Post by Jakob AchterndiekPost by Ralf JoerresOkay, an die hatte ich nicht gedacht.
Genau das macht die Unterhaltung mit dir immer wieder spannend, daß man
bei deiner Art, die Sprache zu handhaben, nie genau wissen kann, woran
genau du denkst und was genau du meinst. Auch mit meinem Hinweis auf die
Weltmarktpreise wollte ich also nur sagen: Drück dich doch einfach mal
genau aus, wenn du von uns etwas über die Verbreitung von Holz-, Blech-,
Keramik-, Kunststoff- und was noch für -Dosen hören möchtest, statt
einfach assoziativ daher zu blubbern: Wie sieht es bei euch aus mit
Spontaneität und Weltwissen?
Wie Du Dir vielleicht denken kannst, habe ich Situationen im Sinn, in
denen ich meinen Deutschlernern eventuelle Bedeutungsunterschiede
zwischen den verschiedenen Wörtern zu erklären versuche. In diesem
Zusammenhang wäre die Frage, ob eine Information wie 'Dosen sind meistens
aus Metall' zutreffender ist als 'sehr viele Dosen sind aus Metall'.
Dummerweise bin ich im Vor-Plastozän geboren, in dem es
Frischhaltedosen noch nicht gab, in dem aber bereits mein Dosen-'Urbild'
in meinem Bewusstsein angelegt wurde, das leider bis jetzt recht stabil
zu sein scheint. Eigentlich hätte die Frage lauten sollen: Was alles
macht eine Dose zur Dose und eine Schachtel zur Schachtel usw., aber ich
wollte nicht unverschämt sein. Es geht um die prototypische Dose, nicht
um irgendwelche Spezialfälle.
[Dass 'man' nie genau weiß, was ich meine, gilt insoweit umgekehrt,
dass ich ebenfalls oft nicht weiß, worauf Du Deinerseits hinauswillst,
in diesem Fall etwa, was Du mit Deinem Hinweis auf 'Weltmarktpreise'
bezweckst.]
Solche Probleme stellen sich vielfach, etwa beim Unterscheiden von
Becher und Tasse. Viele scheinen diese großen Kaffee'potts' mit Henkel
'Kaffeebecher' zu nennen, in meiner Sprachausprägung hat jedoch ein
Becher im Unterschied zur Tasse keinen Henkel, daher nenne ich diese
'Becher' eine 'große Tasse', was wahrscheinlich nicht dem allgemeinen
Sprachgebrauch entspricht.
Vielleicht ist Deine Sprache anders organisiert und Du hast keine
Vorstellung von einer prototypischen Tasse oder von einer prototypischen
Dose, dann kannst Du die Frage halt nicht beantworten.
Das mit dem Weltwissen war ungeschickt formuliert. Die meisten denken
sofort an einen Hammer (Prototyp), wenn sie nach einem Werkzeug gefragt
werden, sie wissen aber (Weltwissen), dass es Dutzende weiterer Werkzeuge
gibt, die sie auch benennen könnten. Wenn ich 'Schachtel' sage, habe
ich ein ungefähres Bild vor Augen, auch eine Materialeigenschaft,
ebenso bei 'Sessel', 'Stuhl', 'Hocker', da gibt es benennbare
Unterschiede. Vielleicht trifft das auf andere Personen als mich nicht
zu, das wäre auch mal interessant, dann müsste man nur eine gewisse
Menge an Komposita lernen, die mehr oder weniger isoliert nebeneinander-
stehen und die mal '-dose' heißen, mal '-schachtel', mal '-box', ohne
jeweils gemeinsamen Nenner für die hinteren Wortteile.
Gruß Ralf Joerres