Discussion:
Genus, Sexus et al.
(zu alt für eine Antwort)
gregor herrmann
2018-06-08 00:16:00 UTC
Permalink
Interessanter sprachwissenschaftlicher Text:
http://www.sueddeutsche.de/kultur/genderdebatte-tief-in-der-sprache-lebt-die-alte-geschlechterordnung-fort-1.4003975


gregor
--
.''`. https://info.comodo.priv.at -- Debian Developer https://www.debian.org
: :' : OpenPGP fingerprint D1E1 316E 93A7 60A8 104D 85FA BB3A 6801 8649 AA06
`. `' Member VIBE!AT & SPI Inc. -- Supporter Free Software Foundation Europe
`- NP: Frank Zappa: JIM/ROY
H.-P. Schulz
2018-06-08 07:49:21 UTC
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Post by gregor herrmann
http://www.sueddeutsche.de/kultur/genderdebatte-tief-in-der-sprache-lebt-die-alte-geschlechterordnung-fort-1.4003975
Nein, das ist kein sprachwissenschaftlicher Text.
Der ihn verfasst hat, mag Sprachwissenschaftler sein.
Der Text ist ein Feuilleton.

Für mich ist jedenfalls nichts dabei.
Nett aufgelegt könnte ich sagen, die Verpeilung sei da nicht diametral
sondern nur orthogonal.
Jakob Achterndiek
2018-06-08 08:12:23 UTC
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Post by gregor herrmann
http://www.sueddeutsche.de/kultur/genderdebatte-tief-in-der-sprache-lebt-die-alte-geschlechterordnung-fort-1.4003975
Wirklich neu an dem Text ist nur, daß der Computerlinguist Henning Lobin
im August die Leitung des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim
übernimmt. Der Rest ist nur ein brav, aber unsystematisch vorgetragener
Bericht über ein paar linguistische Experimente und den daraus folgenden
Vorsatz der Gender-Egalitaristen: Da muß man doch was dran drehen können
...!
--
j/\a
H.-P. Schulz
2018-06-08 08:36:19 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by gregor herrmann
http://www.sueddeutsche.de/kultur/genderdebatte-tief-in-der-sprache-lebt-die-alte-geschlechterordnung-fort-1.4003975
Wirklich neu an dem Text ist nur, daß der Computerlinguist Henning Lobin
im August die Leitung des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim
übernimmt. Der Rest ist nur ein brav, aber unsystematisch vorgetragener
Bericht über ein paar linguistische Experimente und den daraus folgenden
Vorsatz der Gender-Egalitaristen: Da muß man doch was dran drehen können
...!
Nein, verkehrt! Das sind ja eben genau *keine* Egalitaristen!
Die populäre (recht eigentlich: populistische) "Gender"-Kasperei hält
doch auf _Unterschied_, eben den zwischen Männchen und Weibchen.
Und in der so genannten Realität wird ja mit dem Reproduzieren, dem
Feiern und Pflegen dieses "Unterschieds" Geschäft ohne Ende gemacht.

Und nun reicht 's nicht, dass im Kommerz rauf und runter das
Männchen-Weibchen-Ding genudelt und gedudelt wird, nein, da muss dann
- so will es das deutsche Finden, Meinen und Mögen - auch die Sprache
nachjustiert werden: Dass man nur ja nie mehr auf den Gedanken kommen
könne, das Männchen-Weibchen-Ding sei doch recht eigentlich - weitest
gehend - eine Luftnummer; ein neues Kleid, diesmal nicht für den
Kaiser, sondern für Hänschen Doof und Lieschen Blöd.
Und die Weber, die den Stoff weben, das sind zum einen Die in
Geschäftes Dienst, zum anderen, und weit schlimmer, Die im Dienst
einer Guten _Sache_, nämlich Im Dienst von Gerechtigkeit, Richtigkeit
... und überhaupt, man wird doch wohl noch sagen dürfen!!

CAVE!
Jakob Achterndiek
2018-06-08 09:15:30 UTC
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Post by H.-P. Schulz
Post by Jakob Achterndiek
Post by gregor herrmann
http://www.sueddeutsche.de/kultur/genderdebatte-tief-in-der-sprache-lebt-die-alte-geschlechterordnung-fort-1.4003975
Wirklich neu an dem Text ist nur, daß der Computerlinguist Henning Lobin
im August die Leitung des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim
übernimmt. Der Rest ist nur ein brav, aber unsystematisch vorgetragener
Bericht über ein paar linguistische Experimente und den daraus folgenden
Vorsatz der Gender-Egalitaristen: Da muß man doch was dran drehen können
...!
Nein, verkehrt! Das sind ja eben genau *keine* Egalitaristen!
Die populäre (recht eigentlich: populistische) "Gender"-Kasperei hält
doch auf _Unterschied_, eben den zwischen Männchen und Weibchen.
Stimmt.
Ich war gedanklich von der anderen Seite gekommen: Forderung nicht
nach der gleichen Endung, sondern nach dem gleichen Recht auf eine
spezifische geschlechtsmarkierende Endung.
--
j/\a
René Marquardt
2018-06-08 12:16:19 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by H.-P. Schulz
Post by Jakob Achterndiek
Post by gregor herrmann
http://www.sueddeutsche.de/kultur/genderdebatte-tief-in-der-sprache-lebt-die-alte-geschlechterordnung-fort-1.4003975
Wirklich neu an dem Text ist nur, daß der Computerlinguist Henning Lobin
im August die Leitung des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim
übernimmt. Der Rest ist nur ein brav, aber unsystematisch vorgetragener
Bericht über ein paar linguistische Experimente und den daraus folgenden
Vorsatz der Gender-Egalitaristen: Da muß man doch was dran drehen können
...!
Nein, verkehrt! Das sind ja eben genau *keine* Egalitaristen!
Die populäre (recht eigentlich: populistische) "Gender"-Kasperei hält
doch auf _Unterschied_, eben den zwischen Männchen und Weibchen.
Stimmt.
Ich war gedanklich von der anderen Seite gekommen: Forderung nicht
nach der gleichen Endung, sondern nach dem gleichen Recht auf eine
spezifische geschlechtsmarkierende Endung.
--
j/\a
Was juckt es denn einen vernünftigen, denkenden Menschen,
was in der Alpen-Prawda steht? Dann doch lieber den Postillon.
Quinn C
2018-06-08 18:09:59 UTC
Permalink
Post by René Marquardt
Post by gregor herrmann
http://www.sueddeutsche.de/kultur/genderdebatte-tief-in-der-sprache-lebt-die-alte-geschlechterordnung-fort-1.4003975
Was juckt es denn einen vernünftigen, denkenden Menschen,
was in der Alpen-Prawda steht?
Etwas mehr als die deutsche Vertretung bei der NRA gilt sie schon noch.
--
er (Tristan) hiez im ein tôrenkleit
an der stete machen:
von wunderlîchen sachen
einen roc seltsên getan
und eine gugelen daran
H. V. FREIBERG Tristan
Diedrich Ehlerding
2018-06-08 16:31:21 UTC
Permalink
Post by H.-P. Schulz
Und die Weber, die den Stoff weben, das sind zum einen Die in
^^^^^^^
Post by H.-P. Schulz
Geschäftes Dienst, zum anderen, und weit schlimmer, Die im Dienst
einer Guten _Sache_, nämlich Im Dienst von Gerechtigkeit, Richtigkeit
... und überhaupt, man wird doch wohl noch sagen dürfen!!
Ts, ts. In einem Diskussionsfaden über pc wird frau/man natürlich korrekt
"WeberInnen" schreiben.
--
pgp-Key (RSA) 1024/09B8C0BD
fingerprint = 2C 49 FF B2 C4 66 2D 93 6F A1 FF 10 16 59 96 F3
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.
H.-P. Schulz
2018-06-08 17:30:54 UTC
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Post by Diedrich Ehlerding
Post by H.-P. Schulz
Und die Weber, die den Stoff weben, das sind zum einen Die in
^^^^^^^
Post by H.-P. Schulz
Geschäftes Dienst, zum anderen, und weit schlimmer, Die im Dienst
einer Guten _Sache_, nämlich Im Dienst von Gerechtigkeit, Richtigkeit
... und überhaupt, man wird doch wohl noch sagen dürfen!!
Ts, ts. In einem Diskussionsfaden über pc wird frau/man natürlich korrekt
"WeberInnen" schreiben.
Da ich nun aber weder "frau/mann" noch "korrekt" bin, darf ich das so
schreiben. Das walte H.C. Andersen!
Henning Sponbiel
2018-06-10 11:58:13 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Post by H.-P. Schulz
Und die Weber, die den Stoff weben, das sind zum einen Die in
^^^^^^^
Post by H.-P. Schulz
Geschäftes Dienst, zum anderen, und weit schlimmer, Die im Dienst
einer Guten _Sache_, nämlich Im Dienst von Gerechtigkeit, Richtigkeit
... und überhaupt, man wird doch wohl noch sagen dürfen!!
Ts, ts. In einem Diskussionsfaden über pc wird frau/man natürlich korrekt
"WeberInnen" schreiben.
Web_sie_Innen".


Henning
Quinn C
2018-06-08 18:19:04 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by gregor herrmann
http://www.sueddeutsche.de/kultur/genderdebatte-tief-in-der-sprache-lebt-die-alte-geschlechterordnung-fort-1.4003975
Wirklich neu an dem Text ist nur, daß der Computerlinguist Henning Lobin
im August die Leitung des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim
übernimmt. Der Rest ist nur ein brav, aber unsystematisch vorgetragener
Bericht über ein paar linguistische Experimente
Ich darf sicher davon ausgehen, daß Du einen Zeitungsartikel über den
Nachweis des Higgs-Bosons auch als Bericht über "ein paar physikalische
Experimente" abtun würdest. Eine physikalischer Text ist es schließlich
nicht.

Die zitierten Experimente zeigen u.a., inzwischen vielfach wiederholt,
daß das "generische Maskulinum" nicht funktioniert.
Post by Jakob Achterndiek
und den daraus folgenden
Vorsatz der Gender-Egalitaristen: Da muß man doch was dran drehen können
...!
Was man mit der wissenschaftlichen Erkenntnis nun anfängt, ist eine
soziale/politische Frage, genau wie bei anderen Wissenschaften auch.
Aber auch wenn man nichts tut, wird deswegen die Erkenntnis nicht
verschwinden. Man weiß jetzt, was man tut, wenn man nichts tut.
--
GUGELN, vb., um sich schlagen
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Detlef Meißner
2018-06-08 18:23:01 UTC
Permalink
Post by Quinn C
Was man mit der wissenschaftlichen Erkenntnis nun anfängt, ist eine
soziale/politische Frage, genau wie bei anderen Wissenschaften auch.
Aber auch wenn man nichts tut, wird deswegen die Erkenntnis nicht
verschwinden. Man weiß jetzt, was man tut, wenn man nichts tut.
Was heutzutage alles wissenschaftliche Erkenntnisse sind! Die meisten
wissenschaftlichen Erkenntnisse sind nicht neu, nur inzwischen
wissenschaftlich.

Las ich doch neulich, dass nach einer wissenschaftlichen Studie
ängliche Menschen eher vom Hund gebissen werden als nichtängstliche.
Ei der Daus!
Und nun?

Detlef
Quinn C
2018-06-08 20:30:18 UTC
Permalink
Post by Detlef Meißner
Post by Quinn C
Was man mit der wissenschaftlichen Erkenntnis nun anfängt, ist eine
soziale/politische Frage, genau wie bei anderen Wissenschaften auch.
Aber auch wenn man nichts tut, wird deswegen die Erkenntnis nicht
verschwinden. Man weiß jetzt, was man tut, wenn man nichts tut.
Was heutzutage alles wissenschaftliche Erkenntnisse sind! Die meisten
wissenschaftlichen Erkenntnisse sind nicht neu, nur inzwischen
wissenschaftlich.
Las ich doch neulich, dass nach einer wissenschaftlichen Studie
ängliche Menschen eher vom Hund gebissen werden als nichtängstliche.
Ei der Daus!
Und nun?
Genauso wie das mit dem generischen Maskulinum betätigt das meine
Intuition, aber ist das schlecht? Ich habe bestimmt auch Intuitionen,
die sich nicht bestätigen lassen. Und beim generischen Maskulinum wird
es ja von anderen weiter energisch bestritten.

Ob das Ergebnis wichtig ist, kann man nicht an der Fragestellung
alleine ableiten. Daß Männer und Frauen je nach Formulierung auf
Stellenanzeigen anderes reagieren, scheint mir für Personaler
interessant zu sein.
--
If you kill one person, you go to jail; if you kill 20, you go
to an institution for the insane; if you kill 20,000, you get
political asylum. -- Reed Brody, special counsel
for prosecutions at Human Rights Watch
Ralf Joerres
2018-06-10 11:01:57 UTC
Permalink
Post by Quinn C
Post by Detlef Meißner
Post by Quinn C
Was man mit der wissenschaftlichen Erkenntnis nun anfängt, ist eine
soziale/politische Frage, genau wie bei anderen Wissenschaften auch.
Aber auch wenn man nichts tut, wird deswegen die Erkenntnis nicht
verschwinden. Man weiß jetzt, was man tut, wenn man nichts tut.
Was heutzutage alles wissenschaftliche Erkenntnisse sind! Die meisten
wissenschaftlichen Erkenntnisse sind nicht neu, nur inzwischen
wissenschaftlich.
Las ich doch neulich, dass nach einer wissenschaftlichen Studie
ängliche Menschen eher vom Hund gebissen werden als nichtängstliche.
Ei der Daus!
Und nun?
Genauso wie das mit dem generischen Maskulinum betätigt das meine
Intuition, aber ist das schlecht? Ich habe bestimmt auch Intuitionen,
die sich nicht bestätigen lassen. Und beim generischen Maskulinum wird
es ja von anderen weiter energisch bestritten.
Ob das Ergebnis wichtig ist, kann man nicht an der Fragestellung
alleine ableiten. Daß Männer und Frauen je nach Formulierung auf
Stellenanzeigen anderes reagieren, scheint mir für Personaler
interessant zu sein.
Stimmt, in meinen Augen. Da hat dann die Gender-Diskussion eine wichtiges
konkretes Ergebnis erbracht.

Ralf Joerres
Detlef Meißner
2018-06-10 11:13:02 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Post by Quinn C
Ob das Ergebnis wichtig ist, kann man nicht an der Fragestellung
alleine ableiten. Daß Männer und Frauen je nach Formulierung auf
Stellenanzeigen anderes reagieren, scheint mir für Personaler
interessant zu sein.
Stimmt, in meinen Augen. Da hat dann die Gender-Diskussion eine wichtiges
konkretes Ergebnis erbracht.
Hmm, ist diese Erkenntnis nicht ein Allgemeinplatz?

Detlef
Stefan Ram
2018-06-09 17:15:23 UTC
Permalink
Post by Detlef Meißner
Was heutzutage alles wissenschaftliche Erkenntnisse sind! Die meisten
wissenschaftlichen Erkenntnisse sind nicht neu, nur inzwischen
wissenschaftlich.
Du mußt noch lernen, zu pointieren, wenn Du in hundert
Jahren einmal auf Kalenderblättern zitiert werden willst.
Etwa so:

»Das Traurige an neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen
ist, daß sie weder neu noch wissenschaftlich sind - ja,
es handelt sich nicht einmal um Erkenntnisse!«
Jakob Achterndiek
2018-06-08 19:09:21 UTC
Permalink
Post by Quinn C
Post by gregor herrmann
http://www.sueddeutsche.de/kultur/genderdebatte-tief-in-der-sprache-lebt-die-alte-geschlechterordnung-fort-1.4003975
[..] Der Rest ist nur ein brav, aber unsystematisch vorgetragener
Bericht über ein paar linguistische Experimente
Ich darf sicher davon ausgehen, daß Du einen Zeitungsartikel
über den Nachweis des Higgs-Bosons auch als Bericht über "ein
paar physikalische Experimente" abtun würdest. [..]
Gewiß, denn was wäre es mehr? Ich kann weder noch will ich die
genannten Experimente und Studien nachvollziehen. Ich kann und
muß allenfalls prüfen, für wie seriös ich die Berichte halten
darf.

Dasselbe versuche ich mit den Berichten über linguistische
Forschung. Dabei stelle ich allerdings eine merkwürdige Überein-
stimmung fest, die mich mißtrauisch macht: Nach dem Higgs Boson
wurde gesucht, weil sein Nachweis die Stimmigkeit der Theorie
beweisen sollte. Dasselbe betreiben nun die Gender-Linguisten:
Sie haben eine Theorie; die wollen sie beweisen; und danach
richten sie ihre Experimente aus.
Post by Quinn C
Die zitierten Experimente zeigen u.a., inzwischen vielfach wiederholt,
daß das "generische Maskulinum" nicht funktioniert.
Dazu ein Beispiel aus dem genannten Artikel: Probanden beiderlei
Geschlechts werden nach ihrem Lieblings-Schauspieler gefragt und
antworten mehrheitlich mit dem, wonach sie gefragt worden sind:
mit einem Schauspieler. Wen wundert das?

Wie wäre aber der Test ausgefallen, wenn man nach zwei oder mehr
Lieblingsschauspielern gefragt hätte? Dann wäre doch schon eine
einzige Nennung einer Schauspielerin ein Beweis gewesen, daß das
generische Maskulinum eben doch "funktioniert". - Also geh mir
weg mit solchen Experimenten und Beweisen!
--
j/\a
Detlef Meißner
2018-06-08 19:43:24 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Dasselbe versuche ich mit den Berichten über linguistische
Forschung. Dabei stelle ich allerdings eine merkwürdige Überein-
stimmung fest, die mich mißtrauisch macht: Nach dem Higgs Boson
wurde gesucht, weil sein Nachweis die Stimmigkeit der Theorie
Sie haben eine Theorie; die wollen sie beweisen; und danach
richten sie ihre Experimente aus.
Das ist der eine Bereich.
Der andere: Experimente sind ja nicht immer so gestaltet, dass die
Probanden gar nicht wissen, worauf es ankommt. Meist wissen sie es,
zumindest ahnen sie die Richtung - und dann kann man das Ergebnis in
die Tonne treten.
Post by Jakob Achterndiek
Post by Quinn C
Die zitierten Experimente zeigen u.a., inzwischen vielfach wiederholt,
daß das "generische Maskulinum" nicht funktioniert.
Dazu ein Beispiel aus dem genannten Artikel: Probanden beiderlei
Geschlechts werden nach ihrem Lieblings-Schauspieler gefragt und
mit einem Schauspieler. Wen wundert das?
Wie wäre aber der Test ausgefallen, wenn man nach zwei oder mehr
Lieblingsschauspielern gefragt hätte? Dann wäre doch schon eine
einzige Nennung einer Schauspielerin ein Beweis gewesen, daß das
generische Maskulinum eben doch "funktioniert". - Also geh mir
weg mit solchen Experimenten und Beweisen!
Man hätte den Probanden auch Bilder diverser Schauspieler und ~innen
vorlegen können und dann als Aufgabe stellen: "Wählen Sie bitte 4
Schauspieler aus, die Sie besonders mögen!"
Ob da nur Männer ausgewählt würden?

Detlef
Quinn C
2018-06-08 20:14:23 UTC
Permalink
Post by Detlef Meißner
Post by Jakob Achterndiek
Dasselbe versuche ich mit den Berichten über linguistische
Forschung. Dabei stelle ich allerdings eine merkwürdige Überein-
stimmung fest, die mich mißtrauisch macht: Nach dem Higgs Boson
wurde gesucht, weil sein Nachweis die Stimmigkeit der Theorie
Sie haben eine Theorie; die wollen sie beweisen; und danach
richten sie ihre Experimente aus.
Das ist der eine Bereich.
Der andere: Experimente sind ja nicht immer so gestaltet, dass die
Probanden gar nicht wissen, worauf es ankommt. Meist wissen sie es,
zumindest ahnen sie die Richtung - und dann kann man das Ergebnis in
die Tonne treten.
Deswegen sind einige der in dem Artikel erwähnten Studien auch von der
Form, wo es auf die Zeit ankommt, die man braucht, um eine Entscheidung
zu treffen, nicht die Entscheidung selber. Das ist ein bewährter Trick,
der objektivere Ergebnisse liefert.

Kritik ist wichtig, aber wenn man diese Art Erkenntnis allzu
grundsätzlich in Zweifel zieht, muß man sich darüber im klaren sein,
daß man damit nicht nur die ungeliebte "Genderforschung" trifft,
sondern Jahrzehnte experimenteller psychologischer und
sozialpychologischer Forschung in die Tonne tritt.
--
Was den Juengeren fehlt, sind keine Botschaften, es ist der Sinn
fuer Zusammenhaenge. [Young people aren't short of messages, but
of a sense for interconnections.]
-- Helen Feng im Zeit-Interview
Detlef Meißner
2018-06-08 22:05:32 UTC
Permalink
Post by Quinn C
Post by Detlef Meißner
Post by Jakob Achterndiek
Dasselbe versuche ich mit den Berichten über linguistische
Forschung. Dabei stelle ich allerdings eine merkwürdige Überein-
stimmung fest, die mich mißtrauisch macht: Nach dem Higgs Boson
wurde gesucht, weil sein Nachweis die Stimmigkeit der Theorie
Sie haben eine Theorie; die wollen sie beweisen; und danach
richten sie ihre Experimente aus.
Das ist der eine Bereich.
Der andere: Experimente sind ja nicht immer so gestaltet, dass die
Probanden gar nicht wissen, worauf es ankommt. Meist wissen sie es,
zumindest ahnen sie die Richtung - und dann kann man das Ergebnis in
die Tonne treten.
Deswegen sind einige der in dem Artikel erwähnten Studien auch von der
Form, wo es auf die Zeit ankommt, die man braucht, um eine Entscheidung
zu treffen, nicht die Entscheidung selber. Das ist ein bewährter Trick,
der objektivere Ergebnisse liefert.
Naja. Kommt darauf an, was man für Probanden hat. Wenn ich weiß, dass
ich an einem Test teilnehme, dann sind womöglich die Ergebnisse bereits
verfälscht.
Post by Quinn C
Kritik ist wichtig, aber wenn man diese Art Erkenntnis allzu
grundsätzlich in Zweifel zieht, muß man sich darüber im klaren sein,
daß man damit nicht nur die ungeliebte "Genderforschung" trifft,
sondern Jahrzehnte experimenteller psychologischer und
sozialpychologischer Forschung in die Tonne tritt.
Richtig. Besonders dann, wenn die Anzahl der Probanden relativ klein
ist und nur aus einem bestimmten "Milieu" kommt.
BTW: Ich habe ein paar psychologische Tests mitgemacht. Überzeugt war
ich nicht so richtig davon - aber es gab Geld.

Wie Jakob schon schrieb: Manche Test sind so aufgebaut, dass bereits
auf das (gewünschte) Ergebnis hingearbeitete wird. Einen "guten" Test
zu entwickeln bzw. aufzubauen ist verdammt schwer.

Gern führen auch Studenten bzw, Doktoranden solche Tests durch, und die
wissen natürlich, auf welcher Schiene ihr Professor so fährt.
Man sollte sich da auch nichts in die eigene Tasche lügen.

Detlef
Helmut Richter
2018-06-08 20:57:26 UTC
Permalink
Date: Fri, 08 Jun 2018 21:43:24 +0200
Newsgroups: de.etc.sprache.deutsch
Subject: Re: Genus, Sexus et al.
Post by Jakob Achterndiek
Dasselbe versuche ich mit den Berichten über linguistische
Forschung. Dabei stelle ich allerdings eine merkwürdige Überein-
stimmung fest, die mich mißtrauisch macht: Nach dem Higgs Boson
wurde gesucht, weil sein Nachweis die Stimmigkeit der Theorie
Sie haben eine Theorie; die wollen sie beweisen; und danach
richten sie ihre Experimente aus.
Das ist der eine Bereich.
Der andere: Experimente sind ja nicht immer so gestaltet, dass die Probanden
gar nicht wissen, worauf es ankommt. Meist wissen sie es, zumindest ahnen sie
die Richtung - und dann kann man das Ergebnis in die Tonne treten.
Ich kenne sicher nur einen winzigen Anteil solcher Studien aus Artikeln über
das Thema, aber es war noch keine dabei, deren Methodik mich überzeugt hat.
Praktisch alle sind unter Laborbedingungen. Dass bei der Aufgabe "Zeichnen
Sie einen Lehrer oder eine Lehrerin" mehr weibliche Lehrer gezeichnet werden
als bei "Zeichnen Sie einen Lehrer", wen wunderts? Aber was beweist es
wirklich?

Ich denke, es geht nicht ohne eine statistisch saubere Faktorenanalyse, wenn
man herausfinden will, wie die Ergebnisse zustandekommen. Ohne das bekommt
man keine Aussagen. Beispiel: Denkt man bei "LKW-Fahrer" sofort an einen
Mann, kann das daran liegen

a) dass das Wort maskulin ist
b) dass der Sprecher nicht "LKW-Fahrer oder LKW-Fahrerin" gesagt hat
c) dass nach Wahrnehmung des Hörers die meisten LKW-Fahrer männlich sind
d) dass nach Ansicht des Hörers LKW-Fahrer männlich sein sollten

Wer in einer Studie nur konstatiert, dass fast jeder an einen Mann denkt,
aber nicht analysiert, welche der vier Ursachen welchen Einfluss auf das
Ergebnis hat, dessen Studie hat nur konstatiert, was jeder als Ergebnis
schon erwartet hat – aus einem beliebigen der vier möglichen Ursachen. Und
nu?

Bei mir hat das generische Maskulinum "Kaminkehrer" einen Bedeutungswandel
erfahren, seit der unsere Heizung überprüfende Kaminkehrer eine Frau ist.
Früher habe ich mir *nur deswegen* eher einen Mann vorgestellt, weil ich nie
eine Frau in dem Job gesehen habe. Jetzt ist dieses Maskulinum voll
generisch. Und mit dem grammatischen genus hat es genau gar nichts zu tun:
hätte der Beruf ganz feminin "Heizungsanlagenprüfungsfachkraft" geheißen,
hätte ich früher trotzdem eher an Männer gedacht.

Also für mich würde im Beispiel oben nur (c) in Frage kommen, alles andere
empfinde ich als weit hergeholt.
Post by Jakob Achterndiek
Post by Quinn C
Die zitierten Experimente zeigen u.a., inzwischen vielfach wiederholt,
daß das "generische Maskulinum" nicht funktioniert.
Weil es bekämpft wird. In der DDR war das generische Maskulinum Ausdruck der
Geschlechtergleichheit in allen Berufen. Was interssiert den Hörer oder
Leser, ob der LKW-Fahrer ein Mann oder eine Frau ist? Hauptsache, er kann
seinen Job. Und wenn es in irgendeinem Zusammenhang mal wichtig sein könnte,
muss mans halt dazusagen. Dass das im PC-Deutsch nicht so ist, zeigt doch
eher, dass man an den alten Rollenklischees festhalten will statt sie
abzuschaffen.

--
Helmut Richter
Detlef Meißner
2018-06-08 22:15:41 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Date: Fri, 08 Jun 2018 21:43:24 +0200
Newsgroups: de.etc.sprache.deutsch
Subject: Re: Genus, Sexus et al.
Post by Jakob Achterndiek
Dasselbe versuche ich mit den Berichten über linguistische
Forschung. Dabei stelle ich allerdings eine merkwürdige Überein-
stimmung fest, die mich mißtrauisch macht: Nach dem Higgs Boson
wurde gesucht, weil sein Nachweis die Stimmigkeit der Theorie
Sie haben eine Theorie; die wollen sie beweisen; und danach
richten sie ihre Experimente aus.
Das ist der eine Bereich.
Der andere: Experimente sind ja nicht immer so gestaltet, dass die Probanden
gar nicht wissen, worauf es ankommt. Meist wissen sie es, zumindest ahnen
sie die Richtung - und dann kann man das Ergebnis in die Tonne treten.
Ich kenne sicher nur einen winzigen Anteil solcher Studien aus Artikeln über
das Thema, aber es war noch keine dabei, deren Methodik mich überzeugt hat.
Praktisch alle sind unter Laborbedingungen. Dass bei der Aufgabe "Zeichnen
Sie einen Lehrer oder eine Lehrerin" mehr weibliche Lehrer gezeichnet werden
als bei "Zeichnen Sie einen Lehrer", wen wunderts? Aber was beweist es
wirklich?
Die Frage, die sich mir stellt: Wie alt sind die Probanden? Besteht da
nicht ein Unterschied zwischen Alt und Jung? Sind die Jüngeren nicht
bereits durch die angewandte Neusprache geprägt.
Post by Helmut Richter
Ich denke, es geht nicht ohne eine statistisch saubere Faktorenanalyse, wenn
man herausfinden will, wie die Ergebnisse zustandekommen. Ohne das bekommt
man keine Aussagen. Beispiel: Denkt man bei "LKW-Fahrer" sofort an einen
Mann, kann das daran liegen
a) dass das Wort maskulin ist
b) dass der Sprecher nicht "LKW-Fahrer oder LKW-Fahrerin" gesagt hat
c) dass nach Wahrnehmung des Hörers die meisten LKW-Fahrer männlich sind
d) dass nach Ansicht des Hörers LKW-Fahrer männlich sein sollten
Wer in einer Studie nur konstatiert, dass fast jeder an einen Mann denkt,
aber nicht analysiert, welche der vier Ursachen welchen Einfluss auf das
Ergebnis hat, dessen Studie hat nur konstatiert, was jeder als Ergebnis
schon erwartet hat – aus einem beliebigen der vier möglichen Ursachen. Und
nu?
Bei mir hat das generische Maskulinum "Kaminkehrer" einen Bedeutungswandel
erfahren, seit der unsere Heizung überprüfende Kaminkehrer eine Frau ist.
Früher habe ich mir *nur deswegen* eher einen Mann vorgestellt, weil ich nie
eine Frau in dem Job gesehen habe.
Und so ist das z.B. auch bei LKW-Fahrer oder Lok-Führer.
Post by Helmut Richter
Jetzt ist dieses Maskulinum voll
hätte der Beruf ganz feminin "Heizungsanlagenprüfungsfachkraft" geheißen,
hätte ich früher trotzdem eher an Männer gedacht.
Also für mich würde im Beispiel oben nur (c) in Frage kommen, alles andere
empfinde ich als weit hergeholt.
Dem stimme ich zu.
Es kommt viel auf dieeigenen Erfahrungen an. Dachte ich früher bei
"Gärtner" an einen Mann, so fällt mir jetzt spontan eine Frau ein. Muss
irgendein persönliches Erlebnis gewesen sein, dass diesen Wandel
herbeigeführt hat.
Post by Helmut Richter
Post by Jakob Achterndiek
Post by Quinn C
Die zitierten Experimente zeigen u.a., inzwischen vielfach wiederholt,
daß das "generische Maskulinum" nicht funktioniert.
Weil es bekämpft wird.
Oder weil es bei einigen nicht funktioniert, die entsprechend
konditioniert sind.

Detlef
Ralf Joerres
2018-06-10 11:46:37 UTC
Permalink
Post by Detlef Meißner
Post by Helmut Richter
Post by Quinn C
Die zitierten Experimente zeigen u.a., inzwischen vielfach wiederholt,
daß das "generische Maskulinum" nicht funktioniert.
Weil es bekämpft wird.
Oder weil es bei einigen nicht funktioniert, die entsprechend
konditioniert sind.
Interessante zusätzliche Möglichkeit.

RJ
Heinz Brückner
2018-06-10 12:55:43 UTC
Permalink
am Sun, 10 Jun 2018 04:46:37 -0700 (PDT) schrieb Ralf Joerres
Post by Ralf Joerres
Post by Detlef Meißner
Post by Helmut Richter
Post by Quinn C
Die zitierten Experimente zeigen u.a., inzwischen vielfach wiederholt,
daß das "generische Maskulinum" nicht funktioniert.
Weil es bekämpft wird.
Oder weil es bei einigen nicht funktioniert, die entsprechend
konditioniert sind.
Interessante zusätzliche Möglichkeit.
Das ist doch der springende Punkt: Worauf "konditioniert" eine Sprache, die
alles und jedes auf Sexus=Genus und Männlein und Weiblein konzentriert? -
Bis hin zum abstrusesten Blödsinn:

"Die Polizei war schnell Herr der Lage."

Wat nu? Herrin der Lage? Dame der Lage?

Heinz
Detlef Meißner
2018-06-10 13:19:10 UTC
Permalink
Post by Heinz Brückner
am Sun, 10 Jun 2018 04:46:37 -0700 (PDT) schrieb Ralf Joerres
Post by Ralf Joerres
Post by Detlef Meißner
Post by Helmut Richter
Post by Quinn C
Die zitierten Experimente zeigen u.a., inzwischen vielfach wiederholt,
daß das "generische Maskulinum" nicht funktioniert.
Weil es bekämpft wird.
Oder weil es bei einigen nicht funktioniert, die entsprechend
konditioniert sind.
Interessante zusätzliche Möglichkeit.
Das ist doch der springende Punkt: Worauf "konditioniert" eine Sprache, die
alles und jedes auf Sexus=Genus und Männlein und Weiblein konzentriert? -
"Die Polizei war schnell Herr der Lage."
Wat nu? Herrin der Lage? Dame der Lage?
Da muss jetzt der Genderigenieur ran!
Oder ist's etwas eine Ingenieurin?

Detlef
Detlef Meißner
2018-06-10 13:16:05 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Post by Detlef Meißner
Post by Helmut Richter
Post by Quinn C
Die zitierten Experimente zeigen u.a., inzwischen vielfach wiederholt,
daß das "generische Maskulinum" nicht funktioniert.
Weil es bekämpft wird.
Oder weil es bei einigen nicht funktioniert, die entsprechend
konditioniert sind.
Interessante zusätzliche Möglichkeit.
Was ich sehr oft bei Tests jeglicher Art vermisse, das ist die
Validität.Wer sagt denn, dass das gemessen wird, was gemessen werden
soll?
So etwas muss man nämlich erst in vorausgegangenen Versuchsreihen
ermittelt haben. Eine Festlegung "so, wir stellen jetzt mal ein paar
Fragen, und wenn das und das geantwortet wird, dann haben wir ein
wissenschaftliches Ergebnis", ist doch etwas schwach, aber
möglicherweise die "weibliche" Wissenschaft.
Und die weibliche Logik.
Es wird ja auch gern bestritten, dass es diese gibt.
Was aber nicht zwingend heißt, dass alle Personen weiblichen
Geschlechts dieser Logik anhängen. Männer können auch dazu gehören,
aber wohl selten.

Detlef
H.-P. Schulz
2018-06-09 08:12:27 UTC
Permalink
(...) Was interssiert den Hörer oder
Leser, ob der LKW-Fahrer ein Mann oder eine Frau ist? Hauptsache, er kann
seinen Job. Und wenn es in irgendeinem Zusammenhang mal wichtig sein könnte,
muss mans halt dazusagen.
Genau. Und Fall erledigt.

Aber, wie Du ja selbst schon anmerktest, ist das ja DDR, und *darf*
allein deswegen schon nicht okay sein.

Diese ganze - *leider* unter diesem Namen populistisch firmierende -
""""Gender""""-Debatte ist nichts als ein Indiz auf die kräftig und
absichtsvoll gepowerte _S-E-X-U-A-L-I-S-I-E-R-U-N-G_ dessen, was
vielleicht dereinst Gesellschaft werden könnte. Diese Sexualisierung
arbeitet einer eventuellen Gesellschaftwerdung *diametral* entgegen!

Und - man ahnt es, wenn ich was schreibe - das erste und das letzte
Wort - und recht eigentlich auch alle dazwischen - auch in dieser
Sache lautet: Geschäft.

Und fäddich.
Peter Veith
2018-06-10 08:58:35 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
In der DDR war das generische Maskulinum Ausdruck der
Geschlechtergleichheit in allen Berufen.
Ja,
deshalb zeichnete z.B. Margot Honecker auch explizit: "Der Minister für
Volksbildung M. Honecker".
Post by Helmut Richter
Was interssiert den Hörer oder Leser, ob der LKW-Fahrer ein Mann
oder eine Frau ist? Hauptsache, er kann seinen Job.
Exakt.
Das gilt für Krankenschwestern ebenso. Und wenn es im konkreten Pfleger
Rudolf ist, fühlt er sich regelmäßig nicht diskriminiert, daß ich
eigentlich eine Schwester erwartet hatte.
Post by Helmut Richter
Und wenn es in irgendeinem Zusammenhang mal wichtig sein könnte, muss
mans halt dazusagen. Dass das im PC-Deutsch nicht so ist, zeigt doch
eher, dass man an den alten Rollenklischees festhalten will statt sie
abzuschaffen.
Das ist das Kuriose, plötzlich spielt das Geschlecht eine Rolle (wo es
vorher unerheblich war).

Hinweis:
Wegen dem 1. Absatz de.alt.folklore.ddr einbezogen und Followup dorthin.

Veith
--
"Der Westen hat, und das ist ein so alter Trick, die Moral eingeführt,
um über Politik nicht reden zu müssen." (ronald m. schernikau)
http://www.DDR-LUFTWAFFE.de
Ralf Joerres
2018-06-10 11:44:02 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Date: Fri, 08 Jun 2018 21:43:24 +0200
Newsgroups: de.etc.sprache.deutsch
Subject: Re: Genus, Sexus et al.
Post by Jakob Achterndiek
Dasselbe versuche ich mit den Berichten über linguistische
Forschung. Dabei stelle ich allerdings eine merkwürdige Überein-
stimmung fest, die mich mißtrauisch macht: Nach dem Higgs Boson
wurde gesucht, weil sein Nachweis die Stimmigkeit der Theorie
Sie haben eine Theorie; die wollen sie beweisen; und danach
richten sie ihre Experimente aus.
Das ist der eine Bereich.
Der andere: Experimente sind ja nicht immer so gestaltet, dass die Probanden
gar nicht wissen, worauf es ankommt. Meist wissen sie es, zumindest ahnen sie
die Richtung - und dann kann man das Ergebnis in die Tonne treten.
Ich kenne sicher nur einen winzigen Anteil solcher Studien aus Artikeln über
das Thema, aber es war noch keine dabei, deren Methodik mich überzeugt hat.
Praktisch alle sind unter Laborbedingungen. Dass bei der Aufgabe "Zeichnen
Sie einen Lehrer oder eine Lehrerin" mehr weibliche Lehrer gezeichnet werden
als bei "Zeichnen Sie einen Lehrer", wen wunderts? Aber was beweist es
wirklich?
Ich denke, es geht nicht ohne eine statistisch saubere Faktorenanalyse, wenn
man herausfinden will, wie die Ergebnisse zustandekommen. Ohne das bekommt
man keine Aussagen. Beispiel: Denkt man bei "LKW-Fahrer" sofort an einen
Mann, kann das daran liegen
a) dass das Wort maskulin ist
b) dass der Sprecher nicht "LKW-Fahrer oder LKW-Fahrerin" gesagt hat
c) dass nach Wahrnehmung des Hörers die meisten LKW-Fahrer männlich sind
Warum drückst Du Dich so gewunden aus? Die meisten LKW-FahrerInnen sind
doch tatsächlich männlich, oder etwa nicht? Na, vielleicht wäre das dann
Punkt e).
Post by Helmut Richter
d) dass nach Ansicht des Hörers LKW-Fahrer männlich sein sollten
Wer in einer Studie nur konstatiert, dass fast jeder an einen Mann denkt,
aber nicht analysiert, welche der vier Ursachen welchen Einfluss auf das
Ergebnis hat, dessen Studie hat nur konstatiert, was jeder als Ergebnis
schon erwartet hat – aus einem beliebigen der vier möglichen Ursachen. Und
nu?
Bei mir hat das generische Maskulinum "Kaminkehrer" einen Bedeutungswandel
erfahren, seit der unsere Heizung überprüfende Kaminkehrer eine Frau ist.
Früher habe ich mir *nur deswegen* eher einen Mann vorgestellt, weil ich nie
eine Frau in dem Job gesehen habe. Jetzt ist dieses Maskulinum voll
hätte der Beruf ganz feminin "Heizungsanlagenprüfungsfachkraft" geheißen,
hätte ich früher trotzdem eher an Männer gedacht.
Also für mich würde im Beispiel oben nur (c) in Frage kommen, alles andere
empfinde ich als weit hergeholt.
Post by Jakob Achterndiek
Post by Quinn C
Die zitierten Experimente zeigen u.a., inzwischen vielfach wiederholt,
daß das "generische Maskulinum" nicht funktioniert.
Weil es bekämpft wird. In der DDR war das generische Maskulinum Ausdruck der
Geschlechtergleichheit in allen Berufen. Was interssiert den Hörer oder
Leser, ob der LKW-Fahrer ein Mann oder eine Frau ist? Hauptsache, er kann
seinen Job. Und wenn es in irgendeinem Zusammenhang mal wichtig sein könnte,
muss mans halt dazusagen. Dass das im PC-Deutsch nicht so ist, zeigt doch
eher, dass man an den alten Rollenklischees festhalten will statt sie
abzuschaffen.
Vielleicht auch. Nach meiner Wahrnehmung geht es vielfach um die fixe
Idee, dass mit einem generischen Genus das jeweils andere Geschlecht
nicht gemeint sein kann, weil es ja böswillig unterschlagen werden soll.
Zumindest haben die Plädoyers für Genderkorrektheit oft einen Beiklang
von Mitleidserzeugung, Rachdurst für jahrhundertelange Unterdrückung und
Selbstgerechtigkeit. Das macht es manchmal schwierig, fair zu bleiben,
zumal das Terrain, auf dem man sich bewegt, durch Themen wie Frauenquote,
Me-too, Sexismus, Abtreibung, Gleichstellungsbeauftragung, geschlechts-
spezifische Ungleichbezahlung, Renten-Ungerechtigkeit u.v.a.m. bis hin
zu Pornographie und Prostitution, ohnehin in teils heftiger Bewegung ist.
Gegenüber den Missständen in all diesen Bereichen geht es in der
linguistischen Diskussion geradezu gemütlich zu. Wie manch anderer hier
denke ich, dass das Gendern die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und
sexuellen Benachteiligungen von Frauen nicht wird kompensieren können,
auch nicht symbolisch.

Ralf Joerres
Helmut Richter
2018-06-10 13:08:23 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Post by Helmut Richter
Ich kenne sicher nur einen winzigen Anteil solcher Studien aus Artikeln über
das Thema, aber es war noch keine dabei, deren Methodik mich überzeugt hat.
Praktisch alle sind unter Laborbedingungen. Dass bei der Aufgabe "Zeichnen
Sie einen Lehrer oder eine Lehrerin" mehr weibliche Lehrer gezeichnet werden
als bei "Zeichnen Sie einen Lehrer", wen wunderts? Aber was beweist es
wirklich?
Ich denke, es geht nicht ohne eine statistisch saubere Faktorenanalyse, wenn
man herausfinden will, wie die Ergebnisse zustandekommen. Ohne das bekommt
man keine Aussagen. Beispiel: Denkt man bei "LKW-Fahrer" sofort an einen
Mann, kann das daran liegen
a) dass das Wort maskulin ist
b) dass der Sprecher nicht "LKW-Fahrer oder LKW-Fahrerin" gesagt hat
c) dass nach Wahrnehmung des Hörers die meisten LKW-Fahrer männlich sind
Warum drückst Du Dich so gewunden aus? Die meisten LKW-FahrerInnen sind
doch tatsächlich männlich, oder etwa nicht? Na, vielleicht wäre das dann
Punkt e).
Weil der Hörer zum Verständnis nicht benutzt, was faktisch der Fall ist (wer
weiß schon, wieviele Bergfrauen und Kanalarbeiterinnen auf der einen Seite
es gibt und auf der anderen wieviele männliche Kindergärtner und Professoren
für Genderwissenschaften?), sondern was der eigenen Erfahrung entspricht.
Siehe den Kaminkehrer weiter unten: nicht wieviele Kaminkehrerinnen es
objektiv gibt, hat mein Bild geprägt, sondern wievielen ich begegnet bin.

Und um es vom nächsten ebenfalls subjektiven Punkt abzugrenzen, nämlich was
Post by Ralf Joerres
Post by Helmut Richter
d) dass nach Ansicht des Hörers LKW-Fahrer männlich sein sollten
[...]
Weil es bekämpft wird. In der DDR war das generische Maskulinum Ausdruck der
Geschlechtergleichheit in allen Berufen. Was interssiert den Hörer oder
Leser, ob der LKW-Fahrer ein Mann oder eine Frau ist? Hauptsache, er kann
seinen Job. Und wenn es in irgendeinem Zusammenhang mal wichtig sein könnte,
muss mans halt dazusagen. Dass das im PC-Deutsch nicht so ist, zeigt doch
eher, dass man an den alten Rollenklischees festhalten will statt sie
abzuschaffen.
Vielleicht auch. Nach meiner Wahrnehmung geht es vielfach um die fixe
Idee, dass mit einem generischen Genus das jeweils andere Geschlecht
nicht gemeint sein kann, weil es ja böswillig unterschlagen werden soll.
Oder gutwillig: "Kaufhausdiebe" statt "Kaufhausdiebe" und "-diebinnen",
"Terroristen" statt "Terroristen" und "Terroristinnen".

Dass es *auch* ein funktionierendes generisches Maskulinum gibt, steht für
mich außer Frage. Vielleicht habe ich einen etwas eigenartigen
Bekanntenkreis, aber ich habe noch niemanden getroffen, der ein Warnschild
"Achtung Radfahrer!" oder eine Aufforderung "Konsultieren Sie Ihren Arzt
oder Apotheker!" so interpretieren würde, man brauche auf Radfahrerinnen
nicht zu achten und Ärztinnen und Apothekerinnen sollte man besser nicht
konsultieren. Und auf die Aussage, dass Deutschland etwa 80 Mio. Einwohner
hat, ist mir die Rückfrage "Und wieviele Einwohnerinnen kommen da noch
dazu?" noch nicht begegnet.

Es geht im Übrigen nicht gegen generische Maskulina, sondern gegen
generische Wörter überhaupt. Ich habe keine "Bibel im gerechter Sprache" zur
Hand, aber m.W. sind dort die – durchaus missverständlichen – "Brüder" nicht
etwa durch generische "Geschwister" ersetzt worden, sondern durch
durchgegenderte "Brüder und Schwestern". In Stellenanzeigen werden öfters
generische "Kaufleute" vermieden und durch durchgegenderte "Kauffrauen und
Kaufmänner" ersetzt.

Und da sehe ich die Absicht dahinter: wo es keine wirklich unterschiedlichen
Frauen und Männer mehr gibt, kann man keine Frauenquoten durchsetzen, keine
Frauenförderung betreiben und kein Ministerium für "... Frauen ..."
(vollständig "Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend")
einrichten. Deswegen wird jede Form generischer Bezeichnungen bekämpft.

Dass es gleichzeitig Bestandteil des Gendertums ist, dass es *in der Tat*
keine wirklich unterschiedlichen Frauen und Männer gibt, sondern das alles
beliebig festlegbare Rollen sind, tut dem interessanterweise keinen
Abbruch.

--
Helmut Richter
Ralf Joerres
2018-06-10 14:05:54 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Ralf Joerres
Post by Helmut Richter
Ich kenne sicher nur einen winzigen Anteil solcher Studien aus Artikeln über
das Thema, aber es war noch keine dabei, deren Methodik mich überzeugt hat.
Praktisch alle sind unter Laborbedingungen. Dass bei der Aufgabe "Zeichnen
Sie einen Lehrer oder eine Lehrerin" mehr weibliche Lehrer gezeichnet werden
als bei "Zeichnen Sie einen Lehrer", wen wunderts? Aber was beweist es
wirklich?
Ich denke, es geht nicht ohne eine statistisch saubere Faktorenanalyse, wenn
man herausfinden will, wie die Ergebnisse zustandekommen. Ohne das bekommt
man keine Aussagen. Beispiel: Denkt man bei "LKW-Fahrer" sofort an einen
Mann, kann das daran liegen
a) dass das Wort maskulin ist
b) dass der Sprecher nicht "LKW-Fahrer oder LKW-Fahrerin" gesagt hat
c) dass nach Wahrnehmung des Hörers die meisten LKW-Fahrer männlich sind
Warum drückst Du Dich so gewunden aus? Die meisten LKW-FahrerInnen sind
doch tatsächlich männlich, oder etwa nicht? Na, vielleicht wäre das dann
Punkt e).
Weil der Hörer zum Verständnis nicht benutzt, was faktisch der Fall ist (wer
weiß schon, wieviele Bergfrauen und Kanalarbeiterinnen auf der einen Seite
es gibt und auf der anderen wieviele männliche Kindergärtner und Professoren
für Genderwissenschaften?), sondern was der eigenen Erfahrung entspricht.
Siehe den Kaminkehrer weiter unten: nicht wieviele Kaminkehrerinnen es
objektiv gibt, hat mein Bild geprägt, sondern wievielen ich begegnet bin.
Man kann da durchaus unterscheiden, dass aber LKW-FahrerInnen in aller
Regel männlich sind, ist eine objektive Realität, die bereits jedes Kind
draufhaben dürfte. Dass von dieser Regel inzwischen nicht unerhebliche
Abweichungen gibt, ist klar. Ich finde es merkwürdig, nicht voraussetzen
zu dürfen, dass in einer durchschnittlichen deutschen Erfahrungswelt eine
einen LKW lenkende Person in mehr als 90% der Fälle männlich ist. 'Nach
der Wahrnehmung des Hörers' hört sich für mich so an, als könnte der Hörer
ebenso gut in einer Wahrnehmungs'blase' sitzen, die ihm unter einer
erdrückenden Mehrzahl von weiblichen LKW-Fahrerinnen ausgerechnet die
wenigen männlichen Exemplare dieser Zunft über den Weg schickt. Das ist jedoch nicht der Fall, für LKW-Fahrer passt das nicht. Meine Relativie-
rungsbereitschaft geht nicht so weit, objektiv und statistisch
feststellbare Realitäten

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/202938/umfrage/hoehe-des-frauenanteils-bei-den-kraftfahrzeugfuehrern-in-deutschland/

(Frauen danach unter den Berufskraftfahrern zu 1,7% vertreten) als rein
wahrnehmungsbedingt zu erklären. Für Bergfrauen und Kanalarbeiterinnen
gilt dasselbe, auch für Kindergärtner (5,2%):

http://www.spiegel.de/lebenundlernen/job/kindergarten-statistisches-bundesamt-mehr-maenner-arbeiten-in-kitas-a-1144741.html.

Das 'Geschlechtsrollen'-Bild, was ich mir von Berufen mache, bestimmt sich
nicht nur aus Begegnungen, sondern auch aus Beobachtungen. Da kann man sich
im Einzelfall grob verschätzen, in vielen Fällen liegt man jedoch genau
richtig: Müllabfuhr, Bergbau unter Tage, Trucker, Baggerführer, Kinder-
gärtnerin, da wird man kaum danebenliegen, höchstwahrscheinlich ebensowenig
bei Gender-Professorinnen.
Post by Helmut Richter
Und um es vom nächsten ebenfalls subjektiven Punkt abzugrenzen, nämlich was
Post by Ralf Joerres
Post by Helmut Richter
d) dass nach Ansicht des Hörers LKW-Fahrer männlich sein sollten
[...]
Weil es bekämpft wird. In der DDR war das generische Maskulinum Ausdruck der
Geschlechtergleichheit in allen Berufen. Was interssiert den Hörer oder
Leser, ob der LKW-Fahrer ein Mann oder eine Frau ist? Hauptsache, er kann
seinen Job. Und wenn es in irgendeinem Zusammenhang mal wichtig sein könnte,
muss mans halt dazusagen. Dass das im PC-Deutsch nicht so ist, zeigt doch
eher, dass man an den alten Rollenklischees festhalten will statt sie
abzuschaffen.
Vielleicht auch. Nach meiner Wahrnehmung geht es vielfach um die fixe
Idee, dass mit einem generischen Genus das jeweils andere Geschlecht
nicht gemeint sein kann, weil es ja böswillig unterschlagen werden soll.
Oder gutwillig: "Kaufhausdiebe" statt "Kaufhausdiebe" und "-diebinnen",
"Terroristen" statt "Terroristen" und "Terroristinnen".
Dass es *auch* ein funktionierendes generisches Maskulinum gibt, steht für
mich außer Frage. Vielleicht habe ich einen etwas eigenartigen
Bekanntenkreis, aber ich habe noch niemanden getroffen, der ein Warnschild
"Achtung Radfahrer!" oder eine Aufforderung "Konsultieren Sie Ihren Arzt
oder Apotheker!" so interpretieren würde, man brauche auf Radfahrerinnen
nicht zu achten und Ärztinnen und Apothekerinnen sollte man besser nicht
konsultieren. Und auf die Aussage, dass Deutschland etwa 80 Mio. Einwohner
hat, ist mir die Rückfrage "Und wieviele Einwohnerinnen kommen da noch
dazu?" noch nicht begegnet.
Es geht im Übrigen nicht gegen generische Maskulina, sondern gegen
generische Wörter überhaupt. Ich habe keine "Bibel im gerechter Sprache" zur
Hand, aber m.W. sind dort die – durchaus missverständlichen – "Brüder" nicht
etwa durch generische "Geschwister" ersetzt worden, sondern durch
durchgegenderte "Brüder und Schwestern". In Stellenanzeigen werden öfters
generische "Kaufleute" vermieden und durch durchgegenderte "Kauffrauen und
Kaufmänner" ersetzt.
Und da sehe ich die Absicht dahinter: wo es keine wirklich unterschiedlichen
Frauen und Männer mehr gibt, kann man keine Frauenquoten durchsetzen, keine
Frauenförderung betreiben und kein Ministerium für "... Frauen ..."
(vollständig "Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend")
einrichten. Deswegen wird jede Form generischer Bezeichnungen bekämpft.
Interessanter Aspekt, hört sich plausibel an.
Post by Helmut Richter
Dass es gleichzeitig Bestandteil des Gendertums ist, dass es *in der Tat*
keine wirklich unterschiedlichen Frauen und Männer gibt, sondern das alles
beliebig festlegbare Rollen sind, tut dem interessanterweise keinen
Abbruch.
Vereinbarkeit des Unvereinbaren, Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen -
leider bin ich 'nur' ein Mann und kann mir so etwas nicht so gut vorstellen.

Gruß Ralf Joerres
Detlef Meißner
2018-06-10 14:35:52 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Das 'Geschlechtsrollen'-Bild, was ich mir von Berufen mache, bestimmt sich
nicht nur aus Begegnungen, sondern auch aus Beobachtungen. Da kann man sich
im Einzelfall grob verschätzen, in vielen Fällen liegt man jedoch genau
richtig: Müllabfuhr, Bergbau unter Tage, Trucker, Baggerführer, Kinder-
gärtnerin, da wird man kaum danebenliegen, höchstwahrscheinlich ebensowenig
bei Gender-Professorinnen.
Ist da die Quote unter 100%?

...
Post by Ralf Joerres
Post by Helmut Richter
Dass es gleichzeitig Bestandteil des Gendertums ist, dass es *in der Tat*
keine wirklich unterschiedlichen Frauen und Männer gibt, sondern das alles
beliebig festlegbare Rollen sind, tut dem interessanterweise keinen
Abbruch.
Vereinbarkeit des Unvereinbaren, Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen -
leider bin ich 'nur' ein Mann und kann mir so etwas nicht so gut vorstellen.
Frauen können sich zwar alles mögliche Vorstellen, aber zu wirklich
großartigen Vorstellungen fehlt ihnen in der Regel dann doch die
Fähigkeit Das ist fast wie beim Kochen.

Detlef
U***@web.de
2018-06-11 06:54:36 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Man kann da durchaus unterscheiden, dass aber LKW-FahrerInnen in aller
Regel männlich sind, ist eine objektive Realität, die bereits jedes Kind
draufhaben dürfte. Dass von dieser Regel inzwischen nicht unerhebliche
Abweichungen gibt, ist klar. Ich finde es merkwürdig, nicht voraussetzen
zu dürfen, dass in einer durchschnittlichen deutschen Erfahrungswelt eine
einen LKW lenkende Person in mehr als 90% der Fälle männlich ist. 'Nach
der Wahrnehmung des Hörers' hört sich für mich so an, als könnte der Hörer
ebenso gut in einer Wahrnehmungs'blase' sitzen, die ihm unter einer
erdrückenden Mehrzahl von weiblichen LKW-Fahrerinnen ausgerechnet die
wenigen männlichen Exemplare dieser Zunft über den Weg schickt. Das ist
jedoch nicht der Fall, für LKW-Fahrer passt das nicht. Meine Relativie-
rungsbereitschaft geht nicht so weit, objektiv und statistisch
feststellbare Realitäten
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/202938/umfrage/hoehe-des-frauenanteils-bei-den-kraftfahrzeugfuehrern-in-deutschland/
(Frauen danach unter den Berufskraftfahrern zu 1,7% vertreten) als rein
wahrnehmungsbedingt zu erklären.
Du siehst mich erstaunt, denn an den besser wahrnehmbaren
Arbeitsplätzen im Bus ist der Anteil mittlerweile
deutlich höher.

Auch irritiert der Rückgang des Anteils, der durch späteren
Anstieg nicht ausgeglichen wurde.

Ist das vielleicht noch auf die seinerzeit
geringe Quote der Berufsträger an Fahrerarbeitsplätzen
zurückzuführen?

Gruß, ULF
Detlef Meißner
2018-06-10 13:24:56 UTC
Permalink
...Wie manch anderer hier
denke ich, dass das Gendern die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und
sexuellen Benachteiligungen von Frauen nicht wird kompensieren können,
auch nicht symbolisch.
Nein, wird es nicht. Und soll es das überhaupt? Ich sehe da keinerlei
reale Querverbindungen. Das ist nur behauptet.

Da wäre doch mal eine wissenschaftliche Untersuchung fällig!

Noch ein Thema für eine wissenschaftliche Untersuchung: Was hat die
sprachliche Genderei in unserer Gesellschaft Positives bewirkt?

Detlef
Diedrich Ehlerding
2018-06-10 18:43:57 UTC
Permalink
Post by Detlef Meißner
Noch ein Thema für eine wissenschaftliche Untersuchung: Was hat die
sprachliche Genderei in unserer Gesellschaft Positives bewirkt?
Das lässt sich mathematisch korrekt in die einprägsame Zeichenfolge "{}"
fassen.
--
pgp-Key (RSA) 1024/09B8C0BD
fingerprint = 2C 49 FF B2 C4 66 2D 93 6F A1 FF 10 16 59 96 F3
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.
Detlef Meißner
2018-06-10 19:09:15 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Post by Detlef Meißner
Noch ein Thema für eine wissenschaftliche Untersuchung: Was hat die
sprachliche Genderei in unserer Gesellschaft Positives bewirkt?
Das lässt sich mathematisch korrekt in die einprägsame Zeichenfolge "{}"
fassen.
"Oh, das sieht so schön aus, das ist bestimmt was Gutes!"

Detlef
Gerd Thieme
2018-06-11 03:50:12 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Das lässt sich mathematisch korrekt in die einprägsame Zeichenfolge "{}"
fassen.
Reine Platzverschwendung, ∅ ist kürzer.

Gerd
--
Lehrers Kinder, Pastors Vieh
gedeihen selten oder nie
Quinn C
2018-06-10 16:41:02 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Nach meiner Wahrnehmung geht es vielfach um die fixe
Idee, dass mit einem generischen Genus das jeweils andere Geschlecht
nicht gemeint sein kann, weil es ja böswillig unterschlagen werden soll.
Das widerspricht nach meinem Empfinden dem Satz von Dir, den ich
andernorts zitiert habe:

| Wenn da unter lauter männlichen Spionen
| eine Frau gewesen sein sollte, ist das auffällig genug, um es zu erwähnen.
--
Do not they speak false English ... that doth not speak thou to one,
and what ever he be, Father, Mother, King, or Judge, is he not a
Novice, and Unmannerly, and an Ideot, and a Fool, that speaks Your
to one, which is not to be spoken to a singular, but to many?
-- George Fox (1660)
Diedrich Ehlerding
2018-06-10 18:38:26 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Dass bei der Aufgabe "Zeichnen
Sie einen Lehrer oder eine Lehrerin" mehr weibliche Lehrer gezeichnet
werden als bei "Zeichnen Sie einen Lehrer", wen wunderts? Aber was
beweist es wirklich?
Nichts.

Beim Thema "generischens Maskilinu8m" geht es zum großen Teil erstmal um
den OPlural. Wenn es um eine konkrete Person geht, dann ist es im
weiblichen DFall unstrittigerweise eine Lehrerin. Auf die Frage allerdings
"welche Politker in Europa haben großen Einfluss auf die Asgesatltung des
Brexit?" werden mit Sicherheit Angela Merkel und Theresa May genannt
werden.

Diedrich
--
pgp-Key (RSA) 1024/09B8C0BD
fingerprint = 2C 49 FF B2 C4 66 2D 93 6F A1 FF 10 16 59 96 F3
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.
Diedrich Ehlerding
2018-06-10 19:02:36 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Dass bei der Aufgabe "Zeichnen
Sie einen Lehrer oder eine Lehrerin" mehr weibliche Lehrer gezeichnet
werden als bei "Zeichnen Sie einen Lehrer", wen wunderts? Aber was
beweist es wirklich?
Nichts.

Beim Thema "generischens Maskulinum" geht es zum großen Teil erstmal um
den Plural. Wenn es um eine konkrete Person geht, dann ist es im
weiblichen DFall unstrittigerweise eine Lehrerin. Auf die Frage allerdings
"welche Politker in Europa haben großen Einfluss auf die Asgesatltung des
Brexit?" werden mit Sicherheit Angela Merkel und Theresa May genannt
werden.

Diedrich
--
pgp-Key (RSA) 1024/09B8C0BD
fingerprint = 2C 49 FF B2 C4 66 2D 93 6F A1 FF 10 16 59 96 F3
HTML-Mail wird ungeleſen entſorgt.
Detlef Meißner
2018-06-10 19:18:32 UTC
Permalink
Post by Diedrich Ehlerding
Post by Helmut Richter
Dass bei der Aufgabe "Zeichnen
Sie einen Lehrer oder eine Lehrerin" mehr weibliche Lehrer gezeichnet
werden als bei "Zeichnen Sie einen Lehrer", wen wunderts? Aber was
beweist es wirklich?
Nichts.
Beim Thema "generischens Maskulinum" geht es zum großen Teil erstmal um
den Plural. Wenn es um eine konkrete Person geht, dann ist es im
weiblichen DFall unstrittigerweise eine Lehrerin. Auf die Frage allerdings
"welche Politker in Europa haben großen Einfluss auf die Asgesatltung des
Brexit?" werden mit Sicherheit Angela Merkel und Theresa May genannt
werden.
Und bei einer Frage nach bedeutenden Regenten fällt mir zunächst die
Queen ein.

Man kann natürlich durch geschickte Auswahl der Fragen genau das
herausbekommen, was man haben möchte.

Aber wir argumentieren grundsätzlich falsch. Da ist typische
Männerargumentation, die sich im schließlich im Klein-Klein verzettelt,
dabei geht die elementare Frage völlig unter: Was soll das alles?

Detlef
Quinn C
2018-06-08 20:29:48 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by Quinn C
Post by gregor herrmann
http://www.sueddeutsche.de/kultur/genderdebatte-tief-in-der-sprache-lebt-die-alte-geschlechterordnung-fort-1.4003975
[..] Der Rest ist nur ein brav, aber unsystematisch vorgetragener
Bericht über ein paar linguistische Experimente
Ich darf sicher davon ausgehen, daß Du einen Zeitungsartikel
über den Nachweis des Higgs-Bosons auch als Bericht über "ein
paar physikalische Experimente" abtun würdest. [..]
Gewiß, denn was wäre es mehr? Ich kann weder noch will ich die
genannten Experimente und Studien nachvollziehen. Ich kann und
muß allenfalls prüfen, für wie seriös ich die Berichte halten
darf.
Dasselbe versuche ich mit den Berichten über linguistische
Forschung. Dabei stelle ich allerdings eine merkwürdige Überein-
stimmung fest, die mich mißtrauisch macht: Nach dem Higgs Boson
wurde gesucht, weil sein Nachweis die Stimmigkeit der Theorie
beweisen sollte.
Oder das Ausbleiben eines Nachweises die Theorie in Frage stellen. Auch
wenn das etwas länger dauern kann.
Post by Jakob Achterndiek
Sie haben eine Theorie; die wollen sie beweisen; und danach
richten sie ihre Experimente aus.
Ohne Theorie kann man keine guten Experimente designen. Ein gutes
Design läßt aber beide Antworten (richtig/falsch) zu. Wenn Du meinst,
eine bestimmte Studie funktioniere nur in eine Richtung, müßtest Du sie
schon konkret aufzeigen.
Post by Jakob Achterndiek
Post by Quinn C
Die zitierten Experimente zeigen u.a., inzwischen vielfach wiederholt,
daß das "generische Maskulinum" nicht funktioniert.
Dazu ein Beispiel aus dem genannten Artikel: Probanden beiderlei
Geschlechts werden nach ihrem Lieblings-Schauspieler gefragt und
mit einem Schauspieler. Wen wundert das?
Du akzeptierst also, daß das generische Maskulinum im Singular nicht
funktioniert? Das ist durchaus nicht allgemein anerkannt.
Post by Jakob Achterndiek
Wie wäre aber der Test ausgefallen, wenn man nach zwei oder mehr
Lieblingsschauspielern gefragt hätte? Dann wäre doch schon eine
einzige Nennung einer Schauspielerin ein Beweis gewesen, daß das
generische Maskulinum eben doch "funktioniert".
Nein, eine einzige Nennung hätte das keineswegs bewiesen. Die
Interpretation von Ergebnissen ist, wie man sieht, auch nicht trivial.

Zum Nachweis des "Funktionierens" würde ich vorschlagen, eine Gruppe
nach "Lieblingsschauspielern" zu befragen, eine andere nach
"Lieblingsschauspielern und -schauspielerinnen", und vielleicht noch
eine dritte nach "männlichen oder weiblichen Lieblingsschauspielern".
Und dann zu schauen, ob der Frauenanteil in den Antworten aller drei
Gruppen ungefähr gleich ist.

Ich denke mal, so oder so ähnlich würde das gehandhabt. Da das Beispiel
aber gar nicht aus dem zitierten Artikel stammt, bräuchte ich einen
Link, um dem nachzugehen.
--
dasz jederman sehe, wie falsch unsere gugelmönche zu ihres ordens
verteidigung der ersten kirchenexempel anziehen Calvin
GRIMM, Deutsches Wörterbuch
Jakob Achterndiek
2018-06-08 22:11:59 UTC
Permalink
[..] Da das Beispiel aber gar nicht aus dem zitierten Artikel stammt,
bräuchte ich einen Link, um dem nachzugehen.
Das habe ich eben auch festgestellt.
Gefunden habe ich das Beispiel offenbar irgendwo auf der Spur
des Professors Henning Lobin. Nur wenn du ganz dringend darauf
bestehst, bin ich bereit, der Spur noch einmal nachzuschnüren.
An einen Hinweis auf eine Quelle kann ich mich nicht erinnern.
--
j/\a
Jakob Achterndiek
2018-06-09 09:59:53 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
[..] Da das Beispiel aber gar nicht aus dem zitierten Artikel
stammt, bräuchte ich einen Link, um dem nachzugehen.
Das habe ich eben auch festgestellt.
Gefunden habe ich das Beispiel offenbar irgendwo auf der Spur
des Professors Henning Lobin. Nur wenn du ganz dringend darauf
bestehst, bin ich bereit, der Spur noch einmal nachzuschnüren.
An einen Hinweis auf eine Quelle kann ich mich nicht erinnern.
Das hat man nun davon, wenn einem als Student der Begriff der
"wissenschaftlichen Redlichkeit" eingebläut worden ist: Ich habe
noch einmal nachgeknibbelt. Hier also der Link
<https://scilogs.spektrum.de/engelbart-galaxis/kampf-um-hoeflichkeit/>
Henning Lobin selbst berichtet dort am 30. April 2018 im Absatz
"Gemäßigte Gendersprache – und wütende Proteste":
| Auch auf die Frage “Wer ist dein Lieblingsschauspieler?” antworten
| die meisten Befragten (ich habe das Experiment nach der Lektüre
| selbst mehrmals durchgeführt) nicht bezüglich der generischen
| Lesart, die gemeint sein soll, mit Schauspielern und Schauspiele-
| rinnen, sondern ausschließlich bezogen auf die männliche Lesart.

Es mag kleinlich sein, aber ich messe den Professor für
Computer-linguistik auch an der Präzision der Auswertung seines Experiments.
Wie er "die meisten" und "ausschließlich" in dieselbe Computer-Abfrage
bringt, bleibt sein Geheimnis. Oder meint er etwa "ausschließend"?
Das hätte dann eine andere Bedeutung. Es scheint mir jedenfalls nicht
ganz das Gelbe vom Ei zu sein, was der künftige Leiter des Mannheimer
Instituts für deutsche Sprache da zu Papier gebracht hat.

Und weil ich gerade dabei bin, Dampf abzulassen, noch eine Stilblüte
aus der Feder besagten Sprachhüters (a.a.O.):
| Der renommierte Grammatiker Peter Eisenberg, der sich in Gestalt
| eines FAZ-Artikels ebenfalls unter den Kritikern dieses Bandes
| befindet, ...
--
j/\a

ps.:
Da fällt mir eine frühere Nachbarstochter ein, die, als unser drei-
oder vierjähriger Sohn konstatierte, er sei zwar jünger, aber schon
größer als diese, leicht indigniert antwortete: "Das kann dem lieben
Gott ja mal passieren."
Ralf Joerres
2018-06-10 12:02:25 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Und weil ich gerade dabei bin, Dampf abzulassen, noch eine Stilblüte
'Sprachhüter' passt hier nicht, sprachhütend treten in dieser Diskussion
die Generiker auf. Lobin ist eine Art Genus-Sensibilisierer, er möchte
jedenfalls einen anderen Genusgebrauch und ein anderes Lexikon und andere
indefinite Pronomen und und und.
Post by Jakob Achterndiek
Da fällt mir eine frühere Nachbarstochter ein, die, als unser drei-
oder vierjähriger Sohn konstatierte, er sei zwar jünger, aber schon
größer als diese, leicht indigniert antwortete: "Das kann dem lieben
Gott ja mal passieren."
Man sieht: Humor und Pfiffigkeit helfen. Davon können sich die Sprach-
moralisten ne Scheibe abschneiden.

Ralf Joerres
Jakob Achterndiek
2018-06-10 12:41:31 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Post by Jakob Achterndiek
Und weil ich gerade dabei bin, Dampf abzulassen, noch eine Stilblüte
'Sprachhüter' passt hier nicht, sprachhütend treten in dieser Diskussion
die Generiker auf. Lobin ist eine Art Genus-Sensibilisierer, er möchte
jedenfalls einen anderen Genusgebrauch und ein anderes Lexikon und andere
indefinite Pronomen und und und.
"Sprachhüter" war gemeint als sarkastische Anspielung darauf, daß
ausgerechnet Lobin zum Chef des Mannheimer Instituts für Deutsche
Sprache bestellt worden ist - des Instituts, mit dem etwas ältere
Germanisten noch immer eine Erinnerung an Kompetenz und Sprachpflege
verbinden. Da hat man wohl jetzt einen Bock zum Gärtner gemacht.
--
j/\a
Quinn C
2018-06-10 16:39:04 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by Ralf Joerres
Post by Jakob Achterndiek
Und weil ich gerade dabei bin, Dampf abzulassen, noch eine Stilblüte
'Sprachhüter' passt hier nicht, sprachhütend treten in dieser Diskussion
die Generiker auf. Lobin ist eine Art Genus-Sensibilisierer, er möchte
jedenfalls einen anderen Genusgebrauch und ein anderes Lexikon und andere
indefinite Pronomen und und und.
"Sprachhüter" war gemeint als sarkastische Anspielung darauf, daß
ausgerechnet Lobin zum Chef des Mannheimer Instituts für Deutsche
Sprache bestellt worden ist - des Instituts, mit dem etwas ältere
Germanisten noch immer eine Erinnerung an Kompetenz und Sprachpflege
verbinden. Da hat man wohl jetzt einen Bock zum Gärtner gemacht.
Sprachpflege - der Schutz der Sprache vor ihren Benutzern. Nein,
Söhnchen, Du kannst den Mercedes nicht ausleihen, der könnte ja Kratzer
bekommen. Das ist doch kein einfaches Transportmittel!
--
If Helen Keller is alone in the forest and falls down, does she
make a sound?
Detlef Meißner
2018-06-08 22:24:28 UTC
Permalink
Post by Quinn C
Post by Jakob Achterndiek
Sie haben eine Theorie; die wollen sie beweisen; und danach
richten sie ihre Experimente aus.
Ohne Theorie kann man keine guten Experimente designen. Ein gutes
Design läßt aber beide Antworten (richtig/falsch) zu.
Ein Experiment/eine Studie geht von eine Hypothese aus. Die muss
entweder belegt oder widerlegt werden.
Post by Quinn C
Wenn Du meinst,
eine bestimmte Studie funktioniere nur in eine Richtung, müßtest Du sie
schon konkret aufzeigen.
Mache mal zwei Studien, in der einen soll etwas belegt, in der anderen
etwas widerlegt werden. Und was kommt (evtl.) dabei heraus?
Post by Quinn C
Post by Jakob Achterndiek
Wie wäre aber der Test ausgefallen, wenn man nach zwei oder mehr
Lieblingsschauspielern gefragt hätte? Dann wäre doch schon eine
einzige Nennung einer Schauspielerin ein Beweis gewesen, daß das
generische Maskulinum eben doch "funktioniert".
Nein, eine einzige Nennung hätte das keineswegs bewiesen. Die
Interpretation von Ergebnissen ist, wie man sieht, auch nicht trivial.
Zum Nachweis des "Funktionierens" würde ich vorschlagen, eine Gruppe
nach "Lieblingsschauspielern" zu befragen, eine andere nach
"Lieblingsschauspielern und -schauspielerinnen", und vielleicht noch
eine dritte nach "männlichen oder weiblichen Lieblingsschauspielern".
Und dann zu schauen, ob der Frauenanteil in den Antworten aller drei
Gruppen ungefähr gleich ist.
Das Ergebnis hängt doch davon ab, ob der Lieblingsschauspieler des
Probanden männlich oder weiblich ist?
Und wer fällt mir da gerade ein? Vielleicht, den ich erst vor kurzem in
einem Film gesehen habe?
Post by Quinn C
Ich denke mal, so oder so ähnlich würde das gehandhabt. Da das Beispiel
aber gar nicht aus dem zitierten Artikel stammt, bräuchte ich einen
Link, um dem nachzugehen.
Wenn das so gehandhabt worden ist, nun, ich würde mich schämen, so
etwas abzuliefern. Handwerklich einfach ganz schlecht gemacht.

Detlef
Lars Bräsicke
2018-06-09 09:37:53 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Dasselbe versuche ich mit den Berichten über linguistische
Forschung. Dabei stelle ich allerdings eine merkwürdige Überein-
stimmung fest, die mich mißtrauisch macht: Nach dem Higgs Boson
wurde gesucht, weil sein Nachweis die Stimmigkeit der Theorie
Sie haben eine Theorie; die wollen sie beweisen; und danach
richten sie ihre Experimente aus.
Im Falle der Bosonen ist das doch eine gute Methode.
In anderen Wissenschaftsbereichen kann das durchaus auch sinnvoll sein.
Post by Jakob Achterndiek
Post by Quinn C
Die zitierten Experimente zeigen u.a., inzwischen vielfach wiederholt,
daß das "generische Maskulinum" nicht funktioniert.
Dazu ein Beispiel aus dem genannten Artikel: Probanden beiderlei
Geschlechts werden nach ihrem Lieblings-Schauspieler gefragt und
mit einem Schauspieler. Wen wundert das?
Wie wäre aber der Test ausgefallen, wenn man nach zwei oder mehr
Lieblingsschauspielern gefragt hätte? Dann wäre doch schon eine
einzige Nennung einer Schauspielerin ein Beweis gewesen, daß das
generische Maskulinum eben doch "funktioniert". - Also geh mir
weg mit solchen Experimenten und Beweisen!
Mir scheinen diese Experimente auch einige Fehler zu haben.

Mir fallen da "die Spione" auf.
(Nebenbei: Mir kommt da spontan Mata Hari in den Sinn, also so typisch
männlich ist der Beruf nicht).

"Eine der Frauen" deutet auf eine Gruppe von weiblichen Personen hin, im
Falle von Spionen werden diese gemeinhin "Spioninnen" genannt. Die
Existenz des generischen Maskulinums macht feminine Formen auf -in und
-innen nicht überflüssig, nur ist ihre Verwendung unterschiedlich.

Eine Gruppe "die Frauen" war nicht definiert, keine Form, die Männer und
Frauen umfasst, wäre da tauglich.
Die Verwendung des bestimmten Artikels ist falsch.

Im Falle von "einer der Männer" kommt die Doppelnatur des Maskulinums
"Spione" zum Tragen: generisch (Spione und Spioninnen) und konkret
(männl. Spione).

Sobald im Text nun "die Männer" (ohne anderen Bezug und Vorerwähnung)
erscheint, wird automatisch ein vorgenanntes Maskulinum nicht als
generisch, sondern als konkret angenommen, damit es zur Verwendung des
bestimmten Artikels bei "einer der Männer" passt.

Wenn "Spione" ein generisches Maskulinum sein soll, ist die Verwendung
des bestimmten Artikels mit "Männer" ebenso falsch wie bei "eine der
Frauen". Es ist lediglich der grammatische Fehler, der hier weniger
auffällt, weil ein Ausweg durch Umdeutung auf ein konkretes Maskulinum
da ist.
Darum stockt der Proband bei "eine der Frauen", nicht aber bei "einer
der Männer".

Aus falscher Grammatik kann man aber nichts schlussfolgern.
Oliver Jennrich
2018-06-09 12:14:44 UTC
Permalink
Post by Jakob Achterndiek
Post by Quinn C
Post by gregor herrmann
http://www.sueddeutsche.de/kultur/genderdebatte-tief-in-der-sprache-lebt-die-alte-geschlechterordnung-fort-1.4003975
[..] Der Rest ist nur ein brav, aber unsystematisch vorgetragener
Bericht über ein paar linguistische Experimente
Ich darf sicher davon ausgehen, daß Du einen Zeitungsartikel
über den Nachweis des Higgs-Bosons auch als Bericht über "ein
paar physikalische Experimente" abtun würdest. [..]
Gewiß, denn was wäre es mehr? Ich kann weder noch will ich die
genannten Experimente und Studien nachvollziehen. Ich kann und
muß allenfalls prüfen, für wie seriös ich die Berichte halten
darf.
Dasselbe versuche ich mit den Berichten über linguistische
Forschung. Dabei stelle ich allerdings eine merkwürdige Überein-
stimmung fest, die mich mißtrauisch macht: Nach dem Higgs Boson
wurde gesucht, weil sein Nachweis die Stimmigkeit der Theorie
beweisen sollte.
Nein. Nach dem Higgs-Boson wurde gesucht, weil man aus den Eigenschaften
dieses Teilchens Rückschlüsse auf bisher unerforschte Aspekte der
Materie ziehen kann. Natürlich hilft es, die Geldgeber von der
Sinnhaftigkeit eines solchen Vorhabens zu überzeugen, wenn man mit
einiger Sicherheit sagen kann, dass es ein solches Teilchen tatsächlich
gibt. Niemand gibt eine Handvoll von Milliarden Euro aus, um etwas zu
suchen, was mit hoher Wahrscheinlichkeit *nicht* existiert.

Abgesehen davon - es gibt in der empirischen Wissenschaft keine
Möglichkeit, die Stimmigkeit einer Theorie zu beweisen. Man kann
lediglich zeigen, dass eine Theorie mit den Beobachtungen *nicht*
übereinstimmt. Man kann Theorien bestätigen, aber nicht beweisen.
Post by Jakob Achterndiek
Dasselbe betreiben nun die Gender-Linguisten: Sie haben eine Theorie;
die wollen sie beweisen; und danach richten sie ihre Experimente aus.
Mir scheint dass du ein etwas eigenartiges Bild von Wissenschaft
hast. Selbstverständlich entwickelt man Experimente oder Studien, um
einen gewissen Aspekt, den die Theorie vorhersagt, zu untersuchen. Was
denn sonst? Aufs Geratewohl aus dem Gekröse lesen?
Post by Jakob Achterndiek
Post by Quinn C
Die zitierten Experimente zeigen u.a., inzwischen vielfach wiederholt,
daß das "generische Maskulinum" nicht funktioniert.
Dazu ein Beispiel aus dem genannten Artikel: Probanden beiderlei
Geschlechts werden nach ihrem Lieblings-Schauspieler gefragt und
mit einem Schauspieler. Wen wundert das?
Ja eben. Das wundert niemand. Aber wenn man das ohne Studie behauptet,
dann wird einem vorgeworfen, dass das so nicht stimme. Also jetzt haben
wir eine solche Studie mit den Ergebnissen. Deine Interpretation ist,
dass es natürlich nur männliche Schauspieler genannt werden, weil es
geht ja nur um den einen Lieblingsschauspieler, und der hat natürlich
männlich zu sein. Eben. Das war dann wohl auch die Schlussfolgerung der
Studie: Dass das generische Maskulinum eben so generisch nicht ist -
jedenfalls nicht bei Begriffen, bei denen sich eine weibliche Form
eingebürgert hat. 'Schauspielerin' ist ja nun keine ungewöhnliche
Bezeichnung.
Post by Jakob Achterndiek
Wie wäre aber der Test ausgefallen, wenn man nach zwei oder mehr
Lieblingsschauspielern gefragt hätte?
Dann wäre doch schon eine einzige Nennung einer Schauspielerin ein
Beweis gewesen, daß das generische Maskulinum eben doch
"funktioniert".
Wäre, hätte, könnte. Hätte auch sein können, dass wenn nach drei
ieblingsschauspielern gefragt worden wäre, immer nur drei Männernamen
gennant worden wären. Dann hättest du vielleicht 5 oder mehr Namen
gefordert.
Post by Jakob Achterndiek
- Also geh mir weg mit solchen Experimenten und Beweisen!
Na schau. Da hast du einen vermuteten methodischen Mangel dieser Studie
gefunden. Das ist typischerweise ein Punkt, an dem man sich als
interessierter Wissenschaftler hinsetzt, und versucht eine Studie
bzw. ein Experiment ohne diese Mängel zu entwerfen. Nur zu.
--
Space - The final frontier
Sergio Gatti
2018-06-10 08:03:35 UTC
Permalink
Post by Oliver Jennrich
Ja eben. Das wundert niemand.
1.) Ich stimme mit dir überein.
2.) Ich hätte geschrieben: "Das wundert niemanden."
Kommentare nur zu 2.), bitte.
Post by Oliver Jennrich
Post by Jakob Achterndiek
- Also geh mir weg mit solchen Experimenten und Beweisen!
Na schau. Da hast du einen vermuteten methodischen Mangel dieser Studie
gefunden. Das ist typischerweise ein Punkt, an dem man sich als
interessierter Wissenschaftler hinsetzt, und versucht eine Studie
bzw. ein Experiment ohne diese Mängel zu entwerfen. Nur zu.
Völlig richtig. Mit "Geh mir weg damit" würden wir noch
glauben, dass die Sonne um die Erde kreist.
Jakob Achterndiek
2018-06-10 09:39:02 UTC
Permalink
Post by Oliver Jennrich
Post by Jakob Achterndiek
- Also geh mir weg mit solchen Experimenten und Beweisen!
^^^^^^^^^ (sic!)
Post by Oliver Jennrich
Na schau. Da hast du einen vermuteten methodischen Mangel dieser
Studie gefunden. Das ist typischerweise ein Punkt, an dem man sich
als interessierter Wissenschaftler hinsetzt, und versucht eine
Studie bzw. ein Experiment ohne diese Mängel zu entwerfen. Nur zu.
Völlig richtig. Mit "Geh mir weg damit" würden wir noch glauben,
dass die Sonne um die Erde kreist.
Völlig richtig.

Das läge dann aber
* nicht an uns Skeptikern, die solche Beweise kritisch prüfen,
* sondern an den Experimentatoren, wenn die ihre Thesen ähnlich
nachlässig formuliert, ihre Versuche ähnlich unpräzise aufgebaut
und bei deren Auswertung ähnlich schluderige Formulierungen
zugelassen hätten, wie das am Beispiel des zitierten Schauspiele-
rinnen-Tests zu zeigen war.
--
j/\a
U***@web.de
2018-06-10 10:44:04 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Post by Oliver Jennrich
Ja eben. Das wundert niemand.
1.) Ich stimme mit dir überein.
2.) Ich hätte geschrieben: "Das wundert niemanden."
Kommentare nur zu 2.), bitte.
Umgangssprachlich ist diese Akkusativendung optional,
bei formvollendeter Verschriftlichung hingegen
meiner Ansicht nach noch nicht.
Christina Kunze
2018-06-10 11:49:10 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Post by Sergio Gatti
Post by Oliver Jennrich
Ja eben. Das wundert niemand.
1.) Ich stimme mit dir überein.
2.) Ich hätte geschrieben: "Das wundert niemanden."
Kommentare nur zu 2.), bitte.
Umgangssprachlich ist diese Akkusativendung optional,
bei formvollendeter Verschriftlichung hingegen
meiner Ansicht nach noch nicht.
So halte ich es bei "niemand" auch. Bei anderen Wörtern knirscht es ohne
Endung auch mündlich in meinem Gehörgang.
Jedenfalls musste sich mein jüngstes Kind neulich hochgezogene
Augenbrauen gefallen lassen, als es davon sprach, wer den Mensch gesehen
hat. (Der Vollständigkeit halber: Meine hochgezogenen Augenbrauen hatten
keine Wirkung, weil dem Kind nicht klar war, was mich stört.)

chr
Ralf Joerres
2018-06-09 12:00:20 UTC
Permalink
Post by Quinn C
Post by Jakob Achterndiek
Post by gregor herrmann
http://www.sueddeutsche.de/kultur/genderdebatte-tief-in-der-sprache-lebt-die-alte-geschlechterordnung-fort-1.4003975
Wirklich neu an dem Text ist nur, daß der Computerlinguist Henning Lobin
im August die Leitung des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim
übernimmt. Der Rest ist nur ein brav, aber unsystematisch vorgetragener
Bericht über ein paar linguistische Experimente
Ich darf sicher davon ausgehen, daß Du einen Zeitungsartikel über den
Nachweis des Higgs-Bosons auch als Bericht über "ein paar physikalische
Experimente" abtun würdest. Eine physikalischer Text ist es schließlich
nicht.
Die zitierten Experimente zeigen u.a., inzwischen vielfach wiederholt,
daß das "generische Maskulinum" nicht funktioniert.
Ich muss zugeben, dass ich den Artikel nicht wohlwollend gelesen hatte,
auch, dass mir diese ganze Diskussion ziemlich zum Hals raushängt. Meine
diesbezüglichen Aversionen wurden denn auch prompt bedient: Wenn man
Sätze so aneinanderheftet wie in dem Artikel beschrieben, bekommt man
natürlich entsprechende Rückmeldungen. Offensichtlich ist es manchen
möglich, sich vorzustellen, dass ein Satz wie 'die Spione kamen aus dem
Besprechungsraum' einfach mal so vom Himmel fällt, und wenn man an dieses
pseudo-'generische Maskulinum' dann mit einem exklusiven Femininum
zurückverweist, stellt man fest, dass das oh Wunder gar nicht funktio-
niert. Wenn das wirklich in dieser Weise untersucht wurde, brauchen
sich Gender-Verfechter über negatives Feedback nicht zu beklagen. Derart
holzhammermäßig funktioniert nämlich weder das generische Maskulinum noch
ein die Interessen der anderen 'Geschlechtsidentitäten' (oder wie immer
man all die neu beachteten Spielarten nennen will) berücksichtigender
Sprachgebrauch.

Ich will damit nicht en bloc alles abtun, was der Artikel aufmarschieren
lässt, um seine These zu stützen. Wenn jedoch wirklich etwas in der Sache
erreicht werden soll - wobei: was ist eigentlich die Sache? -, dann wäre
weniger Thesenhaftigkeit und mehr Differenziertheit wünschenswert. Es
reicht halt nicht, einfach immer wieder nur zu wiederholen, dass Frauen
sich beim Wort 'Zuschauer' nicht gemeint fühlen. Wie jetzt: Nicht gemeint
fühlen können, nicht gemeint fühlen wollen, tatsächlich nicht gemeint
fühlen, und trifft das dann auf alle Frauen zu? Das sind nicht-überprüf-
bare Behauptungen, deren Realitätsgehalt sich nicht durch solch einfach
gestrickte Satzergänzungs-Experimente ermitteln lässt.

Na, ich warte mal ab, wahrscheinlich kommen da auch mal bessere Beiträge,
die eine eingehendere Auseinandersetzung lohnen. Es wäre nämlich lohnend,
das Thema mal mit einer gewissen Unvoreingenommenheit zu betrachten.
Von einer derart entspannten Grundeinstellung sind zumal die Genderisten
noch weit entfernt. Die kommen immer gleich mit ihren Thesen um die Ecke.

Gruß Ralf Joerres
Sergio Gatti
2018-06-10 08:12:22 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Ich will damit nicht en bloc alles abtun, was der Artikel aufmarschieren
lässt, um seine These zu stützen. Wenn jedoch wirklich etwas in der Sache
erreicht werden soll - wobei: was ist eigentlich die Sache? -, dann wäre
weniger Thesenhaftigkeit und mehr Differenziertheit wünschenswert. Es
reicht halt nicht, einfach immer wieder nur zu wiederholen, dass Frauen
sich beim Wort 'Zuschauer' nicht gemeint fühlen. Wie jetzt: Nicht gemeint
fühlen können, nicht gemeint fühlen wollen, tatsächlich nicht gemeint
fühlen, und trifft das dann auf alle Frauen zu? Das sind nicht-überprüf-
bare Behauptungen, deren Realitätsgehalt sich nicht durch solch einfach
gestrickte Satzergänzungs-Experimente ermitteln lässt.
Es gibt schon seit mindestens vierzig Jahren Untersuchungen,
die das von dir unerwünschte Ergebnis belegen.
Wenn du diese Experimente kritisierst, weil sie deiner
Meinung nach zu einfach gestrickt seien, dann sollst du
bitte deine Behauptung beweisen. Noch besser, du könntest
andere Experimente vorschlagen.
Ralf Joerres
2018-06-10 10:55:29 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Post by Ralf Joerres
Ich will damit nicht en bloc alles abtun, was der Artikel aufmarschieren
lässt, um seine These zu stützen. Wenn jedoch wirklich etwas in der Sache
erreicht werden soll - wobei: was ist eigentlich die Sache? -, dann wäre
weniger Thesenhaftigkeit und mehr Differenziertheit wünschenswert. Es
reicht halt nicht, einfach immer wieder nur zu wiederholen, dass Frauen
sich beim Wort 'Zuschauer' nicht gemeint fühlen. Wie jetzt: Nicht gemeint
fühlen können, nicht gemeint fühlen wollen, tatsächlich nicht gemeint
fühlen, und trifft das dann auf alle Frauen zu? Das sind nicht-überprüf-
bare Behauptungen, deren Realitätsgehalt sich nicht durch solch einfach
gestrickte Satzergänzungs-Experimente ermitteln lässt.
Es gibt schon seit mindestens vierzig Jahren Untersuchungen,
die das von dir unerwünschte Ergebnis belegen.
Wenn du diese Experimente kritisierst, weil sie deiner
Meinung nach zu einfach gestrickt seien, dann sollst du
bitte deine Behauptung beweisen. Noch besser, du könntest
andere Experimente vorschlagen.
Wie gesagt, dass dem nachgegangen wird, welche Bedeutungen generischen
Personenbezeichnungen hinsichtlich der Sexualität oder der Geschlechts-
rolle der bezeichneten Person zugeschrieben werden, ist sinnvoll, schon
allein, um aus diesem statuarischen Behauptungsmodus herauszukommen.
Dies mit Satzverknüpfungen wie

Die Spione verließen den Besprechungsraum. Offensichtlich war
eine der Frauen verärgert

unternehmen zu wollen, betrachte ich als manipulativ - ganz abgesehen
davon, dass es sprachlich nicht korrekt ist, was Lars bereits aufgezeigt
hatte. Der erste Satz setzt aufgrund des definiten Artikels voraus, dass
die Gruppe der Spione im Text bereits definiert ist. Wenn sie definiert
ist, ist sie es mit gewisser Wahrscheinlichkeit auch hinsichtlich der
Geschlechts(rollen)zusammensetzung. Wenn da unter lauter männlichen Spionen
eine Frau gewesen sein sollte, ist das auffällig genug, um es zu erwähnen.
Dann hätte die Fortsetzung (der 2. Satz) lauten müssen

Offensichtlich war die Frau verärgert

Auch das hört sich merkwürdig an, man würde vielleicht ihren Namen erwähnen.
Wenn man sie dann nur mit dem Nachnamen referenzierte,

Offensichtlich war Müller verärgert

würde sie wiederum in ihrer Geschlechtsidentität nicht sichtbar. Also würde
man vielleicht sagen müssen

Offensichtlich war Frau Müller verärgert.

Auch dieser Satz, verbunden mit dem Vorgängersatz, wäre sehr plump, das
trifft aber bereits auf den ersten Satz zu. Dort wiederum wäre nichts
damit gewonnen, wenn man formuliert hätte

Die Spioninnen und Spione verließen den Besprechungsraum.

'Irgendwas' stimmt an diesem Satz nicht, er ist konstruiert und überhaupt
nur ohne Kontext bildbar, andererseits ohne Kontext nicht vollständig
verständlich. Das heißt für mich: Der Versuchsaufbau ist unsauber, so lässt
sich alles und nichts belegen.

Noch einmal zurück zum Beispiel von Lobin. Dort war von 'eine der Frauen'
die Rede. Es waren also mehrere Frauen in der Gruppe, mindestens zwei.
Es können jedoch nicht 100% Frauen gewesen sein, dann hätte der erste Satz
von 'Spioninnen' sprechen müssen. Mindestens ein Mann muss dabeigewesen
sein. Ob man das dann so ausdrücken würde wie im Beispiel, oder nicht
vielleicht als

Man verließ den Besprechungsraum

oder

Als die Gruppe / Versammlung den Raum verließ

oder

Nach der Besprechung: ?

Oder man hätte sich von vornherein einen cleveren Versuchsaufbau
überlegt, das ist ja nicht verboten. Aber darum ging es vielleicht
gar nicht, vielleicht sollten gar nicht die Vorstellungsbilder von
Rezipienten bei der Interpretation von Gruppenbezeichnungen mit Hilfe
des generischen Maskulinums in der sprachlichen Realität erhoben
werden, sondern die Interpretation dieser Gruppenbezeichnungen in
real nicht-bildbaren Sätzen, um eine zugespitzte Aussage zu gewinnen,
welche die These belegt, dass das generische Maskulinum 'kontextfrei'
= 'immer' in die Vorstellungsbilder der Sprachteilnehmer hineinregiert
und den Frauen wie eine von den Männern aufgewzungene Burka ihre
weibliche Identität nimmt (dieses Bild stammt aus dem Beitrag der SZ).

Insgesamt denke ich: Trotz der durchscheinenden Intention der Ermittler
ist an ihren Thesen was dran. Ich möchte mich jedoch nicht derart
ungelenken Beispielen ausgesetzt sehen, um am Ende auf der Handlungs-
ebene als Befürworter solch grotesker Retortenbabys wie 'Studierenden-
werk' oder der Auflage sogenannter geschlechtererechter Personenbezeich-
nungen für eine Zulassung als Semesterarbeit dazustehen. Ich denke, da
wird zu viel mit der Brechstange gearbeitet. Nichts spricht gegen
geschlechtersensible Sprache, und wer unbedingt super'korrekt' gendern
will, kann das tun, aber er sollte seine Auffassung nicht anderen
aufzwingen. Man kann sich darüber auseinandersetzen, in einigen Bereichen
ändert sich auch der Sprachgebrauch allmählich, die Allgemeinheit wird
dem folgen, doch all das setzt nicht das System außer Kraft, in dem ein
generisches Maskulinum nun einmal existiert, das sich allein durch
oberflächliche Genusanpassungen bei Personenbezeichnungen nicht aus
der Welt schaffen lässt. Da müsste 'man' richtig 'tief gendern' und
Deutsch (und andere Sprachen) ingeniuermäßig umbauen. Dass solche
Eingriffe heikel sind und nicht beabsichtigte Effekte zeitigen, kennen
wir aus der Genetik. Nun denn, davon braucht der wackere Genderingenieur
sich nicht schrecken lassen, immer frisch ans Werk!

Man sollte dann vielleicht wie bei bestimmten Kinderbüchern sich auch die
Texte vergangener Zeiten vornehmen und zumindest bis zur Weimarer Klassik
alles 'neusprechkonform' umdichten, damit der Germanistikstudierende
(Germanistik Studierende?) nicht permanent von einer Parallel-Sprachwelt
in die andere hin- und herswitchen muss...

Sorry, irgendwie juckt es (nicht nur) mich immer wieder, die moralische
Haltung dieser sprachlichen Sittenwächter in Frage zu stellen. Auch das
erwähnt Lobin mit großem Bedauern. Warum ist das eigentlich so, dass
viele Hervorbringungen der Genderfraktion derart massiven Spott heraus-
fordern?

Gruß Ralf Joerres
Detlef Meißner
2018-06-10 11:21:27 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Da müsste 'man' richtig 'tief gendern' und
Deutsch (und andere Sprachen) ingeniuermäßig umbauen.
Wie bei Orwell.
Post by Ralf Joerres
Dass solche
Eingriffe heikel sind und nicht beabsichtigte Effekte zeitigen, kennen
wir aus der Genetik. Nun denn, davon braucht der wackere Genderingenieur
sich nicht schrecken lassen, immer frisch ans Werk!
Genderingenieur gefällt mir.
Post by Ralf Joerres
Man sollte dann vielleicht wie bei bestimmten Kinderbüchern sich auch die
Texte vergangener Zeiten vornehmen und zumindest bis zur Weimarer Klassik
alles 'neusprechkonform' umdichten, damit der Germanistikstudierende
(Germanistik Studierende?) nicht permanent von einer Parallel-Sprachwelt
in die andere hin- und herswitchen muss...
Nun, an die Bibel hat man sich ja schon herangewagt.
Post by Ralf Joerres
Sorry, irgendwie juckt es (nicht nur) mich immer wieder, die moralische
Haltung dieser sprachlichen Sittenwächter in Frage zu stellen.
Sie können ja ruhig *ihre* Moral haben, aber nicht auf Kosten der
Allgemeinheit, die auch noch dafür bezahlen soll, das aber gar nicht
will.
Post by Ralf Joerres
Auch das
erwähnt Lobin mit großem Bedauern. Warum ist das eigentlich so, dass
viele Hervorbringungen der Genderfraktion derart massiven Spott heraus-
fordern?
Das ist so wie bei dem Amerikaner, der mit einer selbstgebauten Rakete
beweisen will, dass die Erde eine Scheibe ist.
Der lässt sich auch von Spott nicht abschrecken, weil er ein paar
"Follower" hat.

Detlef
U***@web.de
2018-06-10 11:24:15 UTC
Permalink
Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Dass solche
Eingriffe heikel sind und nicht beabsichtigte Effekte zeitigen, kennen
wir aus der Genetik. Nun denn, davon braucht der wackere Genderingenieur
sich nicht schrecken lassen, immer frisch ans Werk!
Genderingenieur gefällt mir.
Scheint keine fünf Jahre alt zu sein, der Begriff. http://www.danisch.de/blog/2013/07/12/der-offene-krieg-gegen-die-wissenschaft-bricht-aus/

Gruß, ULF
Detlef Meißner
2018-06-10 11:41:15 UTC
Permalink
Post by U***@web.de
Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Dass solche
Eingriffe heikel sind und nicht beabsichtigte Effekte zeitigen, kennen
wir aus der Genetik. Nun denn, davon braucht der wackere Genderingenieur
sich nicht schrecken lassen, immer frisch ans Werk!
Genderingenieur gefällt mir.
Scheint keine fünf Jahre alt zu sein, der Begriff.
http://www.danisch.de/blog/2013/07/12/der-offene-krieg-gegen-die-wissenschaft-bricht-aus/
Das ist aber ein ganz böser Artikel. :-)
Aber er lässt auch erahnen, was uns blüht, wenn Frauen überall zu
bestimmen haben.
Die (meisten) Männer sind aber noch nicht fähig *entsprechend* zu
reagieren, es fehlen ihnen offensichtlich die erforderlichen Gene.

Detlef
Ralf Joerres
2018-06-10 12:42:46 UTC
Permalink
Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Sorry, irgendwie juckt es (nicht nur) mich immer wieder, die moralische
Haltung dieser sprachlichen Sittenwächter in Frage zu stellen.
Sie können ja ruhig *ihre* Moral haben, aber nicht auf Kosten der
Allgemeinheit, die auch noch dafür bezahlen soll, das aber gar nicht
will.
Ja, das ist auch so ein sehr ärgerlicher Punkt. Ich möchte nicht wissen,
wieviel Zehntausende von Euros dafür verplempert wurden, sämtliche
Studentenwerke in Deutschland (vermutlich auch in Österreich und anderen
deutschsprachigen Gebieten) in dieses sehr misstönende 'Studierendenwerke'
umzuradebrechen. Da müssen alle möglichen Datenbanken geändert, Tür-
schilder und Wegweiser angepasst, Briefköpfe neu gestaltet, Briefbögen
neu gedruckt und Energie im Apparat der akademischen Verwaltung eingesetzt
werden.

Unternehmen könnten dem Beispiel folgen und ihre Mitarbeiter durch
'Mitarbeitende' ersetzen, Mitarbeiterversammlungen durch 'Mitarbeitenden-
versammlungen', Mitarbeitervertungen durch 'Mitarbeitendenvertretungen'
und immer so weiter. Denn es gilt: Mit dem Wort 'Mitarbeiter' darf sich
eine weibliche Person der Belegschaft nicht gemeint fühlen. Bei den
Studenten kriegt man so etwas durch, da fühlen sich vielleicht manche
Studentinnen irgendwie aufgewertet, zumal es ja irgendwie gegen die
Männer geht. Aber erklär das mal einer Bandarbeiterin in einem mittel-
ständischen unternehmen. Die wird den Teufel tun und bei 'Mitarbeiter'
bleiben und wahrscheinlich sogar denken und sagen 'Ich bin Mitarbeiter
bei Bosch', ganz ohne Geschlechtsumwandlung. Womit ich nicht sagen will,
das soll so bleiben, sondern: Wieviel Energie jemand einsetzen will, um
gendersensibel zu formulieren, lässt sich vielleicht fordern, aber nicht
durchsetzen. Der Personaler wird mit den Genusmarkierungen präziser
agieren, auch der Chef oder die Chefin auf der Betriebsversammlung und
überhaupt. In meinem Betrieb (Bildungsträger) reden manche von 'Teilneh-
menden', diese Sprechweise ist erwünscht und die Chefin praktiziert dies
durchgängig. Aber das Fußvolk - Betreuer (Betreuende?) und Betreuerinnen,
Ausbilder (Ausbildende geht nicht, der Begriff ist im Berufsbildungsgesetz
anders definiert) und Ausbilderinnen, Lehrer (Unterrichtende) und Lehre-
rinnen, Dozenten (Dozierende?) und Dozentinnen reden im Großen und Ganzen
weiter von Teilnehmern. Warum tun sie das? Aus Denk-, Sprechfaulheit, aus
Gedankenlosigkeit, oder weil sie das Wort 'Teilnehmende' als zu unkonkret,
zu künstlich und irgendwo affig empfinden? Und denken sie bei all ihren
Teilnehmern immer bevorzugt an die Jungs?

Das wär doch auch mal eine Untersuchung wert.

Gruß Ralf Joerres
U***@web.de
2018-06-10 12:53:04 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Unternehmen könnten dem Beispiel folgen und ihre Mitarbeiter durch
'Mitarbeitende' ersetzen, Mitarbeiterversammlungen durch 'Mitarbeitenden-
versammlungen', Mitarbeitervertungen durch 'Mitarbeitendenvertretungen'
und immer so weiter. Denn es gilt: Mit dem Wort 'Mitarbeiter' darf sich
eine weibliche Person der Belegschaft nicht gemeint fühlen. Bei den
Studenten kriegt man so etwas durch, da fühlen sich vielleicht manche
Studentinnen irgendwie aufgewertet, zumal es ja irgendwie gegen die
Männer geht. Aber erklär das mal einer Bandarbeiterin in einem mittel-
ständischen unternehmen. Die wird den Teufel tun und bei 'Mitarbeiter'
bleiben und wahrscheinlich sogar denken und sagen 'Ich bin Mitarbeiter
bei Bosch', ganz ohne Geschlechtsumwandlung. Womit ich nicht sagen will,
das soll so bleiben
Engels schrieb noch von der arbeitenden Klasse.

Daraus die Arbeiterklasse gemacht zu haben, war
unverzeihlich.

Gruß, ULF
Helmut Richter
2018-06-10 13:29:48 UTC
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Post by Ralf Joerres
[...]
anders definiert) und Ausbilderinnen, Lehrer (Unterrichtende) und Lehre-
rinnen, Dozenten (Dozierende?) und Dozentinnen reden im Großen und Ganzen
weiter von Teilnehmern. Warum tun sie das? Aus Denk-, Sprechfaulheit, aus
Gedankenlosigkeit, oder weil sie das Wort 'Teilnehmende' als zu unkonkret,
zu künstlich und irgendwo affig empfinden? Und denken sie bei all ihren
Teilnehmern immer bevorzugt an die Jungs?
Das wär doch auch mal eine Untersuchung wert.
Und bei welchem Ergebnis hat die dann eine Chance auf

– Erwerb wissenschaftlicher Meriten (BachelorEtten-, MasterInnen-,
DoktorInnen-Würde) oder

– finanzielle Förderung durch EU-Gremien?

--
Helmut Richter
Gerd Thieme
2018-06-11 04:10:07 UTC
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BachelorEtten-, MasterInnen-, DoktorInnen-Würde
DoktRIXen-Würde

Gerd
--
Die Technik entwickelt sich vom Primitiven über das Komplizierte
zum Einfachen (Antoine de Saint-Exupéry)
Detlef Meißner
2018-06-10 13:37:49 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Sorry, irgendwie juckt es (nicht nur) mich immer wieder, die moralische
Haltung dieser sprachlichen Sittenwächter in Frage zu stellen.
Sie können ja ruhig *ihre* Moral haben, aber nicht auf Kosten der
Allgemeinheit, die auch noch dafür bezahlen soll, das aber gar nicht
will.
Ja, das ist auch so ein sehr ärgerlicher Punkt. Ich möchte nicht wissen,
wieviel Zehntausende von Euros dafür verplempert wurden, sämtliche
Studentenwerke in Deutschland (vermutlich auch in Österreich und anderen
deutschsprachigen Gebieten) in dieses sehr misstönende 'Studierendenwerke'
umzuradebrechen. Da müssen alle möglichen Datenbanken geändert, Tür-
schilder und Wegweiser angepasst, Briefköpfe neu gestaltet, Briefbögen
neu gedruckt und Energie im Apparat der akademischen Verwaltung eingesetzt
werden.
Nun, die Papier- und Druckkosten dürften noch den geringsten Anteil
ausmachen, denke mal an die Lohnkosten!
Einerseits werden Arbeitsabläufe immer häufiger mit der Stoppuhr
"optimiert", und hier wird Hirnschmalz ohne Ende verbrannt, entweder
von Personen, die dafür abkommandiert werden, oder solchen, für die
entsprechende Posten geschaffen wurden.

Hinzu kommt, dass ständig neue Kosten dadurch entstehen, dass Texte
deutlich länger werden. Wer mal davon sprach, Papier sparen zu
wollen...

...
Post by Ralf Joerres
Warum tun sie das? Aus Denk-, Sprechfaulheit, aus
Gedankenlosigkeit, oder weil sie das Wort 'Teilnehmende' als zu unkonkret,
zu künstlich und irgendwo affig empfinden? Und denken sie bei all ihren
Teilnehmern immer bevorzugt an die Jungs?
Das wär doch auch mal eine Untersuchung wert.
Zu diesem Thema könnte man eine Menge Untersuchungen anstellen. Aber du
kennst doch Frauen: Jede Kritik an ihnen endet derart, dass sie
behaupten, man hätte grundsätzlich was gegen sie. Frauen Feind (oder
ein anderes Wort) halt.

Detlef
Quinn C
2018-06-10 16:35:07 UTC
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Post by Ralf Joerres
Wie gesagt, dass dem nachgegangen wird, welche Bedeutungen generischen
Personenbezeichnungen hinsichtlich der Sexualität oder der Geschlechts-
rolle der bezeichneten Person zugeschrieben werden, ist sinnvoll, schon
allein, um aus diesem statuarischen Behauptungsmodus herauszukommen.
Dies mit Satzverknüpfungen wie
Die Spione verließen den Besprechungsraum. Offensichtlich war
eine der Frauen verärgert
unternehmen zu wollen, betrachte ich als manipulativ - ganz abgesehen
davon, dass es sprachlich nicht korrekt ist, was Lars bereits aufgezeigt
hatte. Der erste Satz setzt aufgrund des definiten Artikels voraus, dass
die Gruppe der Spione im Text bereits definiert ist.
Ich würde nicht davon ausgehen, daß der SZ-Artikel den Versuchsaufbau
komplett beschreibt. Ich habe nicht nachgeschaut, halte es aber für
wahrscheinlich, daß dem Satz im eigentlichen Experiment ein oder
mehrere andere vorangingen.
Post by Ralf Joerres
Wenn sie definiert
ist, ist sie es mit gewisser Wahrscheinlichkeit auch hinsichtlich der
Geschlechts(rollen)zusammensetzung. Wenn da unter lauter männlichen Spionen
eine Frau gewesen sein sollte, ist das auffällig genug, um es zu erwähnen.
Damit outest Du Dich als Nichtanhänger des generischen Maskulinums.
Damit gehörst Du zu einer Gruppe, deren Existenz dazu beiträgt, daß das
generische Maskulinum in der Kommunikation schlecht funktioniert.
Post by Ralf Joerres
Die Spioninnen und Spione verließen den Besprechungsraum.
'Irgendwas' stimmt an diesem Satz nicht, er ist konstruiert und überhaupt
nur ohne Kontext bildbar, andererseits ohne Kontext nicht vollständig
verständlich. Das heißt für mich: Der Versuchsaufbau ist unsauber, so lässt
sich alles und nichts belegen.
Hast Du den kompletten Versuchsaufbau in Originalquellen bestätigt?
--
Do not they speak false English ... that doth not speak thou to one,
and what ever he be, Father, Mother, King, or Judge, is he not a
Novice, and Unmannerly, and an Ideot, and a Fool, that speaks Your
to one, which is not to be spoken to a singular, but to many?
-- George Fox (1660)
Ralf Joerres
2018-06-10 20:12:24 UTC
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Post by Quinn C
Post by Ralf Joerres
Wie gesagt, dass dem nachgegangen wird, welche Bedeutungen generischen
Personenbezeichnungen hinsichtlich der Sexualität oder der Geschlechts-
rolle der bezeichneten Person zugeschrieben werden, ist sinnvoll, schon
allein, um aus diesem statuarischen Behauptungsmodus herauszukommen.
Dies mit Satzverknüpfungen wie
Die Spione verließen den Besprechungsraum. Offensichtlich war
eine der Frauen verärgert
unternehmen zu wollen, betrachte ich als manipulativ - ganz abgesehen
davon, dass es sprachlich nicht korrekt ist, was Lars bereits aufgezeigt
hatte. Der erste Satz setzt aufgrund des definiten Artikels voraus, dass
die Gruppe der Spione im Text bereits definiert ist.
Ich würde nicht davon ausgehen, daß der SZ-Artikel den Versuchsaufbau
komplett beschreibt. Ich habe nicht nachgeschaut, halte es aber für
wahrscheinlich, daß dem Satz im eigentlichen Experiment ein oder
mehrere andere vorangingen.
Hm. Ich halte das deswegen für wenig wahrscheinlich, weil nur getestet
werden sollte, welche Geschlechtszusammensetzung verschiedenen Gruppen-
bezeichnungen (Spione, Zuschauer, Kosmetiker (?)) zugeordnet wird.
Post by Quinn C
Post by Ralf Joerres
Wenn sie definiert
ist, ist sie es mit gewisser Wahrscheinlichkeit auch hinsichtlich der
Geschlechts(rollen)zusammensetzung. Wenn da unter lauter männlichen Spionen
eine Frau gewesen sein sollte, ist das auffällig genug, um es zu erwähnen.
Damit outest Du Dich als Nichtanhänger des generischen Maskulinums.
Wieso das? Kein normaler Mensch würde eine Gruppe, in der sich entgegen
jeder Erwartung eine Frau befindet, diese Tatsache unerwähnt lassen.
Nur wird er das nicht in jedem Satz tun. Wie gesagt: kein normaler Mensch.
Das gilt nicht für eine spezielle Sorte von Genderisten, die nicht davor
zurückschreckt, die Geschlechtszusammensetzung von Gruppen mit buchhalte-
rischer Erbarmungslosigkeit jedes Mal aufs Neue präzise zu benennen. Es
geht in dem von Dir herausgezogenen Schnipsel jedoch gar nicht darum,
es sollte lediglich überprüft werden, wie es um die textliche Kohärenz der
beiden Sätze bestellt ist, und dafür sollten einmal die verschiedenen
Möglichkeiten durchgegangen werden. Hier sollte nur gezeigt werden, dass,
wenn genau 'einer der Spione weiblich' gewesen wäre, der zweite Satz
anders hätte lauten müssen.
Post by Quinn C
Damit gehörst Du zu einer Gruppe, deren Existenz dazu beiträgt, daß das
generische Maskulinum in der Kommunikation schlecht funktioniert.
Und Du gehörst zu einer Gruppe, die dazu beiträgt, dass eine der wenigen
unmittelbar einleuchtenden Regeln der Rechtschreibreform, nämlich die
weitestgehend einheitliche Regelung der Schreibweise auslautender [-s]
nach Kurz- oder Langvokal nicht die Verbreitung findet, die sie verdient
hätte. Neulich durfte ich einer Kollegin das erklären, einer älteren,
hochsprachenaffinen Dame (sie benutzt nach wegen den Genitiv, was im
Ruhrgebiet als voll bildungssprachlich rüberkommt), die noch nie von der
Regel gehört zu haben behauptete: nach Kurzvokal 'ss', nach Langvokal
(und Diphtong) 'ß', einfacher geht's nun wirklich nicht - mir ein
weiterer Beleg dafür, das man verschiedene Wege gehen kann, um sich von
sprachlichen Realitäten abzukoppeln

Was Dein letzter Satz im übrigen bedeutet, verstehe ich nicht wirklich.
Der Gebrauch des sog. generischen Maskulinums mag in vielen Fällen
problematisch oder missverständlich sein, dasselbe gilt für viele
vorschriftsmäßig gegenderte Sätze.
Post by Quinn C
Post by Ralf Joerres
Die Spioninnen und Spione verließen den Besprechungsraum.
'Irgendwas' stimmt an diesem Satz nicht, er ist konstruiert und überhaupt
nur ohne Kontext bildbar, andererseits ohne Kontext nicht vollständig
verständlich. Das heißt für mich: Der Versuchsaufbau ist unsauber, so lässt
sich alles und nichts belegen.
Hast Du den kompletten Versuchsaufbau in Originalquellen bestätigt?
Muss ich das? Darf ich nicht erwarten, dass in einem Artikel zum Problem die
Sachverhalte so dargestellt werden, dass sie aus sich heraus verständlich
sind und sich nicht selbst widerlegen?

Gruß Ralf Joerres
Stefan Ram
2018-06-10 20:19:19 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
hochsprachenaffinen Dame (sie benutzt nach wegen den Genitiv, was im
Ruhrgebiet als voll bildungssprachlich rüberkommt), die noch nie von der
Regel gehört zu haben behauptete: nach Kurzvokal 'ss', nach Langvokal
(und Diphtong) 'ß', einfacher geht's nun wirklich nicht
Also schreibt man nun "Verzeichniss" und "Gaß"?

»Vergleichbaren Rechtschreibleistungen bei den von der
Rechtschreibreform nicht direkt betroffenen Wörtern
stehen deutlich schlechtere bei den reformkritischen
s-Wörtern gegenüber.«

"Rechtschreibleistung vor und nach der Rechtschreibreform:
Was ändert sich bei Grundschulkindern?";
Harald Marx; Universität Bielefeld
Seiten 180 bis 189;
Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie;
Hogrefe Verlag, Göttingen, Tel.: 0551 49609-0 [Rufnummer Anno 2000];
31. Jg., Heft 4, 1999 (Volume 31, Number 4 / 1999);
ISSN: 0049-8637 (Print), 2190-6262 (Online);
ISSN-L: 0049-8637; DOI: 10.1026//0049-8637.31.4.180;
Sergio Gatti
2018-06-10 20:47:45 UTC
Permalink
Post by Stefan Ram
Post by Ralf Joerres
hochsprachenaffinen Dame (sie benutzt nach wegen den Genitiv, was im
Ruhrgebiet als voll bildungssprachlich rüberkommt), die noch nie von der
Regel gehört zu haben behauptete: nach Kurzvokal 'ss', nach Langvokal
(und Diphtong) 'ß', einfacher geht's nun wirklich nicht
Also schreibt man nun "Verzeichniss" und "Gaß"?
Im vererbten Sachs-Villatte Encyclopädisches Wörterbuch
finde ich "Verzeichnis", aber weder Verzeichniss noch
Verzeichniß. Ausgabe 1901.
Wie alt bist du eigentlich? Etwa ein unsterblicher Vampir?
Gerd Thieme
2018-06-11 04:25:25 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Post by Stefan Ram
Post by Ralf Joerres
hochsprachenaffinen Dame (sie benutzt nach wegen den Genitiv, was im
Ruhrgebiet als voll bildungssprachlich rüberkommt), die noch nie von der
Regel gehört zu haben behauptete: nach Kurzvokal 'ss', nach Langvokal
(und Diphtong) 'ß', einfacher geht's nun wirklich nicht
Also schreibt man nun "Verzeichniss" und "Gaß"?
Im vererbten Sachs-Villatte Encyclopädisches Wörterbuch
finde ich "Verzeichnis", aber weder Verzeichniss noch
Verzeichniß. Ausgabe 1901.
Ich hätte eher Verzeichnus oder Verzeichnuß erwartet.

Gerd
--
Vegetarier leben nicht länger, sie sehen nur älter aus. (Otto)
U***@web.de
2018-06-11 07:01:08 UTC
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Post by Sergio Gatti
Post by Stefan Ram
Post by Ralf Joerres
hochsprachenaffinen Dame (sie benutzt nach wegen den Genitiv, was im
Ruhrgebiet als voll bildungssprachlich rüberkommt), die noch nie von der
Regel gehört zu haben behauptete: nach Kurzvokal 'ss', nach Langvokal
(und Diphtong) 'ß', einfacher geht's nun wirklich nicht
Also schreibt man nun "Verzeichniss" und "Gaß"?
Im vererbten Sachs-Villatte Encyclopädisches Wörterbuch
finde ich "Verzeichnis", aber weder Verzeichniss noch
Verzeichniß. Ausgabe 1901.
Wie alt bist du eigentlich? Etwa ein unsterblicher Vampir?
Stefan schien darauf hinweisen zu wollen,
daß man im Singular von -nis vor etlicher Zeit
zum Einzelkonsonanten übergegangen war.

Bei 'Bus' und Cottbus' hat sich
möglicherweise nie ein 'ß' durchgesetzt,
so das 'buss' auf skandinavische Sprachen
beschränkt bleibt.

Gruß, ULF
Gerd Thieme
2018-06-11 04:22:32 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Kein normaler Mensch würde eine Gruppe, in der sich entgegen
jeder Erwartung eine Frau befindet, diese Tatsache unerwähnt lassen.
Abgesehen von der mißratenen Grammatik dieses ‚Satzes‘: Welchen Sinn
hätte die vermeintlich obligatorische Nennung des Geschlechts?

Vielleicht bin ich ja nicht normal, aber ich erwähne auch die Haarfarbe
oder die Größe einer Person in der Regel nicht. Ich erwarte nicht, daß
Neger auschließlich männlich sind. Möglicherweise ist eine Mörderbande
rein weiblich. Was soll der Quatsch mit der Geschlechtszugehörigkeit? Ob
männlich oder weiblich, Zigeuner bleibt Zigeuner!

Gerd
--
Wenn du entdeckst, daß du ein totes Pferd reitest, steig ab.
H.-P. Schulz
2018-06-11 08:35:08 UTC
Permalink
Post by Gerd Thieme
Post by Ralf Joerres
Kein normaler Mensch würde eine Gruppe, in der sich entgegen
jeder Erwartung eine Frau befindet, diese Tatsache unerwähnt lassen.
Abgesehen von der mißratenen Grammatik dieses ‚Satzes‘: Welchen Sinn
hätte die vermeintlich obligatorische Nennung des Geschlechts?
Vielleicht bin ich ja nicht normal, aber ich erwähne auch die Haarfarbe
oder die Größe einer Person in der Regel nicht. Ich erwarte nicht, daß
Neger auschließlich männlich sind. Möglicherweise ist eine Mörderbande
rein weiblich. Was soll der Quatsch mit der Geschlechtszugehörigkeit? Ob
männlich oder weiblich, Zigeuner bleibt Zigeuner!
Natürlich darf man nicht tun, als gäbe es keine
"Geschlechter"-Inszenierung!
Und die populär-populistische "Gender"-Sprach-Spiegelfechterei ist, so
gesehen, auch nur Beschäftigungtherapie gegen die Krankheit
"Emanzipation".

Und es sind nicht zuletzt die Herrschenden, die diese Zwietracht
reproduzieren und popularisieren: Divide et impera!

Schonmal bemerkt, dass unter den Herrschenden (ich meine die
Herrschenden, nicht die von ihnen ermächtigten Mächtigen)
Geschlechts... ... ich hätt' beinah ...dimorphismus geschrieben, also
dass unter den Herrschenden praktisch völlige Emazipation herrscht
(zumindest, was die Sexfilm-Sache betrifft)? Und zwar seit immer
schon! Da liegt der Gedanke nah, dass genau *das*, also die Verlegung
des Sexfilms auf eine Nebenbühne, eine *kleine* solche!, eine
wichtige, wo nicht sogar *die wichtigste* Bedingung des Fassens klarer
Gedanken sei?

Die paar Leute, die sich vom Sexfilm (und gleich noch einigen anderen)
emanzipiert haben *ohne* dass sie Herrschaft wären oder sie
anstrebten, - die fallen noch nicht wirklich ins Gewicht; *noch*
nicht. Aber die Herrschenden haben ein Auge drauf!
Sergio Gatti
2018-06-11 06:56:50 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Und Du gehörst zu einer Gruppe, die dazu beiträgt, dass eine der wenigen
unmittelbar einleuchtenden Regeln der Rechtschreibreform, nämlich die
weitestgehend einheitliche Regelung der Schreibweise auslautender [-s]
nach Kurz- oder Langvokal nicht die Verbreitung findet, die sie verdient
hätte. Neulich durfte ich einer Kollegin das erklären, einer älteren,
hochsprachenaffinen Dame (sie benutzt nach wegen den Genitiv, was im
Ruhrgebiet als voll bildungssprachlich rüberkommt), die noch nie von der
Regel gehört zu haben behauptete: nach Kurzvokal 'ss', nach Langvokal
(und Diphtong) 'ß', einfacher geht's nun wirklich nicht -
Bist du sicher? Was sagen die Mitleser aus Bayern, wenn sie
"Geschoss" lesen? Und warum schreiben ziemlich viele
Menschen, die allesamt keine Schweizer sind, "Mit
freundlichen Grüssen" oder "Mit freundlichem Gruss"?
Post by Ralf Joerres
Der Gebrauch des sog. generischen Maskulinums mag in vielen Fällen
problematisch oder missverständlich sein, dasselbe gilt für viele
vorschriftsmäßig gegenderte Sätze.
Du hast wahrscheinlich recht. Trotzdem würden mich einige
Beispiele eher überzeugen als die bloße Behauptung.
U***@web.de
2018-06-11 07:28:28 UTC
Permalink
Moin,
Post by Sergio Gatti
Post by Ralf Joerres
Und Du gehörst zu einer Gruppe, die dazu beiträgt, dass eine der wenigen
unmittelbar einleuchtenden Regeln der Rechtschreibreform, nämlich die
weitestgehend einheitliche Regelung der Schreibweise auslautender [-s]
nach Kurz- oder Langvokal nicht die Verbreitung findet, die sie verdient
hätte. Neulich durfte ich einer Kollegin das erklären, einer älteren,
hochsprachenaffinen Dame (sie benutzt nach wegen den Genitiv, was im
Ruhrgebiet als voll bildungssprachlich rüberkommt), die noch nie von der
Regel gehört zu haben behauptete: nach Kurzvokal 'ss', nach Langvokal
(und Diphtong) 'ß', einfacher geht's nun wirklich nicht -
Bist du sicher? Was sagen die Mitleser aus Bayern, wenn sie
"Geschoss" lesen? Und warum schreiben ziemlich viele
Menschen, die allesamt keine Schweizer sind, "Mit
freundlichen Grüssen" oder "Mit freundlichem Gruss"?
Das weiß ich nicht, und ich mag mir die
dann dazu passende Aussprache auch gar nicht vorstellen.
Ralf Joerres
2018-06-11 10:37:31 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Post by Ralf Joerres
Und Du gehörst zu einer Gruppe, die dazu beiträgt, dass eine der wenigen
unmittelbar einleuchtenden Regeln der Rechtschreibreform, nämlich die
weitestgehend einheitliche Regelung der Schreibweise auslautender [-s]
nach Kurz- oder Langvokal nicht die Verbreitung findet, die sie verdient
hätte. Neulich durfte ich einer Kollegin das erklären, einer älteren,
hochsprachenaffinen Dame (sie benutzt nach wegen den Genitiv, was im
Ruhrgebiet als voll bildungssprachlich rüberkommt), die noch nie von der
Regel gehört zu haben behauptete: nach Kurzvokal 'ss', nach Langvokal
(und Diphtong) 'ß', einfacher geht's nun wirklich nicht -
Bist du sicher? Was sagen die Mitleser aus Bayern, wenn sie
"Geschoss" lesen?
Es gibt dialektale Abweichungen, okay?
Post by Sergio Gatti
Und warum schreiben ziemlich viele
Menschen, die allesamt keine Schweizer sind, "Mit
freundlichen Grüssen" oder "Mit freundlichem Gruss"?
Weil sie doof oder denkfaul sind und die Regel entweder nicht
zur Kenntnis genommen haben oder damit intellektuell oder mental
überfordert sind, sie anzuwenden. Erstaunlich viele Menschen sind
komplett unmusikalisch und hören keinen Unterschied zwischen
langen und kurzen Vokalen. In der Sprech-Realität ist die Differenz
in der Tat winzig, aber durch Übertreibung lässt sie sich zum
Vorschein bringen: 'der Hutt' und 'die Muhter' sind falsch.
Post by Sergio Gatti
Post by Ralf Joerres
Der Gebrauch des sog. generischen Maskulinums mag in vielen Fällen
problematisch oder missverständlich sein, dasselbe gilt für viele
vorschriftsmäßig gegenderte Sätze.
Du hast wahrscheinlich recht. Trotzdem würden mich einige
Beispiele eher überzeugen als die bloße Behauptung.
Das sind keine Behauptungen, ich referiere bereits vielfach zitierte
Befunde.

Wirklich relevant sind/waren die Befunde bei generisch maskulin
formulierten Stellenanzeigen. Ein generisches Maskulinum wie

"Zur Verstärkung unserer Marketingabteilung suchen wir
_redaktionelle Mitarbeiter_."

kann/konnte in den
meisten Fällen immer auch exklusiv maskulin verstanden werden, und
die Ergebnisse einer größeren Zahl von Untersuchungen deuten darauf
hin, dass Frauen solchermaßen formulierte Anzeigen exklusiv maskulin
lesen und sich durch sie nicht angesprochen fühlen*). So wird das
inzwischen wohl durchgängig von deutschen Gerichten gehandhabt, von
Ausnahmen wie 'Samenspender' abgesehen, wo eine geschlechtsdiskrimi-
nierende Stellenausschreibung zulässig sein dürfte. Alle Gender-
Korrektheit bei der Formulierung der Anzeige schließt indes nicht aus,
dass ein Arbeitgeber tatsächlich einen Mann für eine bestimmte Position
haben will und am Ende auch einen Mann einstellt. Er muss nur so tun,
als sei das Geschlecht für die Stellenvergabe unerheblich.

Mir selbst - und nicht nur mir - passiert es inzwischen vor allem bei
schnellem Lesen immer wieder, dass ich ein Binnen-I als einfaches 'i'
lese und ich dadurch eine geschlechtsneutral intendierte Personen-
bezeichnung exklusiv weiblich verstehe, erst recht dann, wenn wie bei
"LogopädIn" eine männliche Form nicht ableitbar ist. Vom Binnen-I
wird daher vielfach abgeraten.

Für das Problem der Nominalkomposita (Bürger/innenmeister/innen) wurde
meines Wissens bis jetzt keine praktikable genderkonforme Lösung
enwickelt.

Berühmtes Beispiel für ein durch Gendern nicht zu heilendes generisches
Maskulinum: "Frauen sind die vernünftigeren Autofahrer." (Brühlmeier 2005).

Ich denke, das Problem missverständlich interpretierbarer generischer
Maskulina liegt auf der Hand. Inzwischen beobachte ich einen Sprachwandel
mit häufigerer expliziter Nennung der weiblichen Anteile von Gruppen.
Es gibt Gewöhnungseffekte, zumindest bei mir: Was ich anfänglich vehement
ablehnte, erscheint mir mittlerweile in vielen Fällen zumindest erträglich.
Dennoch gibt es diese generischen Formen, und sie mit Stumpf und Stiel
beseitigen zu wollen, käme in meinen Augen eher einer Amputation gleich.
Manchmal schneiden Gärtner Sträucher und Bäume, um sie verstärkt
austreiben zu lassen. Viele der neuen Gender-Triebe erscheinen mir als
Wassertriebe: Sie tragen keine Frucht, ziehen Kraft, sind unschön und
nicht organisch eingegliedert.

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__________________________________________________________

*) Ich selbst kenne eine solche Untersuchung jedoch nicht im Detail.
Christina Kunze
2018-06-11 14:07:04 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Bist du sicher? Was sagen die Mitleser aus Bayern, wenn sie
"Geschoss" lesen? Und warum schreiben ziemlich viele
Menschen, die allesamt keine Schweizer sind, "Mit
freundlichen Grüssen" oder "Mit freundlichem Gruss"?
Weil es viele Leute gibt, die nicht täglich mit dem Verfassen von Texten
und mit der REchtschreibung zu tun haben. Weil sie, als es in den Medien
andauernd um die Rechtschreibreform ging, daraus mitgenommen haben, dass
das ß abgeschafft werden soll. Das setzen sie jetzt um.
(Ist mir schon mehrfach so erklärt worden.)

chr
Detlef Meißner
2018-06-11 14:29:19 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Bist du sicher? Was sagen die Mitleser aus Bayern, wenn sie
"Geschoss" lesen? Und warum schreiben ziemlich viele
Menschen, die allesamt keine Schweizer sind, "Mit
freundlichen Grüssen" oder "Mit freundlichem Gruss"?
Weil es viele Leute gibt, die nicht täglich mit dem Verfassen von Texten und
mit der REchtschreibung zu tun haben. Weil sie, als es in den Medien
andauernd um die Rechtschreibreform ging, daraus mitgenommen haben, dass das
ß abgeschafft werden soll.
Aus ß wird ss.
Das war aber auch das einzige, was sie mitgenommen haben. Evtl. aber
auch noch, dass man das jetzt nicht mehr so genau sieht, dass man so
oder so schreiben kann.
Das setzen sie jetzt um.
Ja, leider.

Detlef
H.-P. Schulz
2018-06-11 08:18:21 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Kein normaler Mensch würde eine Gruppe, in der sich entgegen
jeder Erwartung eine Frau befindet, diese Tatsache unerwähnt lassen.
Ja, genau, dieses "Normal" ist ja das Kreuz!
Und das Erwarten. Was soll denn eigentlich ein diesbezügliches
"Erwarten"?
Solche Bekenntnissätze, wie sie Dir hier ganz ungewollt unterlaufen,
ganz nett und normal, zeigen einiges.

Übrigens will ich gar nicht verneinen, dass auch mir zuweilen so eine
"Erwartung" unterläuft.

So etwas zeigt, wie da ständig, fast unbewusst, ein Sexfilm bei uns
mitläuft! Das ist nicht verwunderlich, denn schließlich wird dieser
Sexfilm allenthalben und ununterbrochen aufgefrischt.
Sich diesen "Sexfilm" überhaupt erst einmal bewusst zu machen, ist der
erste Schritt - und ein *Riesenschritt*! - Richtung Emanzipation.
Man darf aber keine Wunder erwarten! Das dauert! An jeder Ecke
schreien und funkeln dich die Regressions- und Suchtangebote an.
Emanzipation ist hier-heute sozusagen ein Vollzeitjob!

Der Sexfilm wird schon bei den ganz Kleinen eingelegt, - ich sage nur
nach Geschlechtern getrennte Klos in Kitas, Torso-Badekleidung (oder,
noch irrer, Zwei(!!)teiler) bei 4-jährigen "Mädchen" ...
Ralf Joerres
2018-06-11 11:04:25 UTC
Permalink
Post by H.-P. Schulz
Post by Ralf Joerres
Kein normaler Mensch würde eine Gruppe, in der sich entgegen
jeder Erwartung eine Frau befindet, diese Tatsache unerwähnt lassen.
Ja, genau, dieses "Normal" ist ja das Kreuz!
Für mich nicht. Ich ernte regelmäßig Widerspruch mit solchen statistischen
Aussagen, aber das ist nicht mein Problem. Im Bergbau unter Tage arbeiten
praktisch ausschließlich Männer, trotz des Wegfalls des Frauenarbeitsver-
bots unter Tage seit 2008 oder 2009. Es ist also normal, anzunehmen, dass
ein Mitglied einer Gruppe von Bergleuten mit fast 100%iger Sicherheit männlich ist, und es ist zulässig, das zu 'erwarten' im Sinne von 'davon
auszugehen'.
Post by H.-P. Schulz
Und das Erwarten. Was soll denn eigentlich ein diesbezügliches
"Erwarten"?
Solche Bekenntnissätze, wie sie Dir hier ganz ungewollt unterlaufen,
ganz nett und normal, zeigen einiges.
Das war meine volle Absicht.
Post by H.-P. Schulz
Übrigens will ich gar nicht verneinen, dass auch mir zuweilen so eine
"Erwartung" unterläuft.
Das will ich hoffen, denn vor irgendwas muss man bei praktisch allem
ausgehen: Dass Straßenbäume üblicherweise stehenbleiben, wenn man an
ihnen vorbeiläuft, dass eine in Deutschland gekaufte Marmelade (so sagt
man bei uns für 'Konfitüre', auch wenn die EU das anders haben will)
keine Schadstoffe oberhalb zulässiger Grenzwerte enthält, dass eine
wie eine Frau aussehende Person tatsächlich eine Frau ist und nicht
will, dass man sich auf sie mit einem männlichen Pronomen bezieht, und
dass ein Bergmann ein Mann ist. Von all dem gibt es Ausnahmen, manche
möchten daher, dass man all solche pauschalen Urteile nicht abgeben
darf, mir ist das zu kompliziert.
Post by H.-P. Schulz
So etwas zeigt, wie da ständig, fast unbewusst, ein Sexfilm bei uns
mitläuft! Das ist nicht verwunderlich, denn schließlich wird dieser
Sexfilm allenthalben und ununterbrochen aufgefrischt.
Sich diesen "Sexfilm" überhaupt erst einmal bewusst zu machen, ist der
erste Schritt - und ein *Riesenschritt*! - Richtung Emanzipation.
Man darf aber keine Wunder erwarten! Das dauert! An jeder Ecke
schreien und funkeln dich die Regressions- und Suchtangebote an.
Emanzipation ist hier-heute sozusagen ein Vollzeitjob!
Naja. Für mich ist das so: Frauen sind Frauen, und Männer sind Männer,
und keine der beiden Seiten sollte versuchen, das nicht zu sein, was
sie ist. Was sie ist und was kulturell antrainiert, darüber gibt es
große und endlose Diskussionen. Ich versuche, zu akzeptieren, dass dazu
in unserer Kultur inzwischen sehr viele Menschen Standpunkte vertreten,
die für mich nicht nachvollziehbar sind und über die ich mich aber auch
nicht endlos und fruchtlos auseinandersetzen will.
Post by H.-P. Schulz
Der Sexfilm wird schon bei den ganz Kleinen eingelegt, - ich sage nur
nach Geschlechtern getrennte Klos in Kitas, Torso-Badekleidung (oder,
noch irrer, Zwei(!!)teiler) bei 4-jährigen "Mädchen" ...
Ja, find ich auch irre.

Ralf Joeres
Detlef Meißner
2018-06-11 11:21:14 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Post by H.-P. Schulz
Übrigens will ich gar nicht verneinen, dass auch mir zuweilen so eine
"Erwartung" unterläuft.
Das will ich hoffen, denn vor irgendwas muss man bei praktisch allem
ausgehen: Dass Straßenbäume üblicherweise stehenbleiben, wenn man an
ihnen vorbeiläuft, dass eine in Deutschland gekaufte Marmelade (so sagt
man bei uns für 'Konfitüre', auch wenn die EU das anders haben will)
keine Schadstoffe oberhalb zulässiger Grenzwerte enthält, dass eine
wie eine Frau aussehende Person tatsächlich eine Frau ist und nicht
will, dass man sich auf sie mit einem männlichen Pronomen bezieht, und
dass ein Bergmann ein Mann ist. Von all dem gibt es Ausnahmen, manche
möchten daher, dass man all solche pauschalen Urteile nicht abgeben
darf, mir ist das zu kompliziert.
Eine Erwartung hilft dem Menschen, gerade dem jungen, sich im Leben zu
orientieren. Später lernt er, dass die Erwartung auch *mal* falsch sein
kann, in der Regel aber stimmt.

Auch Versicherungen gehen von Erwartungen aus, die sie statistisch
untermauern.

Eine Person, die wie eine Frau ausieht, ist vermutlich auch eine, und
hat somit noch weitere Eigenschaften, die mit dem Frausein
zusammenhängen. Und die sind ja nicht immer zu verachten. ;-)

Detlef
Ralf Joerres
2018-06-11 12:05:24 UTC
Permalink
Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Post by H.-P. Schulz
Übrigens will ich gar nicht verneinen, dass auch mir zuweilen so eine
"Erwartung" unterläuft.
Das will ich hoffen, denn vor irgendwas muss man bei praktisch allem
ausgehen: Dass Straßenbäume üblicherweise stehenbleiben, wenn man an
ihnen vorbeiläuft, dass eine in Deutschland gekaufte Marmelade (so sagt
man bei uns für 'Konfitüre', auch wenn die EU das anders haben will)
keine Schadstoffe oberhalb zulässiger Grenzwerte enthält, dass eine
wie eine Frau aussehende Person tatsächlich eine Frau ist und nicht
will, dass man sich auf sie mit einem männlichen Pronomen bezieht, und
dass ein Bergmann ein Mann ist. Von all dem gibt es Ausnahmen, manche
möchten daher, dass man all solche pauschalen Urteile nicht abgeben
darf, mir ist das zu kompliziert.
Eine Erwartung hilft dem Menschen, gerade dem jungen, sich im Leben zu
orientieren. Später lernt er, dass die Erwartung auch *mal* falsch sein
kann, in der Regel aber stimmt.
Die Erwartung ist nicht falsch, sondern plausibel, berechtigt, sachange-
messen, soweit wie mit Beobachtungen und Erfahrungen kongruiert. Im
Einzelfall kann sich herausstellen, dass sie nicht zutrifft, dennoch
trifft sie auf (praktisch) alle anderen Fälle zu und wird durch einzelne
Abweichungen nicht unzulässig.

Ralf Joerres
Detlef Meißner
2018-06-11 12:23:31 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Post by Detlef Meißner
Post by Ralf Joerres
Post by H.-P. Schulz
Übrigens will ich gar nicht verneinen, dass auch mir zuweilen so eine
"Erwartung" unterläuft.
Das will ich hoffen, denn vor irgendwas muss man bei praktisch allem
ausgehen: Dass Straßenbäume üblicherweise stehenbleiben, wenn man an
ihnen vorbeiläuft, dass eine in Deutschland gekaufte Marmelade (so sagt
man bei uns für 'Konfitüre', auch wenn die EU das anders haben will)
keine Schadstoffe oberhalb zulässiger Grenzwerte enthält, dass eine
wie eine Frau aussehende Person tatsächlich eine Frau ist und nicht
will, dass man sich auf sie mit einem männlichen Pronomen bezieht, und
dass ein Bergmann ein Mann ist. Von all dem gibt es Ausnahmen, manche
möchten daher, dass man all solche pauschalen Urteile nicht abgeben
darf, mir ist das zu kompliziert.
Eine Erwartung hilft dem Menschen, gerade dem jungen, sich im Leben zu
orientieren. Später lernt er, dass die Erwartung auch *mal* falsch sein
kann, in der Regel aber stimmt.
Die Erwartung ist nicht falsch, sondern plausibel, berechtigt, sachange-
messen, soweit wie mit Beobachtungen und Erfahrungen kongruiert. Im
Einzelfall kann sich herausstellen, dass sie nicht zutrifft, dennoch
trifft sie auf (praktisch) alle anderen Fälle zu und wird durch einzelne
Abweichungen nicht unzulässig.
Okay, so kann man das auch formulieren.
Ich dachte jetzt an ein durstiges Baby, das die Erwartung hatte, eine
Frau anzutreffen, aber vergeblich nach milchhaltigen Brüsten suchte.
;-)

Detlef
Quinn C
2018-06-11 17:43:50 UTC
Permalink
Post by Detlef Meißner
Eine Person, die wie eine Frau ausieht, ist vermutlich auch eine, und
hat somit noch weitere Eigenschaften, die mit dem Frausein
zusammenhängen.
Weil sie von Kindesbeinen angehalten wurde, solche Eigenschaften zu
zeigen (ob sie sie nun "hat" oder nicht.)
Post by Detlef Meißner
Und die sind ja nicht immer zu verachten. ;-)
Wenn das so ist, warum nimmst Du sie dann nicht an?
--
... man muss oft schon Wissenschaft infrage stellen bei den Wirt-
schaftsmenschen [...] das Denken wird haeufig blockiert von einem
ideologischen Ueberbau [...] Es ist halt in vielen Teilen eher
eine Religion als eine Wissenschaft. -- Heiner Flassbeck
H.-P. Schulz
2018-06-11 11:55:22 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Post by H.-P. Schulz
Post by Ralf Joerres
Kein normaler Mensch würde eine Gruppe, in der sich entgegen
jeder Erwartung eine Frau befindet, diese Tatsache unerwähnt lassen.
Ja, genau, dieses "Normal" ist ja das Kreuz!
Für mich nicht. Ich ernte regelmäßig Widerspruch mit solchen statistischen
Aussagen, aber das ist nicht mein Problem. Im Bergbau unter Tage arbeiten
praktisch ausschließlich Männer, trotz des Wegfalls des Frauenarbeitsver-
bots unter Tage seit 2008 oder 2009. Es ist also normal, anzunehmen, dass
ein Mitglied einer Gruppe von Bergleuten mit fast 100%iger Sicherheit männlich ist, und es ist zulässig, das zu 'erwarten' im Sinne von 'davon
auszugehen'.
Aber *wozu* diese Erwartung?

Diese ganze Erwarterei immer! Kann man nicht auch mal gänzlich *ohne*
"Erwartung"?
Und "komischer" Weise ist just die "Sex"-Stelle bei praktisch Jedem
aber sowas von besetzt mit "Erwartungen"! Das *ist kein* Zufall!

Ja, ich weiß, "die Natur", und überhaupt! Sex ist eben enorm wichtig
v.wg. Arterhaltung uswusf.
IST es doch aber hier-heute *längst* nicht mehr!
Aber auf diese archaische Triebstruktur rekurriert mindestens die
Hälfte aller Konsumgeschäft-Vorgänge!
Unser SEX-Film (gebildet-modisch: Das Sex-Narrativ) macht uns fast
beliebig manipulierbar!

Daran wird auch noch so viel "Gender Awareness" nichts ändern.
Post by Ralf Joerres
Post by H.-P. Schulz
Und das Erwarten. Was soll denn eigentlich ein diesbezügliches
"Erwarten"?
Solche Bekenntnissätze, wie sie Dir hier ganz ungewollt unterlaufen,
ganz nett und normal, zeigen einiges.
Das war meine volle Absicht.
Post by H.-P. Schulz
Übrigens will ich gar nicht verneinen, dass auch mir zuweilen so eine
"Erwartung" unterläuft.
Das will ich hoffen, denn vor irgendwas muss man bei praktisch allem
ausgehen: Dass Straßenbäume üblicherweise stehenbleiben, wenn man an
ihnen vorbeiläuft,
Tja. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass das je thematisiert
worden wäre.
Post by Ralf Joerres
dass eine in Deutschland gekaufte Marmelade (so sagt
man bei uns für 'Konfitüre', auch wenn die EU das anders haben will)
keine Schadstoffe oberhalb zulässiger Grenzwerte enthält,
Das nun wieder ist mehr als eine Erwartung; nämlich ein Vertrauen, und
zwar eines, das dich ganz direkt und körperlich betrifft.
Post by Ralf Joerres
dass eine
wie eine Frau aussehende Person tatsächlich eine Frau ist
Und warum soll das so sein müssen?
Ob das eine "Frau" (also, rein keimdrüsenmäßig) ist, kann doch nur in
einem einzigen Zusammenhang von Bedeutung sein, nämlich bei dem
Vorhaben, sich fortzupflanzen.
Und nun sag' nicht, dass Du üblicher und normaler Weise jeden "wie
eine Frau aussehenden" Menschen als Fortpflanzungspartner eintaxierst!
Post by Ralf Joerres
und nicht
will, dass man sich auf sie mit einem männlichen Pronomen bezieht,
Mir zB ist völlig Schnuppe mit welchen Pronomen man auf mich
referiert. Ich bin ja, wenn das geschieht, sowieso eher nicht anwesend
... :)
Post by Ralf Joerres
und
dass ein Bergmann ein Mann ist. Von all dem gibt es Ausnahmen, manche
möchten daher, dass man all solche pauschalen Urteile nicht abgeben
darf, mir ist das zu kompliziert.
Eben: Zu kompliziert! Drum: Sein lassen! Einfach mal das Erwarten und
Urteilen ein bisschen runterfahren!
Post by Ralf Joerres
Post by H.-P. Schulz
So etwas zeigt, wie da ständig, fast unbewusst, ein Sexfilm bei uns
mitläuft! Das ist nicht verwunderlich, denn schließlich wird dieser
Sexfilm allenthalben und ununterbrochen aufgefrischt.
Sich diesen "Sexfilm" überhaupt erst einmal bewusst zu machen, ist der
erste Schritt - und ein *Riesenschritt*! - Richtung Emanzipation.
Man darf aber keine Wunder erwarten! Das dauert! An jeder Ecke
schreien und funkeln dich die Regressions- und Suchtangebote an.
Emanzipation ist hier-heute sozusagen ein Vollzeitjob!
Naja. Für mich ist das so: Frauen sind Frauen, und Männer sind Männer,
und keine der beiden Seiten sollte versuchen, das nicht zu sein, was
sie ist. Was sie ist und was kulturell antrainiert, darüber gibt es
große und endlose Diskussionen. Ich versuche, zu akzeptieren, dass dazu
in unserer Kultur inzwischen sehr viele Menschen Standpunkte vertreten,
die für mich nicht nachvollziehbar sind und über die ich mich aber auch
nicht endlos und fruchtlos auseinandersetzen will.
Den letzten Satz unterschreibe ich gern,- bis auf den Teil mit dem
nicht nachvollziehen Können. Es ist (mir) egal, ob und was ich da
"nachvollziehen" kann, mag, soll, darf ...! DAS ist der entscheidende
Punkt!
Es muss der Welt reichen, dass ich niemanden beurteile wegen irgend
etwas rein Körperlichem; dass ich hinsichtlich körperlicher
(allgemein: natürlicher) Merkmale keine Erwartungen, Wünsche,
Meinungen oder sonst eine "Position" habe.
Detlef Meißner
2018-06-11 12:32:29 UTC
Permalink
Post by H.-P. Schulz
Post by Ralf Joerres
Post by H.-P. Schulz
Post by Ralf Joerres
Kein normaler Mensch würde eine Gruppe, in der sich entgegen
jeder Erwartung eine Frau befindet, diese Tatsache unerwähnt lassen.
Ja, genau, dieses "Normal" ist ja das Kreuz!
Für mich nicht. Ich ernte regelmäßig Widerspruch mit solchen statistischen
Aussagen, aber das ist nicht mein Problem. Im Bergbau unter Tage arbeiten
praktisch ausschließlich Männer, trotz des Wegfalls des Frauenarbeitsver-
bots unter Tage seit 2008 oder 2009. Es ist also normal, anzunehmen, dass
ein Mitglied einer Gruppe von Bergleuten mit fast 100%iger Sicherheit
männlich ist, und es ist zulässig, das zu 'erwarten' im Sinne von 'davon
auszugehen'.
Aber *wozu* diese Erwartung?
Diese ganze Erwarterei immer! Kann man nicht auch mal gänzlich *ohne*
"Erwartung"?
Und "komischer" Weise ist just die "Sex"-Stelle bei praktisch Jedem
aber sowas von besetzt mit "Erwartungen"! Das *ist kein* Zufall!
Ja, ich weiß, "die Natur", und überhaupt! Sex ist eben enorm wichtig
v.wg. Arterhaltung uswusf.
IST es doch aber hier-heute *längst* nicht mehr!
Zumindest bei manchen wohl gleich Null.

Aber deren Nullinteressen sind nicht die Interessen der übrigen
Gesellschaft.
Außerdem ist Sex, egal, ob Arterhaltung oder nicht, durchaus von großem
Interesse. Blöd, wenn eine Lesbe auf einen Mann trifft, der wie eine
Lesbve aussieht.
Post by H.-P. Schulz
Aber auf diese archaische Triebstruktur rekurriert mindestens die
Hälfte aller Konsumgeschäft-Vorgänge!
Unser SEX-Film (gebildet-modisch: Das Sex-Narrativ) macht uns fast
beliebig manipulierbar!
Genau.Daran wird auch das Gendern nichts ändern. Huch, reimt sich. :-)
Post by H.-P. Schulz
Daran wird auch noch so viel "Gender Awareness" nichts ändern.
Och, blöd, jetzt warst du schneller.
Post by H.-P. Schulz
Post by Ralf Joerres
Post by H.-P. Schulz
Und das Erwarten. Was soll denn eigentlich ein diesbezügliches
"Erwarten"?
Solche Bekenntnissätze, wie sie Dir hier ganz ungewollt unterlaufen,
ganz nett und normal, zeigen einiges.
Das war meine volle Absicht.
Post by H.-P. Schulz
Übrigens will ich gar nicht verneinen, dass auch mir zuweilen so eine
"Erwartung" unterläuft.
Das will ich hoffen, denn vor irgendwas muss man bei praktisch allem
ausgehen: Dass Straßenbäume üblicherweise stehenbleiben, wenn man an
ihnen vorbeiläuft,
Tja. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass das je thematisiert
worden wäre.
Wart's ab!
Post by H.-P. Schulz
Post by Ralf Joerres
dass eine in Deutschland gekaufte Marmelade (so sagt
man bei uns für 'Konfitüre', auch wenn die EU das anders haben will)
keine Schadstoffe oberhalb zulässiger Grenzwerte enthält,
Das nun wieder ist mehr als eine Erwartung; nämlich ein Vertrauen, und
zwar eines, das dich ganz direkt und körperlich betrifft.
Ich vertraue aber auch darauf, dass eine Frau, die wie eine Frau
aussieht, auch eine ist.
Post by H.-P. Schulz
Post by Ralf Joerres
dass eine
wie eine Frau aussehende Person tatsächlich eine Frau ist
Und warum soll das so sein müssen?
Ob das eine "Frau" (also, rein keimdrüsenmäßig) ist, kann doch nur in
einem einzigen Zusammenhang von Bedeutung sein, nämlich bei dem
Vorhaben, sich fortzupflanzen.
Mann sollte jetzt aber die FRau nicht auf ihre vorhandenen oder
nichtvorhandenen Keimdrüsen reduzieren. Da gibt es noch ein paar
frauentypisch Eigenschaften, die ich von ihr erwarte, von einem Mann
aber weniger.

Detlef
Gerd Thieme
2018-06-11 04:05:27 UTC
Permalink
Nichts spricht gegen geschlechtersensible Sprache
Doch. Das Fremdwort für „geschlechtersensibel“ ist „diskriminierend“.

Es ist exakt dasselbe, wie ständig die Hautfarbe der Menschen zu
erwähnen, von denen die Rede ist. Wenn Hautfarbe oder Geschlecht
irrelevant wären, braucht man nicht davon zu sprechen. Machen sie aber
einen Unterschied (= discrimen), dann erwähnt man sie eben.

Gendersprech ist durch und durch diskriminierend. Diskriminierung ist
der einzige Sinn von Gendersprech.

Gerd
--
Wir ordnen und befehlen hiermit allen Ernstes, daß die Advocati wollene
schwarze Mäntel, welche bis unter das Knie gehen, unserer Verordnung gemäß
zu tragen haben, damit man die Spitzbuben schon von weitem erkennet.
(Spitzbubenerlaß des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I.)
Quinn C
2018-06-11 17:43:50 UTC
Permalink
Post by Gerd Thieme
Nichts spricht gegen geschlechtersensible Sprache
Doch. Das Fremdwort für „geschlechtersensibel“ ist „diskriminierend“.
Es ist exakt dasselbe, wie ständig die Hautfarbe der Menschen zu
erwähnen, von denen die Rede ist. Wenn Hautfarbe oder Geschlecht
irrelevant wären, braucht man nicht davon zu sprechen. Machen sie aber
einen Unterschied (= discrimen), dann erwähnt man sie eben.
Gendersprech ist durch und durch diskriminierend. Diskriminierung ist
der einzige Sinn von Gendersprech.
Deine Haltung ist genau das: unsensibel. Du bringst ein
Standardargument aus der Rassismus-Debatte, das schlicht falsch ist.
Wer so argumentiert, dem fehlt die Perspektive der von Diskriminierung
Betroffenen.
--
Ice hockey is a form of disorderly conduct
in which the score is kept.
-- Doug Larson
Gerd Thieme
2018-06-11 05:02:07 UTC
Permalink
Nichts spricht gegen geschlechtersensible Sprache
Doch. Das Fremdwort für „geschlechtersensibel“ ist „diskriminierend“.

Es ist exakt dasselbe, wie ständig die Hautfarbe der Menschen zu
erwähnen, von denen die Rede ist. Wenn Hautfarbe oder Geschlecht
irrelevant wären, bräuchte man nicht davon zu sprechen. Machen sie aber
einen Unterschied (= discrimen), dann erwähnt man sie eben.

Gendersprech ist durch und durch diskriminierend. Diskriminierung ist
der einzige Sinn von Gendersprech.

Gerd

[Supersedes: Konjunktiv]
--
Wir ordnen und befehlen hiermit allen Ernstes, daß die Advocati wollene
schwarze Mäntel, welche bis unter das Knie gehen, unserer Verordnung
gemäß
zu tragen haben, damit man die Spitzbuben schon von weitem erkennet.
(Spitzbubenerlaß des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I.)
Gerd Thieme
2018-06-11 05:03:06 UTC
Permalink
Nichts spricht gegen geschlechtersensible Sprache
Doch. Das Fremdwort für „geschlechtersensibel“ ist „diskriminierend“.

Es ist exakt dasselbe, wie ständig die Hautfarbe der Menschen zu
erwähnen, von denen die Rede ist. Wenn Hautfarbe oder Geschlecht
irrelevant wären, bräuchte man nicht davon zu sprechen. Machen sie aber
einen Unterschied (= discrimen), dann erwähnt man sie eben.

Gendersprech ist durch und durch diskriminierend. Diskriminierung ist
der einzige Sinn von Gendersprech.

Gerd

[Supersedes: Konjunktiv]
--
Wir ordnen und befehlen hiermit allen Ernstes, daß die Advocati wollene
schwarze Mäntel, welche bis unter das Knie gehen, unserer Verordnung gemäß
zu tragen haben, damit man die Spitzbuben schon von weitem erkennet.
(Spitzbubenerlaß des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I.)
Lars Bräsicke
2018-06-10 11:28:30 UTC
Permalink
Post by Sergio Gatti
Post by Ralf Joerres
Ich will damit nicht en bloc alles abtun, was der Artikel aufmarschieren
lässt, um seine These zu stützen. Wenn jedoch wirklich etwas in der Sache
erreicht werden soll - wobei: was ist eigentlich die Sache? -, dann wäre
weniger Thesenhaftigkeit und mehr Differenziertheit wünschenswert. Es
reicht halt nicht, einfach immer wieder nur zu wiederholen, dass Frauen
sich beim Wort 'Zuschauer' nicht gemeint fühlen. Wie jetzt: Nicht gemeint
fühlen können, nicht gemeint fühlen wollen, tatsächlich nicht gemeint
fühlen, und trifft das dann auf alle Frauen zu? Das sind nicht-überprüf-
bare Behauptungen, deren Realitätsgehalt sich nicht durch solch einfach
gestrickte Satzergänzungs-Experimente ermitteln lässt.
Es gibt schon seit mindestens vierzig Jahren Untersuchungen,
die das von dir unerwünschte Ergebnis belegen.
Wenn du diese Experimente kritisierst, weil sie deiner
Meinung nach zu einfach gestrickt seien, dann sollst du
Nein, man kann Unsinn kritisieren. Punkt. Und muss überhaupt nix.
Ralf Joerres
2018-06-10 15:25:38 UTC
Permalink
Post by gregor herrmann
http://www.sueddeutsche.de/kultur/genderdebatte-tief-in-der-sprache-lebt-die-alte-geschlechterordnung-fort-1.4003975
Auch ich habe jetzt einen Text gefunden, Titel:

"Der Führerin entgegen!"

Anders als der Titel vermuten ließe, ist er
in seiner Grundsubstanz tatsächlich sprachwissenschaftlich.
Und da die Sprache eine lange Geschichte hat, ist dieser
Text recht lang, dennoch nichtsdestoweniger leserfreundlich
erzählt. U.a. sehr bereichernd fand ich seine Darstellung
der Entwicklung der Genera im Indogermanischen und deren
Fortleben im aktuellen Deutsch. Nebenbei wird hier mit
der Genderei und ihren Auswüchsen auf in meinen Augen
ultimative Weise abgerechnet. Leider wird beim Text der
Name des Autors nicht genannt. Es wird sich mit einiger
Wahrscheinlichkeit um Daniel Scholten handeln:

https://de.wikipedia.org/wiki/Daniel_Scholten ,

den Herausgeber der Internetseite Belles Lettres. Hier der
Link zum Artikel:

http://www.belleslettres.eu/content/deklination/genus-gendersprech.php

Ein wirklich lohnender Beitrag zur Debatte, finde ich.

Gruß Ralf Joerres
Ralf Joerres
2018-06-11 08:06:32 UTC
Permalink
Post by gregor herrmann
http://www.sueddeutsche.de/kultur/genderdebatte-tief-in-der-sprache-lebt-die-alte-geschlechterordnung-fort-1.4003975
Noch ein Beitrag zum Thema, in dem alle Möglichkeiten 'geschlechtererechten'
Schreibens durchgespielt werden, hier die Möglichkeit 4:

"(4) Männliche Schreibweise mit Inklusionsverweis
Sie verwenden ausschließlich die männliche Schreibweise und geben in
einer Fußnote an, dass sich diese auf beide Geschlechter bezieht.

Dies ist die kürzeste und einfachste Variante. Bei Erstnennung eines
Begriffs wie (+kursiv) Autoren (-kursiv) fügen Sie eine Fußnote ein und
schreiben darin zum Beispiel: (+kursiv) In der folgenden Arbeit wird aus
Gründen der besseren Lesbarkeit ausschließlich die männliche Form
verwendet. (-kursiv)

(...) (+fett) Mein Vorschlag (-fett): Diese Variante halte ich aufgrund
ihrer weiten Verbreitung für praktikabel und rate nicht davon ab, wenn
– und jetzt kommt eine wichtige Einschränkung – wirklich immer an beide
Geschlechter gedacht wird."

Süß, nicht wahr? Generisch schreiben, aber gegendert denken - toll!

Ralf Joerres
Ralf Joerres
2018-06-11 08:08:11 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Post by gregor herrmann
http://www.sueddeutsche.de/kultur/genderdebatte-tief-in-der-sprache-lebt-die-alte-geschlechterordnung-fort-1.4003975
Noch ein Beitrag zum Thema, in dem alle Möglichkeiten 'geschlechtererechten'
"(4) Männliche Schreibweise mit Inklusionsverweis
Sie verwenden ausschließlich die männliche Schreibweise und geben in
einer Fußnote an, dass sich diese auf beide Geschlechter bezieht.
Dies ist die kürzeste und einfachste Variante. Bei Erstnennung eines
Begriffs wie (+kursiv) Autoren (-kursiv) fügen Sie eine Fußnote ein und
schreiben darin zum Beispiel: (+kursiv) In der folgenden Arbeit wird aus
Gründen der besseren Lesbarkeit ausschließlich die männliche Form
verwendet. (-kursiv)
(...) (+fett) Mein Vorschlag (-fett): Diese Variante halte ich aufgrund
ihrer weiten Verbreitung für praktikabel und rate nicht davon ab, wenn
– und jetzt kommt eine wichtige Einschränkung – wirklich immer an beide
Geschlechter gedacht wird."
Ach so, Quelle vergessen:

https://www.contexta.de/geschlechtsneutrale-schreibweise/

RJ
Helmut Richter
2018-06-11 08:23:26 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Noch ein Beitrag zum Thema, in dem alle Möglichkeiten 'geschlechtererechten'
"(4) Männliche Schreibweise mit Inklusionsverweis
Sie verwenden ausschließlich die männliche Schreibweise und geben in
einer Fußnote an, dass sich diese auf beide Geschlechter bezieht.
Dies ist die kürzeste und einfachste Variante. Bei Erstnennung eines
Begriffs wie (+kursiv) Autoren (-kursiv) fügen Sie eine Fußnote ein und
schreiben darin zum Beispiel: (+kursiv) In der folgenden Arbeit wird aus
Gründen der besseren Lesbarkeit ausschließlich die männliche Form
verwendet. (-kursiv)
Aber sprachlich falsch: es handelt sich eben gerade *nicht* um die
semantisch männliche Form, sondern um die semantisch generische Form, die
außerdem – ohne Wirkung auf die Bedeutung – grammatisch maskulin ist. Andere
generische Wörter sind feminin (die Person, die Fachkraft, die Koryphäe),
ohne dass man sich für die Anwendung auf Männer entschuldigen muss.

Wenn man Beispiele sucht, in denen die bösen Maskulina, die generisch
verwendet werden können, mal nicht generisch verwendet werden, sondern nur
die Männer meinen, stellt man fest, dass das in der Regel nur vorkommt, wenn
beide Formel parallel verwendet werden:

Schülerinnen machen im Schnitt weniger Rechtschreibfehler als Schüler.
Egal ob Koch oder Köchin: beide ...

Es gibt ein paar weitere Muster, in denen geschlechtsspezifischer Gebrauch
ohne solche Parallelität vorkommen kann, aber die sind selten.
--
Helmut Richter
Ralf Joerres
2018-06-11 11:49:59 UTC
Permalink
Post by Helmut Richter
Post by Ralf Joerres
Noch ein Beitrag zum Thema, in dem alle Möglichkeiten 'geschlechtererechten'
"(4) Männliche Schreibweise mit Inklusionsverweis
Sie verwenden ausschließlich die männliche Schreibweise und geben in
einer Fußnote an, dass sich diese auf beide Geschlechter bezieht.
Dies ist die kürzeste und einfachste Variante. Bei Erstnennung eines
Begriffs wie (+kursiv) Autoren (-kursiv) fügen Sie eine Fußnote ein und
schreiben darin zum Beispiel: (+kursiv) In der folgenden Arbeit wird aus
Gründen der besseren Lesbarkeit ausschließlich die männliche Form
verwendet. (-kursiv)
Aber sprachlich falsch: es handelt sich eben gerade *nicht* um die
semantisch männliche Form, sondern um die semantisch generische Form,
Schon richtig. aber wenn man, wie der Autor, davon ausgeht, dass ein
generisches Maskulinum immer auch spezifisch maskulin verstanden werden
darf, dann darf er auch in seinen Texten die Bezeichnungen für die Genera
so verstanden wissen wollen.
Post by Helmut Richter
die
außerdem – ohne Wirkung auf die Bedeutung – grammatisch maskulin ist. Andere
generische Wörter sind feminin (die Person, die Fachkraft, die Koryphäe),
ohne dass man sich für die Anwendung auf Männer entschuldigen muss.
Ja, aber es ist klar, das das seltenste Ausnahmen sind und ansonsten
die meisten Personenbezeichnungen auf einer unmovierten maskulinen
Grundform beruhen, von der die weibliche abgeleitet ist wie Eva aus
einer Rippe von Adam. Zumindest kommt es einem heute so vor, sprach-
historisch hat sich das anders entwickelt, meint der von mir genannte
lange Aufsatz.
Post by Helmut Richter
Wenn man Beispiele sucht, in denen die bösen Maskulina, die generisch
verwendet werden können, mal nicht generisch verwendet werden, sondern nur
die Männer meinen, stellt man fest, dass das in der Regel nur vorkommt, wenn
Schülerinnen machen im Schnitt weniger Rechtschreibfehler als Schüler.
Egal ob Koch oder Köchin: beide ...
Nun ja, bei mir ist es inzwischen auch so, vermutlich aufgrund ausschließ-
lich genderneutral gefasster Stellenangebote wegen Klagemöglichkeiten bei
Nichtbeachtung, dass ich eine im generischen Maskulinum formulierte Stellen-
ausschreibung unter lauter genderneutral formulierten als spezifisch männlich interpretieren würde. Vielleicht hat sich da meine Wahrnehmung
geändert: Wenn ich stundenlang nur auf eine grüne Wand starre, erscheint
mir danach alles rotstichig.
Post by Helmut Richter
Es gibt ein paar weitere Muster, in denen geschlechtsspezifischer Gebrauch
ohne solche Parallelität vorkommen kann, aber die sind selten.
Ich kenne ehrlich gesagt zu wenig Beispiele, aber es gibt sie sicher.

Ralf Joerres
Stefan Ram
2018-06-11 12:33:44 UTC
Permalink
Post by Ralf Joerres
Schon richtig.
In der Kratschn Republik nannte eine Frau, die Ingenieur
war, sich "Ingenieur". Dem Vernehmen nach waren viele
Frauen in der DDR nicht unzufrieden mit ihrer Lage (im
Vergleich zu Männern). Ich glaube, daß dies auch mit der
guten Verfügbarkeit von Kindergartenplätzen zu tun hat.

Quellenangabe:

Der Tagesspiel (Nr. 13 983, vom 22. September 1991, Seite
IV) berichtet: Weibliche Berufstätige, die in der DDR groß
wurden, wehren sich dagegen, sich als "Chemikerin",
"Ingenieurin" usw. bezeichnen zu lassen, da "ihre berufliche
Anerkennung und nicht ihr Geschlecht" zur Debatte stünden
und sie sich nicht "verwestlichen" lassen wollen. Diese
Frauen bezeichnen sich bewußt als "Chemiker", "Ingenieur" usw.

Erinnerung:

Angela Merkel soll sich noch in den 90er Jahren »Minister«
genannt haben.

Zitat:

Gundula Schulze Eldowy (Schriftliche Transkription aus
Fernsehrdokumentation durch mich [S. R.]):

»Ich bin halt sehr jung gewesen und mit /Cocktailkleid/
da durch den Prenzlauer Berg gewackelt, ja. Und hab
halt, ähm, war's ne sehr sinnliche Person. Und, ähm,
was soll ich sagen *kicher*. Also sehr weiblich.

Sehr weiblich. Ich hab mich schon sehr mit meiner
Weiblichkeit auch identifiziert. Und, das war was
Wunderschönes in der DDR Frau zu sein. Das hab ich
genossen. Kann man so sagen. Das ist heute anders.

Auch die Männer, die haben sich nicht geschämt, die
Weiblichkeit zu kosten und zu genießen. Das war, ein,
manchmal schon ... Die ganzen Feste, das waren auch sehr
sinnliche, /sehr erotische/ Feste gewesen in der DDR.

Darüber wird wenig gesprochen, aber ich, kann sagen,
die sexuelle Freizügigkeit in der DDR, das war was ganz
anderes. Da war keine Angst vor Berührung, dagewesen.
Vor Nähe, vor Zusammenkommen. Das ging - wunderbar.
Vollkommen ungezwungen und frei.«

Sibylle Bergemann (Schriftliche Transkription aus
Fernsehdokumentation durch mich [S. R.]):

»Die Ost-Frauen generell hatten nicht so'n Anspruch an
die Männer als ähm als Ernährer. Wir waren alle selbst
selbständig und haben unser äh Geld alleine verdient
und für uns waren sozusagen Männer auch Menschen.«
Christina Kunze
2018-06-11 14:12:45 UTC
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Post by Stefan Ram
Post by Ralf Joerres
Schon richtig.
In der Kratschn Republik nannte eine Frau, die Ingenieur
war, sich "Ingenieur". Dem Vernehmen nach waren viele
Frauen in der DDR nicht unzufrieden mit ihrer Lage (im
Vergleich zu Männern). Ich glaube, daß dies auch mit der
guten Verfügbarkeit von Kindergartenplätzen zu tun hat.
Emanzipation vollzog sich über die Position im Leben und nicht über die
Bezeichnung. Gleichwohl gab es auch sehr viele Frauen, die aus
politischen Gründen unzufrieden waren. Wo hast Du Gegenteiliges vernommen?
Post by Stefan Ram
Angela Merkel soll sich noch in den 90er Jahren »Minister«
genannt haben.
Sehr sympathisch. Aber tempora mutantur und nicht nur wir, sondern auch
die Sprachgewohnheiten der Gesellschaft. Mir passt das nicht, aber ich
kann nichts daran ändern.
Will sagen: Einfach so zu tun, als lebten wir sprachlich in
Vorwendezeiten, hilft uns heute nicht weiter.



chr
Helmut Richter
2018-06-11 14:55:53 UTC
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Post by Ralf Joerres
Post by Helmut Richter
Post by Ralf Joerres
Noch ein Beitrag zum Thema, in dem alle Möglichkeiten 'geschlechtererechten'
"(4) Männliche Schreibweise mit Inklusionsverweis
Sie verwenden ausschließlich die männliche Schreibweise und geben in
einer Fußnote an, dass sich diese auf beide Geschlechter bezieht.
Dies ist die kürzeste und einfachste Variante. Bei Erstnennung eines
Begriffs wie (+kursiv) Autoren (-kursiv) fügen Sie eine Fußnote ein und
schreiben darin zum Beispiel: (+kursiv) In der folgenden Arbeit wird aus
Gründen der besseren Lesbarkeit ausschließlich die männliche Form
verwendet. (-kursiv)
Aber sprachlich falsch: es handelt sich eben gerade *nicht* um die
semantisch männliche Form, sondern um die semantisch generische Form,
Schon richtig. aber wenn man, wie der Autor, davon ausgeht, dass ein
generisches Maskulinum immer auch spezifisch maskulin verstanden werden
darf, dann darf er auch in seinen Texten die Bezeichnungen für die Genera
so verstanden wissen wollen.
Ich meinte nur, dass der Tenor der Fußnote "obwohl wir wissen, dass die
maskuline Form nur auf Männer passt, verwenden wir sie aus Faulheit oder
zur Ersparnis von DruckerInnenschwärze trotzdem" irgendwie inkonsequent
klingt.
Post by Ralf Joerres
Post by Helmut Richter
die
außerdem – ohne Wirkung auf die Bedeutung – grammatisch maskulin ist. Andere
generische Wörter sind feminin (die Person, die Fachkraft, die Koryphäe),
ohne dass man sich für die Anwendung auf Männer entschuldigen muss.
Ja, aber es ist klar, das das seltenste Ausnahmen sind und ansonsten
die meisten Personenbezeichnungen auf einer unmovierten maskulinen
Grundform beruhen, von der die weibliche abgeleitet ist wie Eva aus
einer Rippe von Adam.
*Nur* wenn sie aus einer maskulinen Grundform durh Movierung entstanden
sind, stellt sich die Frage des "generischen Maskulinums" überhaupt. Kaum
eine Frau bschwert sich, wenn sie als Mensch oder Gast bezeichnet wird,
weil es die Menschin nicht und die Gästin schon lange nicht mehr gibt.

Der Unterschied zwischen inhärent generischen Wörtern (gibts in allen
Genera) und unmovierten, zu denen es auch movierte gibt (Fußgänger, Esel,
Maus, Pute) wird in der Diskussion gerne unterschlagen. Stattdessen gibt
ausgesprochen dumme Bemerkungen über den Zusammenhang zwischen Genus und
Sexus. Dumm deswegen, weil generische Wörter eben kein "biologisch passendes"
Genus haben können, sonst wären sie nicht generisch, und Wörter für Dinge
natürlich auch nicht.
--
Helmut Richter
Ralf Joerres
2018-06-11 16:23:03 UTC
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Post by Helmut Richter
Post by Ralf Joerres
Post by Helmut Richter
Andere
generische Wörter sind feminin (die Person, die Fachkraft, die Koryphäe),
ohne dass man sich für die Anwendung auf Männer entschuldigen muss.
Ja, aber es ist klar, das das seltenste Ausnahmen sind und ansonsten
die meisten Personenbezeichnungen auf einer unmovierten maskulinen
Grundform beruhen, von der die weibliche abgeleitet ist wie Eva aus
einer Rippe von Adam.
*Nur* wenn sie aus einer maskulinen Grundform durh Movierung entstanden
sind, stellt sich die Frage des "generischen Maskulinums" überhaupt. Kaum
eine Frau bschwert sich, wenn sie als Mensch oder Gast bezeichnet wird,
weil es die Menschin nicht und die Gästin schon lange nicht mehr gibt.
(Ein paar Die-hard-Genderisten hatten die glaube ich wieder aus der
Mottenkiste geholt - hat nicht funktioniert.)
Post by Helmut Richter
Der Unterschied zwischen inhärent generischen Wörtern (gibts in allen
Genera) und unmovierten, zu denen es auch movierte gibt (Fußgänger, Esel,
Maus, Pute)
Mäusin und Putin kannte ich bis jetzt nicht, Moment mal, Putin, Putin,
irgendwas klingelt da bei mir...
Post by Helmut Richter
wird in der Diskussion gerne unterschlagen.
Gruß Ralf Joerres
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