Post by Sebastian LuettichPost by Lars GebauerPost by Sebastian LuettichDort im thüringischen, eigentlich sächsische Kirchenprovinz,
heute Mitteldeutschland, habe ich auch die sogenannte "Ratter"
kennengelernt. Hierzugrupps schonmal erwähnt, bäuerliche
Fortbewegungsmittel, meist Dreiräder, mit Ladefläche und
selbstgeschweißter Motor- und Lenkeinheit.
Du meinst "Benzinkühe"? (So nennt man die Dinger hier. (SW-TH))
Wahrscheinlich. Ich muß meinen Vater behufs Photos fragen. Konkret
geht es um http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolausrieth und
http://de.wikipedia.org/wiki/Sachsenburg_%28Oldisleben%29
Da die Großeltern und dort der Onkel. In beiden Käffern waren diese
Gefährte ubiquitär.
Diese Apparate gab es IMHO in sämtlichen Gegenden, in denen
Landwirtschaft auch nur ein bischen Verbreitung hatte.
Man kann sie heute noch, liebevoll gepflegt, auf den diversen
Schleppertreffen finden. Dieses Jahr sah ich zum 1. Mal auch einen
"Neubau". Mit Wacker-Motor. Cool!
Post by Sebastian LuettichDer Onkel hat sie im kleineren Maßstab gefertigt, ich hab sie
gefahren... Besonders eindrucksvoll bei dem Möp meines Großvaters
die Gasregelung durch den Hebel wie bei unserem Benzinrasenmäher.
Man musste nicht ständig den Gasgriff halten. Sonst gab es
willkürliche Motorrad und Moppedanleihen.
Ja, da gab's schon wilde Konstruktionen. Und fast jede dieser Maschinen
war ein Unikat. Verbreitet waren auch Trabant- o. ä. Motoren.
Post by Sebastian LuettichDer einrädrige Vorbau war mit einer Achse mit der Sitz- und
Ladefläche verbunden und lies sich über den langen Lenker steuern.
Sofern man nicht vierräderig baute. Was auch nicht selten war.
Und egal was für ein Motor, ein Aufbau oder ob 3 oder 4 Räder, hier
nannte man die Geräte Benzinkuh".
Post by Sebastian LuettichDamit haben wir Getreidesäcke abgeliefert, Mehl geholt, Ferkel
transportiert und Unsinn getrieben.
Typisch Landwirtschaft halt. :)
Post by Sebastian LuettichSoweit ich mich erinnere ohne Zulassung und Kennzeichen. Ob das dem
Umstand geschuldet war, daß der Dorfbulle in der Kneipe meiner
Großeltern soff oder da generell ein Auge zugedrückt wurde weiß ich
nicht.
Es ist nicht nur mein Eindruck, das viele Dinge in der DDR weitaus laxer
gehandhabt wurden, als heute. Keine Ahnung, ob es dafür eine offizielle
Linie gab oder ob's einfach niemanden kümmerte.
Ich lernte mal eine Truppe kennen, die machten in Hobby-Militärs (WKII).
Die trugen bunt gemischt deutsche, amerikanische, sowjetische usw.
Uniformen, hatten originale bzw. nachgebaute Fahrzeuge und Ausrüstungen
und natürlich auch (schußunfähige) Waffen. Die Truppe stellt zu diversen
Gelegenheiten dann ein Camp, eine Straßensperre oder so dar. Ist recht
witzig.
Der "Chef" der Truppe meinte, zu DDR-Zeiten wäre das alles viel
einfacher gewesen. Da wäre immer der ABV gekommen, hätte sich den ganzen
Krempel angeguckt und alles wäre gut gewesen.
Heute wäre es ein riesen Aufriß. Alle möglichen Genehmigungen müßten
besorgt werden, Auflagen würden erteilt usw. usw. Bürokratie pur eben.