Stefan Matthias Aust
2004-07-29 20:34:48 UTC
Schon Paul Grahams provokanten Artikel
(http://www.paulgraham.com/gh.html) gelesen? Hacker sind übrigens nach
der ursprünglichen Lisp-Tradition die außergewöhnlich guten wenn nicht
genialen Programmierer... die eben die schnell auf die Tasten
hämmerten, hacken... nicht zwielichtige Existenzen, die in die Rechner
anderer Leute einbrechen.
In der JavaLobby hängt man sich an der Bemerkung auf, dass ein guter
Hacker Python statt Java wählen würde oder anders ausgedrückt, eben
nicht freiwillig Java wählen würde. Und anders geschlossen, wer Java
wählt, kann kein guter Entwickler sein.
Sicherlich provokant. Und ich möchte widersprechen - Python wäre für
mich keine Alternative - ich würde Ruby vorziehen wählen :)
Aber ich teile seine Einstellung, dass Programmiersprachen auch Filter
sind. Die Sprache ist eben nicht völlig egal. Zu welcher Sprache man
sich hingezogen fühlt, welche Community einem kompatibel erscheint, ist
ein wichtiger Aspekt. Sind Lisp-Programmierer überdurchschnittlich gut?
Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, aber es scheint mir so. Ich
kann nur sagen, dass ich beim Mitlesen in der Squeak-Mailinglist
(Smalltalk statt Lisp, da kenne ich mich besser aus) deutlich mehr
geniale "Hacker" gelesen und zum Teil kennengelernt habe als bislang in
der Java-Welt, die IMHO eher von sicherlich guten, gewissenhaften,
vielleicht soliden, aber auch ein bisschen langweiligen Entwicklern
dominiert zu sein scheint. Alles nur IMHO natürlich.
Aber wo ist der Dan Ingalls (Designer von Smalltalk) von Java? Gosling?
Sicherlich ein fähiger Mann, aber mein Eindruck war immer, dass er
wenig visionär ist... Steele (Schöpfer von Scheme), auch bei Sun, aber
sein Einfluss auf Java - gleich null... sein legendärer OOPSLA-Talk von
1998 (Growing a language) ohne Auswirkung... Wo ist der Kent Beck von
Java? Klar, Kent macht jetzt auch Java, weil sich das besser verkauft,
aber eigentlich verkauft er seine Smalltalk-Erfahrung ohne es zu
sagen... Genau wie Fowler, Cockburn oder Jutta Eckstein (um mal eine
Deutsche zu nennen) es tun. Ich würde auch Ingalls als großen Hacker
bezeichnen... Java lehnt er ab. Stattdessen ist er charismatisch und
visionär genug, nicht nur Gnome zu begründen sondern jetzt auch Mono
(mit nicht ganz so vielen Befürwortern und deutlich mehr Kritikern).
Gibt es visionäre und/oder geniale Java-Projekte? Nein, nicht einfach
nur erfolgreiche Projekte. Struts oder Tomcat sind erfolgreich, aber
nicht wirklich etwas neues. Gibt es etwas, wo man sagen kann, Wow, und
dann etwas später, man, den möchte ich kennenlernen, von dem möchte ich
lernen? Wenigestens etwas beeindruckendes? Spontan fällt mir nichts
ein, aber vielleicht liegt das an der Tageszeit. Bestimmt gibt es
etwas... es muss etwas geben...
Beeindruckend fand ich übrigens neulich MonoDoc - die Idee eines Wiki
mit einem einfach zu bedienenen GUI verknüpft um das
Dokumentationsproblem zu lösen. Jeder kann per Kopfdruck schnell und
unkompliziert dem Mono-System eine fehlende Beschreibung einer Methode
oder Klasse hinzufügen. Einfach und daher genial... und schon wieder
nicht Java :(
Und ehrlich, einfach nur der Cobol-Programmierer des 21ten Jahrhunderts
zu sein, dass ist eine Ehre, auf die ich jederzeit und gerne verzichten
möchte.
bye
(http://www.paulgraham.com/gh.html) gelesen? Hacker sind übrigens nach
der ursprünglichen Lisp-Tradition die außergewöhnlich guten wenn nicht
genialen Programmierer... die eben die schnell auf die Tasten
hämmerten, hacken... nicht zwielichtige Existenzen, die in die Rechner
anderer Leute einbrechen.
In der JavaLobby hängt man sich an der Bemerkung auf, dass ein guter
Hacker Python statt Java wählen würde oder anders ausgedrückt, eben
nicht freiwillig Java wählen würde. Und anders geschlossen, wer Java
wählt, kann kein guter Entwickler sein.
Sicherlich provokant. Und ich möchte widersprechen - Python wäre für
mich keine Alternative - ich würde Ruby vorziehen wählen :)
Aber ich teile seine Einstellung, dass Programmiersprachen auch Filter
sind. Die Sprache ist eben nicht völlig egal. Zu welcher Sprache man
sich hingezogen fühlt, welche Community einem kompatibel erscheint, ist
ein wichtiger Aspekt. Sind Lisp-Programmierer überdurchschnittlich gut?
Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, aber es scheint mir so. Ich
kann nur sagen, dass ich beim Mitlesen in der Squeak-Mailinglist
(Smalltalk statt Lisp, da kenne ich mich besser aus) deutlich mehr
geniale "Hacker" gelesen und zum Teil kennengelernt habe als bislang in
der Java-Welt, die IMHO eher von sicherlich guten, gewissenhaften,
vielleicht soliden, aber auch ein bisschen langweiligen Entwicklern
dominiert zu sein scheint. Alles nur IMHO natürlich.
Aber wo ist der Dan Ingalls (Designer von Smalltalk) von Java? Gosling?
Sicherlich ein fähiger Mann, aber mein Eindruck war immer, dass er
wenig visionär ist... Steele (Schöpfer von Scheme), auch bei Sun, aber
sein Einfluss auf Java - gleich null... sein legendärer OOPSLA-Talk von
1998 (Growing a language) ohne Auswirkung... Wo ist der Kent Beck von
Java? Klar, Kent macht jetzt auch Java, weil sich das besser verkauft,
aber eigentlich verkauft er seine Smalltalk-Erfahrung ohne es zu
sagen... Genau wie Fowler, Cockburn oder Jutta Eckstein (um mal eine
Deutsche zu nennen) es tun. Ich würde auch Ingalls als großen Hacker
bezeichnen... Java lehnt er ab. Stattdessen ist er charismatisch und
visionär genug, nicht nur Gnome zu begründen sondern jetzt auch Mono
(mit nicht ganz so vielen Befürwortern und deutlich mehr Kritikern).
Gibt es visionäre und/oder geniale Java-Projekte? Nein, nicht einfach
nur erfolgreiche Projekte. Struts oder Tomcat sind erfolgreich, aber
nicht wirklich etwas neues. Gibt es etwas, wo man sagen kann, Wow, und
dann etwas später, man, den möchte ich kennenlernen, von dem möchte ich
lernen? Wenigestens etwas beeindruckendes? Spontan fällt mir nichts
ein, aber vielleicht liegt das an der Tageszeit. Bestimmt gibt es
etwas... es muss etwas geben...
Beeindruckend fand ich übrigens neulich MonoDoc - die Idee eines Wiki
mit einem einfach zu bedienenen GUI verknüpft um das
Dokumentationsproblem zu lösen. Jeder kann per Kopfdruck schnell und
unkompliziert dem Mono-System eine fehlende Beschreibung einer Methode
oder Klasse hinzufügen. Einfach und daher genial... und schon wieder
nicht Java :(
Und ehrlich, einfach nur der Cobol-Programmierer des 21ten Jahrhunderts
zu sein, dass ist eine Ehre, auf die ich jederzeit und gerne verzichten
möchte.
bye
--
Stefan Matthias Aust // "Zweifel sind der Ansporn des Denkens..." -U
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