Post by Ulf KutznerPost by Peter VeithPost by VeithMeine Gattin hatte gegen meinen Rat unseren Westbesuch mitgenommen,
dem die Musik / Person unbekannt war und welcher ansonsten einen "neutralen"
Klassenstandpunkt einnimt ;)
Loser macht(e) Musik für Loser.
Schon 2 Jahre später hatte es obiger Beitrag als Fußnote in eine
Zeitschrift geschafft: "Deutschland-Analysen: Zeitschrift für
Kulturwissenschaften, Heft 2/2020", S. 102 in einen Artikel von Ehler Voss.
https://books.google.de/books?id=tUsFEAAAQBAJ&pg=PA102
Er bezeichnet mein Fazit als "schwarze Interpretation" :-D
https://www.rbb-online.de/unternehmen/presse/presseinformationen/unternehmen/2019/20180125-rbb-freut-sich-fuer-a-scheer-bayr-filmpreis.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Gundermann_(Film)
Ja, klar. Das hatte er schnell im ÖR kommen wird, ich gleich vermutet.
Ich habe mal den Kontext "meiner" Fußnote aus dem Aufsatz herauskopiert:
Erkennt man in diesem Gundermann - Bild des Films "den aufrechten
Kommunisten in der inneren Emigration, den guten und ehrlichen Helden
der Arbeit oder den armseligen Typen, der sich nicht entschuldigen kann
und seine Frau schlecht behandelt, den unfähigen und selbstgerechten
Loser, der Musik machte für Loser?[Fn; siehe oben]
Der Film zeigt keine Grautöne, sondern ein schwarz-weißes Vexierbild und
wird auf diese Weise zu einer Art Ossi-Wessi-Probe."
Meine Wiedergabe von "Loser für Loser" steht somit für das Wessi-Fazit.
Warum gefällt aber der Film Ossis, frage nicht nur ich mich, sondern
auch der Autor und meint u.a.:
"(...) hier liegt das Angebot des Films, mit Gundermann als
Identifikationsfigur am Ende beschwingt aus dem Kino zu gehen: Das
Stigma wird zum Privileg und die Kultur der Niederlage (Schivelbusch
2001) verspricht die Chance auf Erkenntnis und Umkehrung der Verhältnisse."
Also etwas wie "Black is Beautiful". Aber was meint er mit "Erkenntnis
und Umkehrung der Verhältnisse"? Die Resurrection der DDR? Mitnichten:
Der Ossi würde meinen: "(...) das neue System entpuppt sich als das
alte, und wir sind diejenigen, die das besser erkennen können als alle
anderen. Wer durch die DDR gegangen ist, hat _selber denken_ gelernt.
Wurden wir früher von der Partei als kleiner linker Elite belogen und
betrogen, ist es heute wieder eine kleine linke und elitäre Minderheit,
die mittels Lügenpresse die Massen manipuliert und ihre eigenen
Interessen verfolgt."
Der Selbstdenker ahnt, wohin die Reise geht, logo:
"Wenn es die Eigenschaft von >Kulturen< ist, sich ins Zentrum der Welt
zu setzen, dann lässt sich der Film ebenso wie Pegida und die »Vollende
die Wend«-Slogans der brandenburgischen _AfD_ im Landtagswahlkampf 2019
als Teil der Versuche lesen, den Westen, der mit seinem Mythos so lange
dieses Zentrum besetzte, mit einem eigenen >Originär ostdeutschen<
Mythos aus diesem Zentrum zu verdrängen."
Das Fazit des Autors ist nicht falsch:
"Einer Differenzierung zwischen Ost- und Westdeutschland steht von
beiden Seiten ein entdifferenzierender Absolutheitsanspruch entgegen,
der die Spuren der Mauer tilgen soll:
Entweder der Osten geht im Westen auf oder der Westen im Osten."
Quasi ein "wir" oder "sie", ein "wer" "wen" ... integriert.
Seinem gegenläufigen Wunsch "Dissonanzen anzuerkennen und sie durch ein
ewiges Wechselspiel der Perspektiven in eine produktive und
möglicherweise sogar heilsame Schwebe zu bringen" steht allerdings etwas
entgegen, was der Autor eingangs selbst anspricht, dessen Macht er aber
offenbar nicht erkennt:
Die "sozialen Unterschiede etwa in Bezug auf Einkommen,
Besitzverhältnisse und die Besetzung von Führungspositionen, welche eine
deutliche Asymmetrie zwischen Ost- und Westdeutschland erkennen lassen"
sind es, die sich nicht dauerhaft kleistern lassen.
Ve"und weil der Mensch ein Mensch ist"ith
--
Es gibt kein zwischenmenschliches Problem, das nicht mit einer
Maschinenpistole zu lösen wäre" Gundermann, Werkstücke III
http://ddr-luftwaffe.blogspot.com