Post by Jan Marco FunkePost by Marc HaberHallo,
ich habe am nächsten Samstag voraussichtlich fünf Stunden Zeit
zwischen Ankunft und Abfahrt Düsseldorf. Ich habe mir schon
vorgenommen, mir in Dortmund die H-Bahn und endlich mal die Rampe
Erkrath-Hochdahl anzugucken.
Ganz viel Zeit wird dann ja leider nicht mehr übrig bleiben. Sonst hätte
ich dir die reaktivierte Strecke Brügge/Westf - Meinerzhagen -
Marienheide empfohlen.
Das habe ich dann getan. Ankunft mit +60.
Meine Fahrt von Hagen nach Dieringhausen im Reisebericht.
Nach dem Fassen von Proviant in Hagen (Rewe To Go _und_ McDonald's in
einem Bahnhof, das nenne ich doch mal eine vorbildliche
Versorgungssituation) kommt der 648 aus Dortmund pünktlich an, taucht
nach seiner Abfahrt unter der Güterstrecke weg und fährt durch den
1910 gebauten Tunnel den Berg hoch. Der Zug ist ganz gut besetzt,
meisten Fahrgäste fahren bis zum Endbahnhof Lüdenscheid, aber auch
lokale Verkerhsbedürfnisse werden durch den Zug befriedigt.
Die Strecke ist bis hinter den Bahnhof Oberhagen zweigleisig und auf
modernem Stand, ESTW in Sparversion (Ausfahrsignale nur an jeweils
einem Gleis der Bahnhöfe). Die Kreuzung ist in Rummenohl. Zum Aufholen
von Verspätungen gibt es kaum Möglichkeiten; theoretisch könnte man
zwar in Brügge kreuzen, in dem man den einen Zug nicht in das für die
Hagener Züge vorgesehene Kopfgleis stellt, sondern auf Gleis 2, aber
das beißt sich mit den relativ knapp hinter den Hagener Zügen nach
Lüdenscheid hochfahrenden Kölner Zügen.
In Brügge macht der Zug Kopf und fährt danach die sofort ziemlich
steil ansteigene Strecke nach Lüdenscheid hoch. Technisch ist das
entweder ein Bahnhofsgleis oder Stichstreckenblock, denn in
Lüdenscheid gibt es nur ein Stumpfgleis und kein Ausfahrsignal
Es ist kalt, sowohl in Brügge als auch in Lüdenscheid ist am Bahnhof
sehr wenig Gastronomie, und ich entscheide mich dazu, mit dem Hagener
Zug wieder nach Brügge runter, um dann mit dem Ersatzzug für den
Kölner Zug noch einmal nach Lüdenscheid hoch zu fahren, bevor es dann
auf die Rückreise geht.
Ersatzzug? Ja, Ersatzzug, denn inzwischen ist die RB von Köln und ihre
Rückleistung im DB-Navigator als "fällt aus" gekennzeichnet, es soll
aber einen Ersatzzug geben, der auf der Rückfahrt allerdings in
Meinerzhagen verendet und ich dort eine Stunde rumstehen darf, bevor
es mit +60 weitergeht nach Köln.
Auf der Infotafel in Brügge wird allerdings nur vom Ausfall der RB
berichtet, und in der Tat, die Signale bleiben auf Halt, und es kommt
kein Zug. Inzwischen kommt der nächste Zug aus Hagen, diesmal ein 628,
und fährt den Berg hoch nach Lüdenscheid. Ich freue mich darüber, dass
- vermutlich wegen der noch nicht reaktivierten Zwischenhalte an der
Bahnstrecke - in etwa zeitgleich zum Zug ein Bus nach Meinerzhagen
fährt, der mir dank der großzügig bemessenen Wartezeit in Meinerzhagen
erlauben wird, nach 35 Minuten in Brügge und 40 Minuten in
Meinerzhagen den nächsten nach Köln fahrenden Zug zu erwischen.
Bahnsteiganzeige und Blechelse verkünden inzwischen, dass der
Ersatzzug nach Meinerzhagen um 13:45 Uhr "heute von Gleis 2" fährt.
Das ist die einzige Bahnsteigkante, von der aus man nach Meinerzhagen
kommt, somit eine völlig unsinnige Ansage. Ich bin mir sicher, da
kommt nix, denn wenn kein Zug oben in Lüdenscheid ist, kann auch
keiner runterkommt. Der Vorteil vereinfachter Gleispläne: Auch der
geneigte Fahrgast kann sich über die Betriebslage jederzeit ein
abschließendes Bild machen.
Ich erleichtere mich mit steifgefrorenen Fingern bei Twitter.
13:54 Uhr, der Bus nach Meinerzhagen kommt, der Zug von Lüdenscheid
nach Hagen kommt, etwa zehn Jugendliche, die mit mir auf Godot, eh den
Ersatzzug gewartet haben, steigen routiniert in den Bus um. Der
Ausfall des Zuges scheint hier häufiger zu passieren, denn die
Jugendlichen unterhalten sich über alles mögliche, aber nicht über den
ausgefallenen Zug.
Immer in Gleisnähe geht es über die Bundesstraße in Richtung
Meinerzhagen. Kurz vor Kierspe kommt uns ein Zug entgegen; ich
vermute, der fährt in der Fahrplantrasse, in der in der jeweils
"anderen" Stunde die Züge des im Fahrplan stehenden Zweistundentaktes
fahren. Gerne bestätige ich, dass dieser Zug bis zur Abfahrt des
Busses in Brügge weder angezeigt, noch angesagt wurde. Ich hätte mir
sonst vermutlich überlegt, auf den Zug zu warten, um die Strecke auf
der Schiene vollständig "abhaken" zu können.
In Kierspe eine absurde Szene: Der "Zentrale" Omnibusbahnhof liegt
alles andere als zentral weit ab vom Ortskern direkt am Gleis, jedoch
ist er vom dem Gleis mit einem Zaun getrennt und es gibt keinen
Bahnsteig. Ich hoffe, da kommt noch einer hin, das ist der ideale
Punkte für eine Umsteigerelation zwischen Bus und Bahn, wie in Schilda
nicht realisiert.
Der Bahnhof Meinerzhagen liegt in einem Gewerbegebiet und ich nutze
meine Wartezeit um entlang des Stadtparks in Richtung Innenstadt zu
laufen und nehme in einem türkischen Imbiss mit Restaurant ein
Mittagessen zu mir. Service sehr aufmerksam, Essen in Ordnung.
Als ich den Bahnhog gegen 14:57 Uhr erreiche, kommt der 620 aus
Richtung Brügge gerade an, und ich hetze über die _hohe_ Brücke zum
Bahnsteig, um für den Fall, dass der planmäßig um 15:03 Uhr
weiterfahrende Zug vor Plan abzufahren beliebt (auf dieser Strecke
scheint der Fahrplan ja eher eine Diskussionsgrundlage darzustellen),
nicht dumm auf dem Bahnsteig zu stehen.
Die Angst ist aber unbegründet, der Zug wartet seine Abfahrtszeit ab.
Die Volmetalbahn ist bis auf die fehlende Steilstrecke dem Murgtal
nicht unähnlich. Besonders auf dem Stück zwischen Hagen und Brügge bin
ich erstaunt darüber, wieviel mittelständisches produzierendes Gewerbe
von überreggionalem Ruf da auf einem Haufen sitzt. Jede Firma ein
potenzieller Kunde für meine Dienstleistungen: Ich liebe den
Mittelstand als Kunden. Leider sitze ich zu weit entfernt, man kann ja
nicht alles "aus der Ferne" machen. So fahre ich z.B. in Schalksmühle
an dem Unternehmen vorbei, das das in unserem Haus verbaute
schalterprogramm und die KNX-Sensoren gebaut hat.
Der Zug ist lückenhaft besetzt, wobei der 620 ja auch ein für eine
Verbindung in dieser Pampa ziemlich großzügiges Fahrzeug ist. Ich sehe
allerdings die Vorteile der "Dreiersitzbank auf der einen Seite,
Klappsitze auf der andern Seite" Bestuhlung nicht. Ist das wirklich
mehr Sitzplatz als bei 2+2?
@DB_Bahn auf Twitter sagt inzwischen, dass der Ersatzzug "leider"
ausfallen musste, dafür aber der Planzug mit einer Stunde Verspätung
verkehren konnte. Bleibt zu klären, warum die Fahragstinformation
trotz moderner Infrastruktur eine solche Katastrophe war. Besonders
über den konsequent bis zum Ende durchgezogenen "Geister-Ersatzzug",
der mangels einer vorhandenen Zugsgarnitur gar nicht hätte verkehren
_können_ und der dann entgegen konsequent anderer Ankündigung doch
verkehrende Regelzug macht mich furiös. Wenn das ein Einzelfall wäre,
geschenkt, aber solche Informationsfails passieren flächendeckend und
reihenweise. Was sind da für desinteressierte Dilettanten am Werk?
Wie bereits vorhergesagt, erreiche ich meinen Zielbahnhof
Dieringhausen mit +60 und schreibe ein FGR-Formular.
Grüße
Marc
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