Post by H.-P. SchulzPost by Ralf JoerresPost by H.-P. Schulz- Kann denn eine Technik auf <was-auch-immer> setzen?
- Und wenn nun schon gesetzt wird, dann aber auch bitte das 'auf'
*gleich hinterher* - und nicht erst noch etwas zwischen schieben ("...
anstelle"); und wenn nun unbedingt *doch* noch etwas dazwischen, dann
muss das aber in Parenthese gesetztwerden.
- 'heutig' will mir nicht zu den 'Graphit-Anoden' passen; das sind
eher die _bisher verwendeten_ - oder sowas.
Das ist sone Art Immer-feste-druff-Stilkritik, bei der für mich nichts
zu gewinnen ist.
Sachte, sachte! Ich geb' Dir 'nen Schein drauf, dass da just für Dich
*einiges* zu gewinnen ist.
Post by Ralf JoerresNatürlich kann man sagen, dass eine Technik auf
irgendwas setzt, denn jeder wohlmeinende Leser wird sofort verstehen,
dass das so etwas wie eine Synekdoche ist und mit dieser Technik alle
diese Technik nutzenden Menschen gemeint sind,
Diese Kritikkritik ist so richtig, wie sie trivial ist.
Aber.
Mein Standpunkt hinsichtlich sämtlicher nicht-literarischer Texte ist,
dass tendenziell alles *da steht*, tendenziell nichts "gemeint" zu
werden braucht, oder gemeint, oder mitgemeint. Ich mag das
Wohlmein-Akku des Lesers nicht mit derlei (Nach)Lässigkeiten
austutschen, - es soll noch Saft für andere, stärkere Zumutungen
bleiben! ;-))
Da ist was dran, einerseits, vor allem auch ein gewisses Maß an Spott-
lust, was ja hier immer das Salz an der Suppe ist. Andererseits bezweifle
ich in der Sache, besser gesagt: ich weise zurück, dass ein Autor -
in diesem Fall wohl eine Autorin - von nicht-fiktionalen Texten nicht aus
dem Reservoir von Stilfiguren und sonstiger verfremdender, uneigentlicher
Redeweisen schöpfen darf, deren sich heutzutage alle Angehörigen der
schreibenden Zunft so reichlich bedienen. Dazu braucht es Talent und
Übung. Ich halte die Autorin nicht für untalentiert. Und so etwas als
Regel einfach in den Raum zu stellen... Ich glaube, so etwas ist eine
Argumentationsstrategie. Ich meine, zum Thema 'Argumentationsstrategie'
mal was bei Wikipedia gelesen zu haben, ich dachte, sie hätten in
einem Artikel mal das Argumentationsschema 'schiefe Ebene' (auch 'Damm-
bruch') besprochen, aber ich find's nicht mehr. Fand ich superspannend
- das Wort spannend für 'interessant' zu benutzen, weigere ich mich
standhaft, aber hier passt 'spannend' für mich wirklich. Hab jetzt grad
den Wikipedia-Artikel 'Typen von Argumenten' auf - ach du liebe Güte,
das wäre ne längere Geschichte...
Post by H.-P. SchulzWas beim in Rede stehenden Satz lässlich ist (unbestritten!), kann
beim nächsten Satz schon für Irritation, zweimal Nachfassen,
Augenbrauen Kräuseln sorgen. Und Noch einen Satz weiter für
Fehlverständnis.
Okay. Der Satz wurde hier angeliefert als sozusagen zum Abschuss freige-
geben. Wer weiß, wie Du reagiert hättest, wenn Du ihn im Radio gehört
oder an Ort und Stelle (bei heise.de) im Zusammenhang gelesen hättest,
wieviel von *Deinem* Empörungs- und Irritationspotential Du dem dann
hättest widmen wollen.
Post by H.-P. SchulzSchon klar, ja: Diese Pseudo-Synekdochen klingen irgendwie nach
Checker, Insider und so.
Ich für mein Teil bin da kein Freund dadevon.
Ja, wenn es so wäre, wäre ich auf Deiner Seite, so eine Durchblicker-Pose
geht mir auch ziemlich auf den Keks. Sind wir beide nicht übrigens auch
davon infiziert, nur mal so als Randbemerkung? Für mich ist jedenfalls
ein Satzaufbau nach dem Muster 'die neue Technik setzt auf ...' sowas
von selbstverständlich, das ist für mich das ganz kleine journalistische
Besteck, einfaches Handwerk.
Post by H.-P. SchulzPost by Ralf Joerresdie die Vorteile dieser
Technik nutzen wollen und insofern auf sie 'setzen', also darauf
vertrauen, dass sie ihre Geräte noch ein Weilchen werden nutzen können.
Dass der Satz nicht optimal ist: Wie isses nu bloß mööchlich! Sowas kommt
vor.
Aber jadoch! Aber hier ist desd, und eine gewisse Pingeligkeit gehört
hier zur Würze - sach ich jetz ma!
Gefällt mir ;) auch in seiner Bereitschaft zu Selbstironie. Viele
Besserwisser sind ja leider recht humorlos. Nee, im Ernst, das war ja
jetzt mal eine richtiggehend ernsthafte Antwort auf ein mehr ärgerliches
Gebrumm meinerseits.
Beste Grüße: Ralf Joerres