Post by Christian WeisgerberPost by Ralf JoerresDas andauernde Hin und Her * an seinen Nerven.
Spontan fallen mir „zerrte“ und „zehrte“ ein.
Der Verdacht drängt sich auf, dass eines davon ein Eggcorn ist.
Ah, ein Eikukuruz.
Es ist schwierig, nach den ältesten Belegen für "an den Nerven
zerrte/zehrte" zu suchen, weil es so viele mögliche Varianten gibt. Für
folgende einfach Suche habe ich mich auf den Zeitraum zwischen 1700 bis
1870 beschränkt.
Das älteste Beispiel, das ich finde, mit "an meinen Nerven" und "zerrte"
oder "zehrte" ist von 1837 - mit "zerrte", und da scheint's um die
physischen Nerven zu gehen:
| Und als ich das sagte und, mich vergessend an meinem Arme rückte, um
| ihn zu erheben und Deinen Vater zu umschlingen, da rasselten die
| Knochen-Enden in einander und die Splitter des zerschmetterten Gebeins
| drangen mir so tief in das rohe Fleisch ein; daß der gewaltige
| Schmerz, der an meinen Nerven zerrte, mich blind machte, und stumm und
| fühllos ich ließ bewußtlos den Kopf sinken an Deines Vaters Brust.
|
(Emerentius Scävola (eigentlich Julius von der Heyden), "Der Veteran und
sein Sohn", Erster Theil, Bunzlau, 1837, S. 62-63.)
<https://books.google.at/books?id=uuBLAQAAMAAJ&dq=%22an%20meinen%20nerven%22%20%22zerrte%22&pg=PA62#v=onepage&q=%22an%20meinen%20nerven%22%20%22zerrte%22&f=false>
"An seinen Nerven" und "zerrte" oder "zehrte" - 1862, wieder "zerrte",
und diesmal scheint's um die psychischen Nerven zu gehen:
| Wyngard legte sich zur Ruhe nieder; allein der mehr als gewöhnlich
| genossene Champagner prickelte in seinen Pulsen und der Aerger über
| Alfred zerrte an seinen Nerven, daß der Schlaf keine Einkehr finden
| konnte.
|
(G. W. Pfeiffer, "Mozart bei der Kaiserkrönung",
"Historisch-romantisches Zeitbild aus Frankfurts Vergangenheit im Jahre
1790", (Fortsetzung.), 24. "Ein verfehltes Ziel", in "Augsburger Flora",
Nro. 46, Sonntag, den 8. Juni 1862, S. 182-183.)
<https://books.google.at/books?id=HldEAAAAcAAJ&dq=%22an%20seinen%20nerven%22%20%22zerrte%22&pg=PA182#v=onepage&q=%22an%20seinen%20nerven%22%20%22zerrte%22&f=false>
"An ihren (Ihren) Nerven" und "zerrte" oder "zehrte" - 1850, wieder
"zerrte", in einer Übersetzung aus dem Englischen:
| Ich denke, Madame, Sie werden gestehen, daß, wenn Ihnen ein Ereigniß
| wie das eben beschriebene zugestoßen wäre und Sie einen angemessenen,
| einer Dame gebührenden Schrecken vor den Oehrlingen (wie
| mutterzärtlich und liebevoll gegen ihre Nachkommenschaft sie auch sein
| mögen) und vor frühen Hornissen - kurz vor allen unbekannten Dingen
| der Insektenwelt und mit schwarzen Köpfen und zwei großen Hörnern oder
| Fühlfäden oder Zangen gerade neben Ihrem Ohre haben, - Sie werden,
| Madame, denke ich, gestehen, daß es Ihnen schwer werden würde, sich
| dann wieder in Ihre frühere Behaglichkeit und unschuldige Nadelarbeit
| zu finden. Sie würden immer ein gewisses Etwas fühlen, das an Ihren
| Nerven zöge und zerrte und Ihnen am ganzen Leibe herum crr--crz'te!
| und das Schlimmste bei der Sache ist, daß Sie sich schämen würden, es
| zu gestehen.
|
(Edward Bulwer-Lytton (hier "Sir Edward Lytton Bulwer"), "Die Caxtons.
Ein Familiengemälde", In's Deutsche übertragen von W. E. Drugulin,
Zweiter Theil, Siebentes Buch, Viertes Kapitel, Grimma und Leipzig, S.
150-151. (In der Europäischen Bibliothek der neuen belletristischen
Literatur Deutschlands, Frankreichs, Englands, Italiens, Hollands und
Skandinaviens. Der ganzen Sammling 262. Band. III. Serie. 62.) Im
Original heißt es "You would feel a something that grated on your nerves
- and cr'd-cr'd 'all over you like,' as the children say. And the worst
is [...]")
<https://books.google.at/books?id=3IdlAAAAcAAJ&dq=%22an%20ihren%20nerven%22%20%22zerrte%22&pg=PA150#v=onepage&q=%22an%20ihren%20nerven%22%20%22zerrte%22&f=false>
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Steve
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