Am Sun, 1 Apr 2018 16:02:19 +0000 (UTC) schrieb Andre Eiger
Post by Andre EigerPost by Wolfgang StroblAm Sat, 31 Mar 2018 19:47:35 +0000 (UTC) schrieb Andre Eiger
Post by Andre EigerBei einem Kindersitz am Rad ist die Fallhöhe wesentlich größer, und
leider auch die Wahrscheinlichkeit des Eintritts. Sicherheitsmäßig
schneidet ein vernünftiger Kinderanhänger für mich erheblich besser ab.
Genau so etwas meinte ich mit "Bullshit, der im Rahmen des
Sicherheitstheaters kolportiert wird".
Und wie begründest Du Deine Bewertung? Die Fallhöhe ist m.E. ziemlich
simpel zu bestimmen. Ist wie Runterfallen vom Wickeltisch.
Ja richtig. Einem Verwandten war vor vielen Jahren der Säugling vom
Wickeltisch gefallen, einen Tag, nachdem der Vater mir Vorhaltungen
gemacht hatte, wie unverantwortlich es doch sei, Kinder ohne Helm
radfahren zu lassen - Verdacht auf Gehirnerschütterung, große Sorge, zum
Glück aber keine Folgen. Ich habe mir selbstverständlich die hämische
Rückfrage verkniffen, warum der Säuglich keinen Helm getragen habe.
Gewisse Dinge muß man vermeiden, statt sich mit untauglichen Mitteln
darauf zu vorzubereiten.
Post by Andre EigerPost by Wolfgang StroblPost by Andre EigerGerade wenn das Rad kein Mittelrohr hat, das man zwischen den Beinen
einklemmen kann, ist bei der Schwerpunktlage eines beladenen
Kindersitzes ein Umfaller schnell passiert, sobald es im Stand etwas
unglücklich in Schräglage gerät.
Als ob man mit einem Anhänger nicht auch idiotische Fehler machen
könnte. Wenn man nicht radfahren kann, muß man das lernen, bevor man
Kinder transportiert, gleichgültig, ob man sie hinten auf dem Kindersitz
oder im Anhänger herumfährt.
Schwingt da wohl ein bisschen Arroganz mit?
Auf jeden Fall. Ich halte, selbst wenn gewissermaßen nur stellvertretend
argumentiert wird, solch demonstrative Unbelehrbarkeit nicht für etwas,
das man ignorieren oder auf die leichte Schulter nehmen sollte,
jedenfalls dann nicht, wenn sie öffentlich zur Schau gestellt und für
vorbildlich erklärt wird. Vermeidbare Fehler kurzerhand für
unvermeidlich zu erklären, um sich um die Mühe herumzudrücken zu können,
zu lernen oder zu diskutieren, wie man sie vermeidet, ist auch eine Form
von Unbelehrbarkeit.
Post by Andre EigerKlar kann man auch mit einem
Anhänger Fehler machen, wo habe ich das bestritten?
Es ergab sich aus dem Kontext und die Reduktion auf Fallhöhe und das
Umkippen.
Post by Andre EigerMan kann ihn zum
Beispiel umkippen.
Klar kann man das. Und man könnte analog und genau so infam
argumentieren, daß das Risiko, von der Seite angefahren zu werden - dies
ist das typische gefährliche Szenario, nicht der Auffahrunfall im
Längsverkehr - proportional mit der Fahrzeuglänge steigt und daß
niedrige Anhänger zudem leicht übersehen werden. Usw. Wenn man vom
Resultat her argumentiert, lassen sich immer Szenarien konstruieren.
Post by Andre EigerNur ist dann die Fallhöhe im Hänger viel geringer, und
der Schutz durch das Rohrgestell ist auch nicht zu verachten.
Wenn das Fahrrad umfällt oder wenn man stürzt, bleibt der Hänger stehen.
Letzteres unfreiwillig selbst getestet. Jaja, vielleicht sollte ich
Radfahren noch ein bisschen üben ...
Auch wenn das ein Versuch war, dies als Ironie oder Sarkasmus zu tarnen
- ja, solltest Du. Ich stimme zu, daß diese Eigenschaften von
Kinderanhängern nicht zu verachten sind. Trotzdem ist auch hier zu
erkennen, daß schon alleine der hier durchschimmernde Glaube, daß man
sich mit dem Kinderanhänger einen Sturz oder das Umkippen gewissermaßen
leisten könne, per Risikokompensation zur Folge hat, daß der Vergleich
nicht so einfach ist, wie Du glaubst. Auf Deiner Argumentationsschiene
landet man ganz schnell im Kleinwagen statt auf dem Fahrrad, und
schließlich dann im SUV. Alles andere gleichgehalten, ist nichts so
wirksam wie noch etwas mehr Gewicht und noch etwas mehr Panzerung. Nur
stimmt "alles andere gleichgehalten" eben nicht, jedenfalls nicht auf
Dauer.
Post by Andre EigerPost by Wolfgang StroblPost by Andre EigerTrotzdem hatte ich zuerst einen Kindersitz in Gebrauch, und zwar vorne
(Römer Sulky).
https://www.sparbaby.de/ratgeber/kinderfahrradsitz-vorne/
Ich würde dem Content solcher Werbeblättchen, wie sie von
Werbeargenturen zu Dutzenden aus dem Boden gestampft und ins Web
gestellt werden, nicht halb so weit trauen wie dem Zeug, was ich morgens
aus meiner Zeitung in die Altpapiertonne schüttele. Und bei Letzterem
ist wenigstens offensichtlich, dass das Werbung ist.
Ich habe den Link nicht wegen seiner journalistischen Qualität gewählt,
sondern weil die Seite brauchbare Bilder eines schon 2004 ausgelaufenen
Produkts zeigt und ein paar Alternativen anführt. Einen Kindersitz vorne
sehe ich im Alltag sehr selten, da finde ich ein Bild zur Illustration
ganz gut.
Verstehe ich. Trotzdem biegen sich mir bei solchen "Formaten" die
Fußnägel hoch.
Post by Andre EigerPost by Wolfgang StroblPost by Andre EigerAusschlaggebend war für mich die unvergleichlich bessere Möglichkeit zur
Kommunikation.
Ausschlaggebend für mich ist die Erkenntnis, daß unterschiedliche
Situationen, Präferenzen und Zwecke unterschiedlichen Lösungen erfordern
und dass man vorsichtig sein sollte, das, was man persönlich bevorzugt,
für "unvergleichlich besser" zu halten und alles andere als schlecht,
unpraktisch und unsicher zu brandmarken.
Sach mal, habe ich ein dermaßen schlechtes Verständnis meiner
Muttersprache, dass ich den Term "... für mich ..." als Ausdruck meiner
eigenen Meinung missdeute? Probably I should try it in English next time,
but das kann ganz schön in die Hose gehen.
Wir äußern hier alle in den meisten Fällen nur unsere Meinung, mal mit,
mal ohne Belege oder Begründungen.
Es ist schlechter Stil, pauschale Aussagen wie "Bei einem Kindersitz am
Rad ist die Fallhöhe wesentlich größer, und leider auch die
Wahrscheinlichkeit des Eintritts" mit einem eher unmotiviert
nachgeschobenen "für mich" zu spicken, um sich angesichts einer
Gegenrede dann auf seine Meinungsfreiheit berufen zu können.
Abgesehen, das "für mich" in meinem Satz hattest Du gesehen? :-}
Post by Andre EigerPost by Wolfgang StroblI.d.R. dient der Kindertransport nicht dem Vergnügen, sondern ist eine
Notwendigkeit, um mitsamt Kind von A nach B zu kommen. Erfreulich, wenn
das eine bessere Kommunikation erlaubt, aber das ist, wenn das Fahrrad
als Transportmittel eingesetzt wird, sekundär.
Nein, ich betrachte mein Kind nicht primär als Transportgut. Heidenei, am
Ende treten wir hier noch unbeabsichtigt eine Kinderhelmdiskussion los ;-)
Der Satz "Nein, ich betrachte mein Kind nicht primär als Transportgut"
ist in diesem Zusammenhang jedenfalls eine geschickt eingesetzte
Sprachfigur und gelungene Finte. Du solltest Politiker werden.
Post by Andre EigerPost by Wolfgang StroblDavon abgesehen hatte ich wenig Schwierigkeiten, mich beim Fahren mit
meinem Sohn hinten im Kindersitz hinten zu unterhalten. Auch war ich ja
durchaus in der Lage, mich beim Fahren umzusehen und kann nur dazu
raten, die Fähigkeit, dies zu tun, ohne dabei ins Schlenkern zu kommen,
zu trainieren.
Warum nur soll ich mir über eventuelle Vorteile eines hinten angebrachten
Sitzes Gedanken machen, wenn ich einen vorderen benutzt hatte und über
meine eigenen Erfahrungen und Beweggründe berichten kann? Weil Du den
hinteren so toll findest?
Ach Quark. Ich habe mich schon vor Jahren mit Leuten rumgestritten, die
Kindersitze vorne für gefährlich und verboten erklärten, u.a. hier in
drf mit einem langjährigen ADFC-Funktionär, der diese Position vehement
vertrat. Da warst Du in drf längst noch nicht aufgetaucht.
Warum glaubst Du, daß irgend jemand Dich dazu nötigen will, Dir über
eventuelle Vorteile eines hinten angebrachten Sitzes Gedanken zu machen?
Ich hatte lediglich Deiner Hymne auf Kindersitz vorne und Anhänger
hinten als "besser" widersprochen. Gegen was hattest Du die denn
abgrenzen wollen, wenn es nicht der hinten angebrachte Kindersitz war?
Post by Andre EigerIch hatte so einen im Urlaub am Bodensee auf
dem Leihfahrrad benutzt und mich letztlich für den Anhänger entschieden.
Ja und? Ich finde das völlig in Ordnung. Es gibt viele Formen des
Kindertransports auf dem Fahrrad, die je nach den Umständen zu empfehlen
bzw. anderen vorzuziehen sind. Risiken und wie man mit ihnen umgeht,
unterscheiden sich je nach Konstruktion. Für welche man sich
entscheidet, hängt aber primär von den Umständen und Notwendigkeiten ab.
Wie diese sind, kann man aus der Ferne selten beurteilen, deswegen
sollte man sich IMO mit pauschalen Empfehlungen aufgrund vermuteter
Risiken eher zurückhalten. Eine andere Sache ist es aber, wie man mit
den spezifischen Eigenschaften umgeht, wenn die Entscheidung mal
getroffen ist. Hier ist ein Austausch durchaus hilfreich und das gerade
deswegen, weil es darum geht, Un- oder Umfälle zu vermeiden, statt sich
auf untaugliche Weise darauf vorzubereiten.
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Wir danken für die Beachtung aller Sicherheitsbestimmungen