Post by Helmut RichterPost by Ronald KonschakDas Sächsische Volkswörterbuch kennt das Wort Soße überhaupt nicht.
Man sagt Tunke. Dä Dunge. Das Wort Tunke hat seinen Ursprung im
lateinischen intinctus und ist eine Lehnübersetzung, die im 9. Jhd.
im Ostmitteldeutschen auftauchte. Wenn man so will, ein sächsisches
Original. Der Führer würde im Grab rotieren, so er eins hätte, wenn
ihm jemand diesen unheldischen Dialekt[1] unterstellen wollte, Herr
Sondermann.
Deswegen hat der Führer auch so durch und durch deutsche Wörter wie
Nationalsozialismus, Generalgouvernement und Propagandaministerium
geprägt. Alles in Frakturschrift natürlich.
Ich fürchte, da ist manches Märchen unterwegs. Jetzt fehlt nur noch der
"Gesichtserker" und der "Viertopfzerknalltreibling", wobei letzterer so
lächerlich ist, weil er so viel länger ist als der kurz-knappe
"Vierzylinderexplosionsmotor", den er angeblich verdrängen sollte.
Wenn das der Führer wüsste, was ihm da manchmal angedichtet wird!
Es war eher der ADSV, dem es dann in der Nazizeit auch irgendwann etwas
an den Kragen ging:
<https://de.wikipedia.org/wiki/Allgemeiner_Deutscher_Sprachverein#Das_Ende_des_ADSV>
Ausführlicher dazu der Standard:
Es mag wie ein Treppenwitz der Geschichte erscheinen - aber gerade die
Nazis waren alles andere als fremdwörterfeindlich: Im Dezember 1940
erließ Hitler eine Weisung, die im Jahr darauf unter dem Betreff
"Unschöne Verdeutschung von Fremdwörtern" allen amtlichen Stellen per
Runderlass bekanntgegeben wurde: "Dem Führer ist in letzter Zeit
mehrfach aufgefallen, dass - auch von amtlichen Stellen - seit langem in
die deutsche Sprache übernommene Fremdwörter durch Ausdrücke ersetzt
werden, die meist im Wege der Übersetzung des Ursprungswortes gefunden
und daher in der Regel unschön sind. Beispielsweise erwähnte der Führer,
dass amtlich jetzt an Stelle von Souffleuse die Bezeichnung 'Einsagerin'
gebraucht werde.
Der Führer hat angeordnet, die zuständigen Stellen davon zu
unterrichten, daß er derartige gewaltsame Eindeutschungen nicht wünscht
und die künstliche Ersetzung längst ins Deutsche eingebürgerter
Fremdwörter durch nicht aus dem Geiste der deutschen Sprache geborene
und den Sinn der Fremdwörter meist nur unvollkommen wiedergebende Wörter
nicht billigt."
Mit anderen Worten, liebe Abwehrkämpfer: Der "Führer" wäre mit
Nietenhosen oder Schundfraß alles andere als happy gewesen! (Gerhard
Zeillinger/DER STANDARD, 18.5.2013) -
derstandard.at/1363711472922/Die-Sprachretter-und-der-Fuehrer-Erlass
--
mfg
Heinz Lohmann
Tamsui, Taiwan
Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat. W.B.