Post by Wolfgang Symmankda habe ich mich wohl wieder mal mißverständlich ausgedrückt bzw. ist es
so interpretiert worden.
Deshalb sehe ich da nur zwei Möglichkeiten:
- direkt hinschreiben, was man sagen will oder aber
- sich außerstande sehen und dazu schweigen.
Aber ich nehm den Text mal wieder zum Anlaß, dazu zu schreiben - weniger
im Sinne einer Antwort an dich.
Kommentierende Äußerungen allgemeiner oder gefärbter Art gibts außerhalb
sozialer Netze auch schon überreichlich. Ob man da nen eigenen zufügt,
muß jeder selber wissen - für mich habe ich in der Regel entschieden:
Unnötig, lasse es. Nutzen kaum erwartbar, Mißverständnis aber allemal.
Post by Wolfgang SymmankEs ist alles schlimm, sehr sehr schlimm. Mitte "...und durch" will ich
sagen, man kann nichts machen.
Ist so nicht richtig. Die diversen Aktionen der Terroristen haben längst
Auswirkungen auf das Handeln von Otto Normalo. Da mangels Fähigkeiten
oder Willen die Sache rational abzuwägen, Risiken realistisch
einzuschätzen, die Gefahr weit überhöht empfunden wird ist die
Bevölkerung der Urlaubszielländer direkt betroffen. Der Tourismus als
Haupteinnahmequelle ist das ja vor alle4m in Form von Arbeitseinkommen
Abertausender Servicekräfte. Fremdenführer, Hotelpersonal, Imbißanbieter
und massenhaft Kleinhändler. Unsere Angst macht die ärmer, wir sind
damit Instrument der Terroristen.
Real ist es in der Regel weiterhin daheim gefährlicher als in der
Fremde, aber man glaubt so Risiken zu vermeiden. Die in Wirklichkeit in
der Autobenutzung liegen oder im Rauchen, Bergsteigen, weniger in der
Fernreise.
Wir werden benutzt von den Terroristen, um die Lage in deren
Heimatländern zu verschlechtern, Unzufriedene zu vermehren und deren
Benutzung auch als "Kanonenfutter" in Gestalt von Selbstmordattentätern
fortzusetzen.
Post by Wolfgang SymmankEs ist Schicksal. Man ist so hilflos.Und
wir haben dort unten auch eine französische Freundin, der ich sofort
gemailt habe und die sich gleich gemeldet hat, daß mit ihr alles ok.
Wir sind nicht hilflos. Die Ursache des Terrorismus liegt, da sind alle
Experten einig, in der immer mehr wachsenden Differenzierung von Elend
der Massen einerseits und irrwitzigem Reichtum weniger. Das ist kein
Schicksal sondern geduldete Interessendurchsetzung. Es zu ändern ist
nicht einfach, aber nicht unmöglich. Nur darf man nicht die Frösche mit
der Teichtrockenlegung beauftragen.
Aber es scheint unabwendbar und man selber ohnmächtig, weil bereits die
Vermittlung von Ursachen, oft genug auch schon der Fakten und erst recht
von Lösungen verhindert wird. Und wenn seit Jahrzehnten erfolgreich die
Lüge in das Allgemeinbewußtsein gebracht wird, das die
Erbschaftssteuer-Verschonung bei Betriebsvermögen alternativlos ist um
Arbeitsplätze zu sichern, dann sieht man: Das ist nicht auf Bürger
bildungsferner Drittweltstaaten beschränkt.
Du rufst Deine Bekannte in Frankreich an, wer ruft die arbeitslos
gewordenen Ägypter, Tunesier, ... an? Die einfachen Leute jener Länder
haben viel mehr zu erleiden als die als Einzelschicksal sehr tragischen
aber in summe doch vergleichsweise gering betroffenen Europäer an
Terrorzielen.
Dann auf "kann man nichts machen" zu folgern ist praktizierter
Fatalismus. Und trägt unabsichtlich bei zur Fortsetzung dieser
Entwicklung. Ohne Umverteilung der Einkommen, ohne gerechtere Entlohnung
ist nur Schlimmeres erwartbar - aber was passiert real? Dem gemeinen
Bürger wird weis gemacht, er leide daran, das paar Elendsflüchtlingen
geholfen wird. "Grenzen dicht" Schützt uns! Nee, das erhöht die Gefahr
und schützt nicht! Aber es macht Mühe, das zu verstehen. Sich mühen, das
ist unpopulär - daher der Erfolg der Populisten.
Post by Wolfgang SymmankAlso, so ist es nicht, wie Du vielleicht im ersten Moment denkst.Wir
denken schon sehr daran, was in Nizza passiert.
Aber es käme darauf an, Wiederholungen zu verhindern. Und mehr
Sicherheitsapparat, länger Ausnahmezustand usw taugen dazu nicht, mehr
Gerechtigkeit in dieser Welt aber schon. Gedenken ist billig, Änderung
hochanspruchsvoll. Zu anspruchsvoll für die allermeisten von uns. Mehr
als dazu reden erreiche ich selber ja auch kaum. Aber ich frage
wenigstens, ob denn diese Aktion mit einem simplen LKW nicht gerade
beweist, das falsche Antworten gegeben werden mit schwerbewaffneten
Polizisten und Datensammelei. Üblicher ist: Ja, die machen wenigstens
etwas.
Post by Wolfgang SymmankIm übrigen passen alle weiteren Meldungen nicht auf islam.Terrorist/IS
usw, sondern auf einen auffälligen, verwirrten Menschen.Sieh z.B. der
bewußt herbeigeführte Flugzeugabsturz.Wohl so ähnlich.
Das paßt aber der frz. Regierung nicht in den Kram. Daher wird ein
islamistischer Hintergrund mit aller Gewalt an den Haaren herbeigezogen.
In den USA sterben mehr Menschen durch versehentlichen
Schußwaffengebrauch von Kleinkindern als durch Terroristen - Thema ist
aber nur Terrorismus.
Post by Wolfgang SymmankUnd bezüglich Türkei - ein Glück für das Volk, daß es kein größeres
Blutvergießen gab.Den sogenannten muslimischen "Gottesstaat" von Erdogan
muß wohl die EU in Kauf nehmen.
Es ist Sache der Türken, wie sie ihren Staat gestalten, real Sache der
einflußreichsten (in der Regel sind das auch geldmäßig reiche) und die
Massen manipulierenden Elite. Aber es ist Sache der Europäer, wie und
bei was sie mit der Türkei kooperieren oder die mit Ignoranz strafen.
Dein Satz macht daraus einen Mischmasch.
Mitleiden ist moralisch achtenswert, es ist nicht mal alternativlos,
denn so mancher wertet klammheimlich oder offen "gibt eh zu viele
Menschen auf der Welt" - freilich eher bei toten Fremden fern von hier
als bei Mit-Europäern. In der Türkei sterben seit Monaten einfache
Bürger weil sie das Pech hatten als Kurde geboren zu sein oder im
betreffenden Gebiet zu wohnen - war kaum Aufreger, die jetzt vom Putsch
getroffenen dagegen schon. Muß man nicht auch noch selber mitmachen.
Post by Wolfgang SymmankWenns nur dabei bleibt und nicht noch mehr hinterher kommt.Habe da so
ein ungutes Gefühl.Auf jeden Fall ist in der Türkei erstmal die
Demokratie tot.Leider
Was wissen wir hier schon konkret zum Leben der Menschen in der Türkei?
Haben die mehr oder weniger Zugang zur Nutzung demokratischer Rechte als
derzeit die Griechen? Ich möchte da kein Urteil abgeben, aber Demokratie
ist viel mehr als alle paar Jahre Kreuzchen auf Wahlzetteln. Jedwede
Behördenleistung nur per Bestechung erreichen, das ist schon mal keine -
aber in vielen Demokratien normal.
Mal endlich mitbekommen, das breites Elend über kurz oder lang oft in
Terror und Bürgerkrieg umschlägt, das wäre ein Fortschritt. Auch wenn
der größere Weg dann noch vor einem liegt: Die Bereitschaft zur
Aufwendung von Mitteln, da gegenzusteuern. In französischen Vororten UND
im Südsudan, überall.
Aber wir nehmen lieber zur Kenntnis, das in der Türkei das setzen durch
die AKP auf tumbe religiös manipulierbare Massen gegen Militärputsch
verteidigt wird und gleichzeitig in Ägypten ganz umgekehrt der
Militärputsch als richtiger Weg gilt. Da drohen jetzt Putschisten die -
wiedereinführen angestrebt - Todesstrafe dort der gewählten
weggeputschten Regierung. Und die europäischen freiheitlichen
Demokratien machen es wie wir hier: Lass uns darüber reden .... nur
nichts tun. Könnte ja unseren Wohlstand bedrohen, dann doch lieber Angst
Terroropfer zu werden.
--
Gruß Gerhard
Origin: Lohnarbeit muß sich hierzulande lohnen für den, der zahlt.
Nicht Arbeit muß sich da lohnen, sondern arbeiten lassen.