zu unserer
Unterkunft, wo wir gegen 20 Uhr ankommen.
Nach einer Stunde Erholungspause machen wir uns - diesmal mit der
Marschrutka - auf dem Weg in Richtung Zentrum, Die Fahrt mit der Marschrutka
ist mit 1,75 Griwnij wesentlich teurer als Strassenbahn oder Trolleybus
(0,50 Griwnij).
Wir spazieren ein bisschen am Chreshtshatyk entlang und besorgen uns eine
Kleinigkeit zum Essen. Die Strasse ist wie jedes Wochenende am Abend
gesperrt, und so ist auch recht viel los:
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Gegen 1 Uhr fahren wir dann mit dem Taxi zurück zum Hostel.
Sonntag 24. Juli 2006
Heute nutzen wir die Frühstücksmöglichkeit im Haus, genauer gesagt im 4.
Stock. Eigentlich ein ganz passables Frühstück.
Gegen 11 Uhr fahren wir dann mit der Strassenbahn zum Bahnhof. Die
Strassenbahnhaltestelle (Endhaltestelle der Linien 1, 15 und 18) befindet
sich etwas nördlich des Bahnhofs, ist aber durch eine Passage mit dem
Bahnhof verbunden. Ein paar Fotos:
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Am Bahnhof deponieren wir zunächst unsere Rucksäcke bei der
Gepäckaufbewahrung, welche sich im unterirdischen Teil des Bahnhofs
befindet.
Dann treiben wir uns bis 13 Uhr am Bahnhof herum und fotografieren ein
bisschen:
"Express-Elektritschka" und normale Elektritschka:
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Alte Bahnhofshalle auf der Nordseite des Bahnhofes:
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Neue Bahnhofshalle auf der Südseite:
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Displays mit Fahrplan und Anzahl der freien Plätze:
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Der Bahnhof macht generell einen sehr modernen und gepflegten Eindruck.
Auffallend sind auch die mehrsprachigen Ansagen bei internationalen Zügen,
u.a. habe ich dort schon Ansagen auf deutsch, polnisch und bulgarisch
gehört.
Schnellzug Kiev - Astana (Kasachstan):
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Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich im Laufe meiner Reise
auch noch beim Endbahnhof dieses Zuges vorbeikommen würde...
Eine Chs 8 ist gerade mit Schnellzug 165 "Stolichnyj Ekspress"
(Dnepropetrovsk - Kiev, mit Autotransportwagen) angekommen:
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ChS 4 mit Schnellzug 66 (Kishinev - Moskva, RZD-Wagen)
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Schliesslich haben wir genug von der Eisenbahn und machen uns mit U-Bahn und
Bus auf dem Weg zum Kiever Höhlenkloster (Kievo Pecherska Lavra).
Mehr dazu zum Nachlesen auf
http://de.wikipedia.org/wiki/Kiewer_H%C3%B6hlenkloster
In den Höhlen ist natürlich nix mit Fotografieren, aber oben ist es auch
ganz schön:
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Nach getaner Besichtigung machen wir uns auf dem Weg zum pl. Majdan
Nezalezhnosti, wo wir noch mit einer Freundin einer Freundin aus Graz
verabredet sind. Klingt kompliziert, ist es auch: Erstere (Ira) ist eine
Freundin von Olya, die aus Ternopil kommt und in Graz studiert (von ich sie
auch kenne). Olya hat vor der Abreise vorgeschlagen, dass wir uns in Kiev
mit ihrer Freundin Ira (die abseits der Ferien auch in Graz lebt und
studiert) treffen können und meldet uns auch schon einmal an.
Für uns ist es natürlich auch interessant, sich mit "Eingeborenen" zu
treffen. Das Treffen ist dann ganz nett, wir trinken gemütlich ein
Bierchen - ausser Stefan, der hat sich irgendwie den Magen ordentlich
verdorben. Er hat sich wohl am meisten gefreut, dass wir Ira getroffen
haben, denn sie hilft ihm, ein geeignetes Medikament in einer Apotheke zu
besorgen.
Um 19:20 machen wir uns auf dem Weg zum Bahnhof. Sowohl der Zug, mit dem
Stefan und Alexander nach Lemberg fahren, als auch der, mit dem Oliver und
ich nach Moskau fahren, verlassen Kiev um 20:30.
Ira kommt noch mit zum Bahnhof, wir fahren mit einem inoffiziellen Taxi
(jeder Autobesitzer ist ein potentieller Taxifahrer, man braucht nur winken
und es dauert nie lange bis wer stehen bleibt).
Wir verabschieden uns schliesslich von Ira, Stefan und Alexander und machen
uns auf dem Weg zu unserem Zug nach Moskau:
Für die Fahrt nach Kiev haben Oliver und ich eine besonders interessante
Fahrkartenkombination: Eine internationale Fahrkarte Zahonz(Gr) -
Zernovo(Gr) mit 25% Railplus-Rabatt, einmal Eurodomino Russland und die
Bettkarte für Zug 4KJ:
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http://www.railfaneurope.net/pix/at/ticket/01_199_Eurodomino_Russland_200507
24.jpg
http://www.railfaneurope.net/pix/at/ticket/01_198_Res_Kiev_Moskva_4KJ_200507
24.jpg
Da diese Fahrkartenkombination aber bei der Provodniza, die eine von UZ oder
RZD ausgestellte und die Reservierung beinhaltende "Inlands"-fahrkarte
erwartet, einen ziemlichen Schock auslösen und viel Verwirrung stiften
würde, versichten wir darauf, sie mit dem gesamten Ausmass des Schlamassels
zu konfrontieren und zeigen nur die Bettkarte her. Die sorgt zwar auch für
Verwunderung (O-Ton: "Ja nikogda ne uvidela takoj bilet" (= ich habe noch
nie so eine Fahrkarte gesehen), aber wir können ohne Probleme einsteigen.
Nach unseren Fahrkarten fragt niemand, die Bettkarte allein wird als
ausreichend angesehen...
Der Zug besteht aus Wagen der ukrainischen Eisenbahn, unsere Plätze sind in
einem klassischen Ammednorf-Wagen (was nicht mehr so selbstverständlich ist,
denn mittlerweile gibt es vor allem in Zügen mit niedrigen Nummern schon
viele neue oder modernisierte Wagen).
Diese Wagen sind wesentlich geräumiger als die im internationalen Verkehr
nach Westen eingesetzten RIC-Wagen - und es ist bei jeder Reise ein ganz
besonderes Gefühl, erstmals in einen Breitprofilwagen einzusteigen. Denn das
bedeutet quasi: Jetzt geht es richtig los gen Osten!
In unserem Abteil sind noch zwei Ukrainer, die ebenfalls nach Moskau fahren.
Der Fahrplan bis Moskau sieht folgendermassen aus:
+-----------------------------------+-----------+-----------+----------+
| Bahnhof | Ankunft | Abfahrt | Zug |
+-----------------------------------+-----------+-----------+----------+
| Kiev Pass | | 20:30| D 4KJ|
| Konotop Pass | 23:20| 23:40| |
| Zernovo(Gr) | | | |
| Brjansk-Orlovskij | 4:10| 4:45| |
| Suchinitschi Gl. | 6:28| 6:52| |
| Kaluga 2 | 7:55| 8:05| |
| Moskva Kievskaja | 10:58| | |
+-----------------------------------+-----------+-----------+----------+
Die ukrainische Grenzkontrolle findet in Konotop statt, die russische dann
erst in Brjansk, also 3,5 Stunden nach Konotop. Der Abstand zwischen den
beiden Bahnhöfen beträgt immerhin 265 Kilometer, was aber nicht heisst, dass
es zwischen der Ukraine und Russland so viel Niemandsland gibt. Aber für die
Grenzkontrollen sind auf ukrainischer Seite offenbar drei Bahnhöfe (nämlich
Konotop, Chutor-Michailovskij und Zernovo) und auf russischer Seite derer
zwei (Brjansk und Suzemka,) zuständig. Diese Bahnhöfe teilen sich jeweils
die Grenzkontrollen jeweils, vermutlich weil - vor allem nachts - der
Zugverkehr so dicht ist, dass es aus Gründen der Gleisbelegung nicht möglich
ist, alle Züge in Zernovo und Suzemka (das sind die eigentlichen Grenzorte)
20 bis 30 Minuten lang anzuhalten. Zu Sowjetzeiten war hier natürlich auch
keine Grenze, deshalb sind die Bahnhöfe wohl auch nicht für die
Grenzabfertigung ausgelegt worden.
Wir bekommen schon von der Provodniza die russische Immigrationskarte, auf
der wir persönliche Daten wie Name und Geburtsdatum eintragen.
Bis Konotop sind wir vorerst mal wach. Die ukrainische Grenzkontrolle
verläuft reibungslos, dann können wir schlafen, bis uns gegen 4:15 (also
3:15 nach Kiever Zeit) die Russen aufwecken. Auch hier ist alles schnell
erledigt und wir können weiterschlafen....
Fortsetzung folgt....
Eurasia-Reisebericht weiterzuschreiben.
Falls also wer noch die bisher erschienen Teile nachlesen will, hier die
Links:
Teil 1 (Reisevorbereitungen): http://kurl.de/n0y1k0
Teil 2 (Graz - Kiev) http://kurl.de/n7x5
Freitag 22. Juli 2005
Wir machen uns auf den Weg Richtung Jugendherberge. Da wir zu viert sind und
doch einiges an Gepäck haben, entschliessen wir uns für ein Taxi. Den ÖV
heben wir uns für später auf.
Zuerst benötigen wir aber noch einen Bankomat, dieser ist gar nicht so
leicht zu finden. Zumindest in der Bahnhofshalle habe ich auf den ersten
Blick keinen entdeckt, wir finden dann aber nördlich des Hauptgebäudes in
der Nähe der U-Bahnstation doch noch einen.
Mit einem Lada geht es dann zur Jugendherberge in der ul. Artema, etwas
nördlich des Stadtzentrums.
Bis vor nicht allzu langer Zeit gab es in Städten wie Kiev und Moskau gar
keine günstigen Unterkünfte für Backpacker, mittlerweile gibt es schon
einzelne Jugendherbergen. Diese sind zwar auch recht teuer, aber immerhin
erschwinglich. Mehr Infos zu Jugendherbergen in der Ukraine gibt es auf
http://www.hihostels.com.ua/en/. Wir haben bereits über Hostelworld
(http://www.hostelworld.com) reserviert.
Die Jugendherberge befindet sich im 8. oder 9. Stockwerk eines Hochhauses,
dass etwas abseits von der nummerngebenden Strasse in einer Seitengasse
liegt und deshalb nicht gleich auffindbar ist. Der Lift ist eine recht
abenteuerliche Konstruktion, mit Müh und Not haben wir alle Platz und
bleiben nicht einmal stecken.
Oben gibt es dann eine kleine Rezeption und nach einer kleinen Verwirrung um
die Zimmeraufteilung haben wir dann unsere Zimmer. Jeweils zwei 2er-Zimmer
teilen sich ein Bad/WC. Wir sind aber nicht zusammen in einer dieser
4er-Einheiten, sondern auf zwei Einheiten aufgeteilt. Oliver und ich haben
angeblich zwei Russinnen als Nachbarn, von denen wir aber nur was merken,
wenn sie gerade das Bad blockieren.
Wie auch immer, nach unserer Ankunft war das Bad frei, nach eineinhalb Tagen
auf Reisen schadet eine Dusche nicht. Nachdem das erledigt ist, machen wir
uns noch auf dem Weg in Richtung Stadtzentrum. Eigentlich wollen wir zuerst
zur UZ-Verkaufsstelle am Bulvar Tarasa Schevchenka, um dort für Stefan und
Alexander die Fahrkarten für die Rückreise zu kaufen. Da wir noch keinen
brauchbaren Stadtplan mit ÖV-Liniennetz haben, scheiden irgendwelche
Busvarianten aus. Zu Fuss könnte man auch hingehen, wir beschliessen aber,
ein kurzes Stück mit der Strassenbahn zu fahren, deren Strecken auch auf
meinem bescheidenen Stadtplan eingezeichnet sind. Unweit der Artema-Strasse
fährt eine solche, mit der wir ein Stück mitfahren können. Aushangfahrpläne
gibt es natürlich nicht, aber nach ein paar Minuten kommt dann doch ein
Fahrzeug der Linie 18 und nimmt uns mit. Fahrkarten zu 50 Kopeken (ca. 7-8
Cent) bekommt man im Fahrzeug:
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Falls wer nicht auf jeden Bilderlink klicken will - hier gib es den RB mit
integrierten Bildern:
http://drehscheibe-online.ist-im-web.de/forum/read.php?30,3046400
Wir fahren bis zur Endstation (die in der Nähe des Bahnhofes liegt) und
gehen dann ein Stückchen zu Fuss. Möglicherweise wären wir schneller
gewesen, wenn wir die ganze Strecke zu Fuss gegangen wären, aber das ist uns
eigentlich egal.
Mittlerweile ist es schon gegen 22 Uhr und zum Glück ist der Andrang gering,
sodass ich problemlos für übermorgen Fahrkarten nach Lvov kaufen kann. Den
Kauf der Fahrkarten für die Strecke von Lvov zurück Richtung Österreich
müssen wir vertagen, da der Auslandsschalter nicht mehr geöffnet hat.
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Wir fahren dann noch mit der Metro Richtung Chreshtshatyk, quasi
Hauptstrasse von Kiev. Dort spazieren wir noch ein bisserl herum und essen
eine Kleinigkeit. Hier am "Hauptplatz" von Kiev (pl. Majdan Nezalezhnosti)
ist das übrigens ein relativ teurer Spass, nicht viel billiger als in Graz.
Aber dafür ist es auch ein schöner Platz:
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Als wir gegen halb eins zurück wollen, ist es schon zu spät für Öffentliche
Verkehrsmittel, weshalb wir mit dem Taxi zur Jugendherberge fahren. Zu viert
und in der Ukraine ist das ein leistbarer Luxus.
Samstag 23. Juli 2005
Nachdem wir ordentlich ausgeschlafen haben, stellt sich zunächst mal die
Frage nach einem Frühstück. Wir beschliessen auf dem nochmaligen Weg zur
UZ-Verkaufsstelle irgendwas essbares zu besorgen. Gleich in der Nähe unserer
JH auf der anderen Strassenseite der Artema-Strasse finden wir ein Cafe oder
irgendwas in der Richtung. Da es mittlerweile schon 11 Uhr ist, machen wir
aus dem Frühstück kurzerhand ein Mittagessen.
Hier sind wir alle zusammen verewigt:
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Gut gestärkt geht es dann weiter, diesmal zu Fuss. Durch ein paar ruhige
Gassen gelangen wir in ein Viertel mit recht vielen Botschaften, wo Stefan
beim Versuch die Rumänische Botschaft zu fotografieren, gleich von einem
Polizisten klargemacht wurde, dass er dies bitte unterlassen möge. Aber das
war keine in irgendeiner Form beunruhigende Situation.
Und von der südkoreanischen Botschaft gibt es sogar ein Foto:
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Interessant haben wir auch noch die Raiffeisen-Bank mitten in Kiev gefunden:
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Wir kommen also bei der Verkaufsstelle an und begeben uns zum
internationalen Schalter. Der Ticketkauf ist diesmal eine etwas langwierige
Sache. Wir kommen zwar recht bald dran, aber die von Stefan und Alexander
favorisierte Rückfahrmöglichkeit, nämlich ab Lvov am Vomittag des 26. Juli
mit dem Schlafwagen nach Wien ist nicht buchbar. Angeblich wegen "MECT HET",
möglich aber auch, dass Plätze ab Lvov in dem von Kiev ausgehenden Kurswagen
nur am Tag der Abfahrt buchbar sind.
Wir beraten uns kurz, dann probieren wir es erneut mit Lvov - Budapest für
den Vorabend. Aber das ist auch ausverkauft. Da fällt mir für die beiden
eine andere interessante Rückfahrmöglichkeit ein, und zwar über Przemysl.
Wenn man Lvov in der Früh verlässt, erreicht man in Krakow noch die
Kurswagen des EC "Sobieski" nach Wien. Und wenn es sich - so wie im
konkreten Fall - um einen Dienstag oder Freitag im Sommer handelt, hat man
von Wien auch noch Anschluss nach Graz, und zwar in Form des D 1459 (Wien -
Koper/Rijeka). Man ist also am selben Tag (naja, nicht ganz erst um halb
eins in der Nacht) in Graz.
Für den Abschnitt Lvov - Przemysl gibt es Fahrkarten, die weitere Strecke
ist dann mangels Reservierungspflicht eh harmlos. Allerdings können wir die
Fahrkarte nicht an diesem Schalter kaufen, denn hier beginnt gerade eben die
"Technische Pause". Zum Glück werden wir am Nebenschalter vorgereiht. Das
Ausstellen der Fahrkarten dauert dann zwar noch eine gute Weile, aber zu
guter Letzt haben wir dann doch Fahrkarten bekommen, sodass Stefan und
Alexander nicht ihr restliches Leben in der Ukraine verbringen müssen ;-)
Die Fahrkarten:
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Aushangfahrplan der Fernzüge:
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Nachdem der Fahrkartenkauf erledigt ist, beginnen wir endlich unsere kleine
Sightseeing-Tour. Auf dem Weg in Richtung Sophienkathedrale schauen wir noch
kurz in ein Internetcafe. Von der Sophienkathedrale spazieren wir dann am
Michaelskloster vorbei zur Bergstation der Standseilbahn, mit der wir dann
zum Dnepr-Ufer runter fahren.
Michaelskloster:
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Standseilbahn:
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Von dort fahren wir dann mit der Strassenbahnlinie 5 zum Kontraktova-Platz,
in der Hoffnung das dort in der Nähe befindliche Tschernobyl-Museum
besichtigen zu können.
Strassenbahnzug der Linie 5 an der Ecke
Igorivska/Naberezhno-Khreschatyrska::
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Der Kontraktova-Platz ist so etwas wie der Jakominiplatz in Graz - es ist
der Knotenpunkt des Kiever Strassenbahnnetzes - zumindest des Westnetzes,
denn laut dem Linienübersichtsplan, den wir dann doch noch bei einem Kiosk
neben der Sophienkathedrale gefunden haben, gibt es keine Linienverbindung
(sehr wohl aber eine Gleisverbindung) zwischen den östlich und westlich des
Dnepr gelegenen Teilnetzen.
Weitere Strassenbahnen:
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Leider kommen wir fürs Museum zu spät, es sperrt schon um 17 Uhr zu. Und da
morgen Sonntag ist, müssen wir den Besuch des Museums wohl auf den nächsten
Kiev-Trip verschieben. Als Alternativprogramm ist vorerst mal eine
Essenspause angesagt.
Danach steht ein kleiner Strassenbahnausflug an: Die Linie 12 verspricht
interessant zu sein, führt sie doch in einen Vorort und auf dem Weg dorthin
offenbar durch einen Wald. Die Fahrt war dann auch echt sehr interessant.
Zunächst geht es durch ein eher gammeliges Industrieviertel entlang der
Frunze-Strasse, dann weiter durch Wohngebiete zum Taras-Shevchenko-Platz.
Dort beginnt der Überlandanschnitt und die Fahrt geht kilometerlang ohne
Aufenthalt (wenn auch nicht übermässig schnell) durch den Wald in den Vorort
Pusha-Vodizja. Unterhaltsam wird die Fahrt noch durch einen Betrunkenen, der
mit uns reden will und der einfach nicht begreifen will, dass wir einfach so
zum Spass mit der Strassenbahn spazieren fahren...
Viel interessantes gibt es am Endpunkt nicht zu sehen, also fahren wir auch
gleich wieder zurück. Auf der Rückfahrt fahren wir mit der Bim nur bis zum
Taras-Shevchenko-Platz, von dort dann mit dem 18er O-Bus zu unserer
Unterkunft, wo wir gegen 20 Uhr ankommen.
Nach einer Stunde Erholungspause machen wir uns - diesmal mit der
Marschrutka - auf dem Weg in Richtung Zentrum, Die Fahrt mit der Marschrutka
ist mit 1,75 Griwnij wesentlich teurer als Strassenbahn oder Trolleybus
(0,50 Griwnij).
Wir spazieren ein bisschen am Chreshtshatyk entlang und besorgen uns eine
Kleinigkeit zum Essen. Die Strasse ist wie jedes Wochenende am Abend
gesperrt, und so ist auch recht viel los:
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Gegen 1 Uhr fahren wir dann mit dem Taxi zurück zum Hostel.
Sonntag 24. Juli 2006
Heute nutzen wir die Frühstücksmöglichkeit im Haus, genauer gesagt im 4.
Stock. Eigentlich ein ganz passables Frühstück.
Gegen 11 Uhr fahren wir dann mit der Strassenbahn zum Bahnhof. Die
Strassenbahnhaltestelle (Endhaltestelle der Linien 1, 15 und 18) befindet
sich etwas nördlich des Bahnhofs, ist aber durch eine Passage mit dem
Bahnhof verbunden. Ein paar Fotos:
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Am Bahnhof deponieren wir zunächst unsere Rucksäcke bei der
Gepäckaufbewahrung, welche sich im unterirdischen Teil des Bahnhofs
befindet.
Dann treiben wir uns bis 13 Uhr am Bahnhof herum und fotografieren ein
bisschen:
"Express-Elektritschka" und normale Elektritschka:
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Alte Bahnhofshalle auf der Nordseite des Bahnhofes:
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Neue Bahnhofshalle auf der Südseite:
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Displays mit Fahrplan und Anzahl der freien Plätze:
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Der Bahnhof macht generell einen sehr modernen und gepflegten Eindruck.
Auffallend sind auch die mehrsprachigen Ansagen bei internationalen Zügen,
u.a. habe ich dort schon Ansagen auf deutsch, polnisch und bulgarisch
gehört.
Schnellzug Kiev - Astana (Kasachstan):
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Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich im Laufe meiner Reise
auch noch beim Endbahnhof dieses Zuges vorbeikommen würde...
Eine Chs 8 ist gerade mit Schnellzug 165 "Stolichnyj Ekspress"
(Dnepropetrovsk - Kiev, mit Autotransportwagen) angekommen:
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ChS 4 mit Schnellzug 66 (Kishinev - Moskva, RZD-Wagen)
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Schliesslich haben wir genug von der Eisenbahn und machen uns mit U-Bahn und
Bus auf dem Weg zum Kiever Höhlenkloster (Kievo Pecherska Lavra).
Mehr dazu zum Nachlesen auf
http://de.wikipedia.org/wiki/Kiewer_H%C3%B6hlenkloster
In den Höhlen ist natürlich nix mit Fotografieren, aber oben ist es auch
ganz schön:
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Nach getaner Besichtigung machen wir uns auf dem Weg zum pl. Majdan
Nezalezhnosti, wo wir noch mit einer Freundin einer Freundin aus Graz
verabredet sind. Klingt kompliziert, ist es auch: Erstere (Ira) ist eine
Freundin von Olya, die aus Ternopil kommt und in Graz studiert (von ich sie
auch kenne). Olya hat vor der Abreise vorgeschlagen, dass wir uns in Kiev
mit ihrer Freundin Ira (die abseits der Ferien auch in Graz lebt und
studiert) treffen können und meldet uns auch schon einmal an.
Für uns ist es natürlich auch interessant, sich mit "Eingeborenen" zu
treffen. Das Treffen ist dann ganz nett, wir trinken gemütlich ein
Bierchen - ausser Stefan, der hat sich irgendwie den Magen ordentlich
verdorben. Er hat sich wohl am meisten gefreut, dass wir Ira getroffen
haben, denn sie hilft ihm, ein geeignetes Medikament in einer Apotheke zu
besorgen.
Um 19:20 machen wir uns auf dem Weg zum Bahnhof. Sowohl der Zug, mit dem
Stefan und Alexander nach Lemberg fahren, als auch der, mit dem Oliver und
ich nach Moskau fahren, verlassen Kiev um 20:30.
Ira kommt noch mit zum Bahnhof, wir fahren mit einem inoffiziellen Taxi
(jeder Autobesitzer ist ein potentieller Taxifahrer, man braucht nur winken
und es dauert nie lange bis wer stehen bleibt).
Wir verabschieden uns schliesslich von Ira, Stefan und Alexander und machen
uns auf dem Weg zu unserem Zug nach Moskau:
Für die Fahrt nach Kiev haben Oliver und ich eine besonders interessante
Fahrkartenkombination: Eine internationale Fahrkarte Zahonz(Gr) -
Zernovo(Gr) mit 25% Railplus-Rabatt, einmal Eurodomino Russland und die
Bettkarte für Zug 4KJ:
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http://www.railfaneurope.net/pix/at/ticket/01_199_Eurodomino_Russland_200507
24.jpg
http://www.railfaneurope.net/pix/at/ticket/01_198_Res_Kiev_Moskva_4KJ_200507
24.jpg
Da diese Fahrkartenkombination aber bei der Provodniza, die eine von UZ oder
RZD ausgestellte und die Reservierung beinhaltende "Inlands"-fahrkarte
erwartet, einen ziemlichen Schock auslösen und viel Verwirrung stiften
würde, versichten wir darauf, sie mit dem gesamten Ausmass des Schlamassels
zu konfrontieren und zeigen nur die Bettkarte her. Die sorgt zwar auch für
Verwunderung (O-Ton: "Ja nikogda ne uvidela takoj bilet" (= ich habe noch
nie so eine Fahrkarte gesehen), aber wir können ohne Probleme einsteigen.
Nach unseren Fahrkarten fragt niemand, die Bettkarte allein wird als
ausreichend angesehen...
Der Zug besteht aus Wagen der ukrainischen Eisenbahn, unsere Plätze sind in
einem klassischen Ammednorf-Wagen (was nicht mehr so selbstverständlich ist,
denn mittlerweile gibt es vor allem in Zügen mit niedrigen Nummern schon
viele neue oder modernisierte Wagen).
Diese Wagen sind wesentlich geräumiger als die im internationalen Verkehr
nach Westen eingesetzten RIC-Wagen - und es ist bei jeder Reise ein ganz
besonderes Gefühl, erstmals in einen Breitprofilwagen einzusteigen. Denn das
bedeutet quasi: Jetzt geht es richtig los gen Osten!
In unserem Abteil sind noch zwei Ukrainer, die ebenfalls nach Moskau fahren.
Der Fahrplan bis Moskau sieht folgendermassen aus:
+-----------------------------------+-----------+-----------+----------+
| Bahnhof | Ankunft | Abfahrt | Zug |
+-----------------------------------+-----------+-----------+----------+
| Kiev Pass | | 20:30| D 4KJ|
| Konotop Pass | 23:20| 23:40| |
| Zernovo(Gr) | | | |
| Brjansk-Orlovskij | 4:10| 4:45| |
| Suchinitschi Gl. | 6:28| 6:52| |
| Kaluga 2 | 7:55| 8:05| |
| Moskva Kievskaja | 10:58| | |
+-----------------------------------+-----------+-----------+----------+
Die ukrainische Grenzkontrolle findet in Konotop statt, die russische dann
erst in Brjansk, also 3,5 Stunden nach Konotop. Der Abstand zwischen den
beiden Bahnhöfen beträgt immerhin 265 Kilometer, was aber nicht heisst, dass
es zwischen der Ukraine und Russland so viel Niemandsland gibt. Aber für die
Grenzkontrollen sind auf ukrainischer Seite offenbar drei Bahnhöfe (nämlich
Konotop, Chutor-Michailovskij und Zernovo) und auf russischer Seite derer
zwei (Brjansk und Suzemka,) zuständig. Diese Bahnhöfe teilen sich jeweils
die Grenzkontrollen jeweils, vermutlich weil - vor allem nachts - der
Zugverkehr so dicht ist, dass es aus Gründen der Gleisbelegung nicht möglich
ist, alle Züge in Zernovo und Suzemka (das sind die eigentlichen Grenzorte)
20 bis 30 Minuten lang anzuhalten. Zu Sowjetzeiten war hier natürlich auch
keine Grenze, deshalb sind die Bahnhöfe wohl auch nicht für die
Grenzabfertigung ausgelegt worden.
Wir bekommen schon von der Provodniza die russische Immigrationskarte, auf
der wir persönliche Daten wie Name und Geburtsdatum eintragen.
Bis Konotop sind wir vorerst mal wach. Die ukrainische Grenzkontrolle
verläuft reibungslos, dann können wir schlafen, bis uns gegen 4:15 (also
3:15 nach Kiever Zeit) die Russen aufwecken. Auch hier ist alles schnell
erledigt und wir können weiterschlafen....
Fortsetzung folgt....