Der Himmlische Beobachter
2013-03-27 20:12:15 UTC
Ein Historiker über die Auferstehung Jesu
"Aber am Interessantesten für den Historiker ist die Tatsache, dass
nichtchristliche Autoren, selbst offen antichristliche wie Celsus, nicht
versuchen, die Evangelien zu widerlegen, obwohl es zu jener Zeit kein
Risiko bedeutete, Christen anzugreifen. Dass niemand die Christen
beschuldigte, ihre Quellen verfälscht zu haben, ist ziemlich
bemerkenswert. Tatsächlich findet sich im Matthäus-Evangelium das
früheste bekannte Beispiel einer antichristlichen "Wiedergabe" eines
Ereignisses (Matthäus 28, 11 - 15), ohne dass die zentrale Tatsache,
nämlich das leere Grab am Ostermorgen, in Frage gestellt wurde.
Niemand konnte die offensichtlichen, greifbaren Beweise leugnen. Was
also konnten die Gegner tun? Behaupten, Jesus habe sein Verschwinden
durch irgendeinen magischen Trick inszeniert, so wie Celsus später
versuchte, die unstrittigen Wunder wegzuerklären? Die Gefolgschaft des
Hohenpriesters ersann eine Strategie, die sogar noch weniger überzeugte:
Sie gaben den römischen Soldaten am Grab einen ordentlichen Geldbetrag,
damit sie jedem, der fragte, sagten, die Jünger hätten den Leichnam
gestohlen, während die Wachen geschlafen hätten. Der Hohepriester
vergewisserte sich sogar, dass der römische Präfekt sie nicht bestrafte
- Bestechung war in jenen Tagen weit verbreitet, und Pilatus war nicht
abgeneigt, hohepriesterliche Gelder zu entwenden (er und Kaiphas nahmen
sogar Geld aus dem Tempelschatz für die persönliche Wasserversorgung des
Präfekten).
Wieder war die List eher verzweifelt denn genial, aber für Menschen, die
nicht bereit waren, die Konsequenzen der leiblichen Auferstehung Jesu zu
akzeptieren, war es einen Versuch wert. Man überließ es einigen modernen
Theologen zu leugnen, dass das Grab überhaupt jemals leer gewesen sei,
aber das konnten und können sie nur, indem sie den jüdischen Kontext des
Ereignisses verneinen. Jeder Jude, der an die Auferstehung glaubte - und
mit Ausnahme der Sadduzäer taten das alle -, erwartete, dass Gott dies
seinem treuen Volk in den letzten Tagen gewähren würde. Den Büchern
Hesekiel [Hesekiel 37,1-14] und Daniel [Daniel 12,13] und einer der
Qumranrollen zufolge gingen sie davon aus, dass es sich um eine
leibliche Auferstehung handeln würde. Wenn Jesus also vor anderen
gläubigen Juden eine Auferstehung "gewährt" wurde, musste es eine
leibliche Auferstehung sein, damit seine jüdischen Anhänger auch
glaubten, dass sie wirklich stattgefunden hatte.
Visionen und Halluzinationen sind im jüdischen Kontext ausgeschlossen.
Und es bedeutet außerdem, dass die Jünger ebenso wie ihre Gegner sicher
sein mussten, dass das Grab wirklich leer war. Anders ausgedrückt: Das
leere Grab ist kein Beweis der Auferstehung, sondern eine Voraussetzung
dafür und zwar in dem Maße, dass Paulus es in seiner Schilderung der
Erscheinungen des Auferstandenen in seinem ersten Brief an die Korinther
nicht einmal erwähnt. Es war einfach offensichtlich. Wäre das Grab nicht
leer gewesen, wären nicht einmal Petrus Johannes oder Jakobus bereit
gewesen, sich auf die Wirklichkeit der Auferstehung zu verlassen."
Carsten Peter Thiede, Historiker und Papyriologe
http://www.zeltmacher-nachrichten.eu/content/ein-historiker-%C3%BCber-die-auferstehung-jesu
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"Aber am Interessantesten für den Historiker ist die Tatsache, dass
nichtchristliche Autoren, selbst offen antichristliche wie Celsus, nicht
versuchen, die Evangelien zu widerlegen, obwohl es zu jener Zeit kein
Risiko bedeutete, Christen anzugreifen. Dass niemand die Christen
beschuldigte, ihre Quellen verfälscht zu haben, ist ziemlich
bemerkenswert. Tatsächlich findet sich im Matthäus-Evangelium das
früheste bekannte Beispiel einer antichristlichen "Wiedergabe" eines
Ereignisses (Matthäus 28, 11 - 15), ohne dass die zentrale Tatsache,
nämlich das leere Grab am Ostermorgen, in Frage gestellt wurde.
Niemand konnte die offensichtlichen, greifbaren Beweise leugnen. Was
also konnten die Gegner tun? Behaupten, Jesus habe sein Verschwinden
durch irgendeinen magischen Trick inszeniert, so wie Celsus später
versuchte, die unstrittigen Wunder wegzuerklären? Die Gefolgschaft des
Hohenpriesters ersann eine Strategie, die sogar noch weniger überzeugte:
Sie gaben den römischen Soldaten am Grab einen ordentlichen Geldbetrag,
damit sie jedem, der fragte, sagten, die Jünger hätten den Leichnam
gestohlen, während die Wachen geschlafen hätten. Der Hohepriester
vergewisserte sich sogar, dass der römische Präfekt sie nicht bestrafte
- Bestechung war in jenen Tagen weit verbreitet, und Pilatus war nicht
abgeneigt, hohepriesterliche Gelder zu entwenden (er und Kaiphas nahmen
sogar Geld aus dem Tempelschatz für die persönliche Wasserversorgung des
Präfekten).
Wieder war die List eher verzweifelt denn genial, aber für Menschen, die
nicht bereit waren, die Konsequenzen der leiblichen Auferstehung Jesu zu
akzeptieren, war es einen Versuch wert. Man überließ es einigen modernen
Theologen zu leugnen, dass das Grab überhaupt jemals leer gewesen sei,
aber das konnten und können sie nur, indem sie den jüdischen Kontext des
Ereignisses verneinen. Jeder Jude, der an die Auferstehung glaubte - und
mit Ausnahme der Sadduzäer taten das alle -, erwartete, dass Gott dies
seinem treuen Volk in den letzten Tagen gewähren würde. Den Büchern
Hesekiel [Hesekiel 37,1-14] und Daniel [Daniel 12,13] und einer der
Qumranrollen zufolge gingen sie davon aus, dass es sich um eine
leibliche Auferstehung handeln würde. Wenn Jesus also vor anderen
gläubigen Juden eine Auferstehung "gewährt" wurde, musste es eine
leibliche Auferstehung sein, damit seine jüdischen Anhänger auch
glaubten, dass sie wirklich stattgefunden hatte.
Visionen und Halluzinationen sind im jüdischen Kontext ausgeschlossen.
Und es bedeutet außerdem, dass die Jünger ebenso wie ihre Gegner sicher
sein mussten, dass das Grab wirklich leer war. Anders ausgedrückt: Das
leere Grab ist kein Beweis der Auferstehung, sondern eine Voraussetzung
dafür und zwar in dem Maße, dass Paulus es in seiner Schilderung der
Erscheinungen des Auferstandenen in seinem ersten Brief an die Korinther
nicht einmal erwähnt. Es war einfach offensichtlich. Wäre das Grab nicht
leer gewesen, wären nicht einmal Petrus Johannes oder Jakobus bereit
gewesen, sich auf die Wirklichkeit der Auferstehung zu verlassen."
Carsten Peter Thiede, Historiker und Papyriologe
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