Post by Michael HeydenbluthHarte Fakten: Einwohnerzahlen, Anzahl Verkehrstoter
Weiche, zusammengeratene Fakten: Durchschnittliche Fahrleistung,
Prozentsatz Radfahrer in der Bevölkerung
(was habe ich da schon gelesen für D: von 300 km/a bis 1000 km/a
Fahrleistung war schon alles dabei - daraus ergibt sich natürlich für
die Angabe der Toten je Milliarde km jeder beliebige gewünschte Wert)
Die Fahrleistung wird schon recht gewissenhaft erhoben. Ein Problem bei
den bekannten Gegenüberstellungen, die offenbar alle auf dem gleichen
Datensatz der OECD 2007 beruhen, ist, dass Deutschland offenbar damals
eine um mehrere Jahre veraltete Fahrleistung gemeldet hat, die bei
halbwegs linearer Etwicklung des Trends die Personenkilometer deutlich
unterschätzt.
Hinzu kommt, dass die NL (ob bewusst oder unbewusst sei mal
dahingestellt...) bei der OECD andere Opferzahlen meldet, als die eigene
amtliche Statistik aufweist. Dies liegt daran, dass die NL seit 1997
zwei getrennte Statistiken führen; die erste wie auch in D auf der
Grundlage der polizeilichen Unfallaufnahme (CBS), und die andere nach
Auswertung der meldepflichtigen Unfalldaten durch die Krankenhäuser
(CARE). In den niederländischen Medien und in Regierungserklärungen wird
ausschließlich die (höhere) CARE-Zahl verwendet, während die OECD immer
die wesentlich niedrigere CBS-Zahl übermittelt kriegt. Ein Bonus, den
sich die NL seit wenigen Jahren darüber hinaus außerdem noch gönnen,
besteht darin, dass für die OECD-Meldung verunfallte Pedelec-Fahrer als
"sonstige Fahrzeugführer" abgezogen werden. Die Konsequenz von beidem
ist mittlerweile eine Untererfassung von über 43 % (186 zu 107 in 2016...).
<
Loading Image...>
Warum die höhere Zahl dennoch die "bessere" ist, und wie die Berechnung
mit den neuesten Zahlen ausgeht, habe ich versucht, hier herzuleiten:
<https://radunfaelle.wordpress.com/vergleich-de-nl/>
Ich habe außerdem mal die alten OECD-Werte den Zahlen gegenübergestellt,
die sich nach den jeweils aktuellen Entwicklungen ergeben
(<
Loading Image...>). Für die USA habe ich keine
neueren Ergebnisse eingetragen, da hier keinerlei landesweite
systematische Erfassung der Personenkilometer erfolgt. Insofern ist aber
auch der alte Wert von 2007 als Hausnummer zu betrachten, denn auch die
dabei zugrunde gelegte Fahrleistung ist AFAICS nicht systematisch
erhoben worden.
Post by Michael HeydenbluthA propos "radwegebauende Niederländer": Nach meinen (sehr begrenzten)
Erfahrungen in NL wurde das ganze Land flächendeckend mit sehr großzügig
ausgelegten Schnellstraßen überzogen. Übrig blieben die bisherigen
Landstraßen, auf denen es sich in der Tat prima radfahren läßt (5m breit
und in gutem Erhaltungszustand). Es sind aber keine Radwege, sondern
Kraftfahrverkehr ist zugelassen, aber wegen der parallel verlaufenden
Schnellstraße eben auch selten. Wieviele echte Radwege über Land neu
gebaut wurden, entzieht sich meiner Kenntnis.
Die vielen niederländischen Autobahnen und Kraftfahrstraßen sind
sicherlich ein wichtiger Faktor, um gerade außerorts die Unfallbilanz
des Langsamverkehrs zu verbessern, nicht nur für Radfahrer.
Umgekehrt ist IMO auch die gesamte Straßen- und Siedlungsstruktur im UK
dafür verantwortlich zu machen, dass es dort etwas gefährlicher für
Radfahrer ist als in D, DK und NL. Im UK scheint einerseits das Land im
Luftbild wesentlich kleinräumiger besiedelt (->mehr "außerörtlicher"
Radverkehr), und die Streetview-Aufnahmen von Unfallorten mit
Todesfällen, die ich mir für das Jahr 2016 angesehen habe
(<http://bobbeamon.890m.com/UK_toedliche_RF-Unfaelle.html>) zeigen
andererseits oft entweder sehr schmale, kurvige, von Hecken gesäumte
kleine Ortsverbindungsstraßen, oder aber autobahnartige Schnellstraßen
mit baulicher Mitteltrennung, die aber scheinbar dem Radverkehr offen
stehen.
Was es allerdings auch im "Hochrisikoland" UK praktisch nicht gibt, sind
durch fehlende Radwege bedingte innerörtliche Auffahrunfälle.
Tom