Post by Diedrich EhlerdingPost by Martin Gerdeshttp://flitternikel.onlinehome.de/heyse-s.html
Und die beantwortet genau diese Frage.
Die von dir zitierte Seite enthält, neben dem Verweis auf Sanders und
"lä??t", im "O-Ton Hey?e"
... folgende Passage:
| Schreibt man »musste« in Fraktur »mu||te« oder »mu|ste«?
| Das ||, das Heyse nach kurzem Vokal vorsah, wandelte sich in folgenden Fällen zu |s:
| am Wortende (Flu|s, mu|s)
| im Auslaut bei Zusammensetzungen (ha|serfüllt, Schlo|shof)
| im Auslaut bei bestimmten Ableitungen (verge|slich, Flü|schen, e|sbar)
| Das Verhältnis von || zu |s richtete sich im wesentlichen nach den Regeln,
| die für das lange s (|) und das Schluß-s (s) galten. Es hieß »Gewi|sheit«
| (nicht »Gewi||heit«), so wie es »Weisheit« (nicht »Wei|heit«) hieß.
| Man sollte »Bi|s/bi||ig« schreiben, weil man auch »Eis/ei|ig« schrieb.
| Dementsprechend sah Heyse auch vor konsonantisch anlautenden
| Flexionsendungen nicht |s, sondern || vor: »mu||te«, »gewu||t«
| oder »vermi||ten« (analog zu »lo|te«, »gerei|t« usw.).
Also: Heyse wollte die Schreibung "mu||te".
| Auf der I. Orthographischen Konferenz, die 1876 in Berlin stattfand,
| entschied man sich für die Heysesche s-Schreibung, wobei man allerdings
| vor konsonantisch anlautenden Flexionsendungen nicht wie Heyse ||,
| sondern |s vorschrieb. Demnach sollte man also schreiben: »mu|ste«,
| »gewu|st«, »lä|st« usw.
| (vgl. dazu Friedrich Blatz: Neuhochdeutsche Grammatik, 3. Auflage,
| Erster Band. Karlsruhe: Lang, 1900; S. 226 f.).
Die I. Orthographischen Konferenz hingegen wollte die Schreibung
"mu|ste".
...
| Joh. Christ. Aug. Heyse hätte übrigens nichts dagegen gehabt, wenn
| im gewöhnlichen Schreibgebrauch der Einfachheit halber immer nur
Was?
Post by Diedrich Ehlerdingi|t genau die von mir ... ent|tandene Praxis.
Wir diskutieren hier die Frage, ob man in Fraktur "mu||te" oder "mu|ste"
schrieb.
Die historisch richtige Antwort ist, daß Herr Heyse, Erfinder dieser s
Schreibweise das so praktiziert hat, die Orthographische Konferenz von
1876 aber anders entschieden hat.
Post by Diedrich EhlerdingPost by Martin GerdesIch sehe das zweite | in "pa||t"
Wortstamm "pa|s-", Endung "-t"
analog zum oben markierten s in "hätte?t"
Wortstamm "hätte-", Endung "-|t".
Die Fälle sind nicht analog.
Die Fälle |ind in|ofern analog, als es |ich weder um ein Silbenende noch
eine Wortfuge handelt.
... die Wortendung im ersten Fall aber eindeutig konsonantisch ist, im
zweiten Fall die konsonantische Natur der Endung aber diskutabel ist.
Vielleicht zählt das -e- ja auch schon zur Endung.
So eindeutig, wie Du es behauptest, ist die Sache auch unter
Neuschreibsicht nicht (und nachdem Frakturdruck heute allenfalls etwas
für Liebhaber ist, dürfte auf größerer Basis auch keine Klarheit erzielt
werden).