Post by Andreas QuastPost by Husky-AlexIch persönlich ziehe inzwischen eine robuste Nabenschaltung einer
Kettenschaltung vor.
Das hätte für mich den Vorteil, dass man mit dem Rad auch im Flachland-
Alltag etwas anfangen könnte. Für das Kilometerfressen in der Großstadt
bin ich einfach Nabe gewöhnt. Gewohnheits- und Geschmacksfrage halt.
Leider werde ich wohl nicht mehr lange genug leben, um alle
Nabenschaltungsalternativen durchzuprobieren. Was würdest Du mir
empfehlen? Sollte zweckmäßig, wartungsfreundlich und nicht gerade ein
Expertensystem sein und auch schon mal einen Knuff aushalten. Ich hab's
in letzter Zeit mit dem Stürzen, wenn ich hier in der Stadt flott
unterwegs bin immer wieder unerwartet auf seltsame Kantsteine treffe...
Ich persönlich habe bisher nur Erfahrung mit der Rohloff Speedhub machen
können. Meine beiden Kagus (Fahrräder von Simplon) verfügen über solche.
Die Rohloff Speedhub arbeitet mit einem doppelten Seilzug, so dass die
Seilzüge nur beim Schalten unter Spannung geraten. Das Tolle: Man kann
im Stand und ohne Treten schalten. Das geht sehr schnell. Deshalb auch
der Name: Speedhub. Die 14 Gänge sollten auch für Bergfahrten reichen,
obwohl der Übersetzungsbereich doch zum Teil deutlich geringer als bei
Kettenschaltungen ist. Entweder, du kommst damit den Berg hoch oder du
kannst bei schnellen Abfahrten noch mittreten. Beides gleichzeitig geht
meist nicht in dem Umfang wie bei einer Kettenschaltung (von einem MTB).
Beim früheren Kagu wurde die Nabenschaltung nachgerüstet. Ursprünglich
war das Fahrrad mit Kettenschaltung ausgeliefert worden. Das ist nicht
ideal, weil das ältere Fahrrad deshalb auf Grund ungeeigneter
Ausfallenden einen Kettenspanner braucht und ich damit keinen
geschlossenen Kettenkasten, Hebbie Chainglider oder ähnliches verwenden
kann.
Beim neueren Fahrrad ist ein geschlossener Hebbie Chainglider montiert,
welcher die Kette schützt. Selbst nach jetzt 2 Jahren und über 7.000 zum
Teil im Regen zurückgelegten Kilometern blitzt die Kette noch. Ein
deutlicher Unterschied zu offen laufenden Ketten. Sie nutzt sich nicht
so schnell ab.
Stürze haben beide Kagus schon einige hinter sich. Meist ist das Fahrrad
aus irgend einem Grund umgefallen. Die Getriebenaben funktionieren nach
wie vor.
Bei großer Kälte kann es sein, dass einige Gänge der Rohloff Speedhub
nicht gehen und man in die Leere tritt. Das liegt angeblich an einem
dann zu dickflüssigen Öl. Ich bin damit bisher bis -18° C gefahren.
Bei den Seilzügen hatte ich teilweise Probleme mit eingedrungenem und
über Nacht gefrorenem Wasser, so dass die Seilzüge hingen und sich kein
Gang mehr schalten ließ. Dieses Problem trat jedoch nur in Verbindung
mit der Seilbox auf (indirekte Ansteuerung). Man kann die Gänge dann
jedoch mit Hilfe eines Gabelschlüssels immer noch direkt an der Nabe
schalten. Muss dazu aber anhalten und absteigen.
Es gibt bei der Rohloff Speedhub noch ein anderes System mit direkter
Ansteuerung. Dort hatte ich das Problem mit den festgefrorenen Seilzügen
bisher noch nie gehabt, bin mit dem neueren Kagu bisher aber auch nie im
Winter gefahren.
Das Getriebe von Rohloff arbeitet in einem Ölbad. Außer einmal jährlich
oder alle 5.000 km das Öl zu wechseln hat man keine Arbeit damit. Was
man aber leicht selber machen kann. Das Ritzel zähle ich hier aber nicht
dazu, da es ein normales Verschleißteil ist. Aber auch dieses kann man
leicht selbst wechseln.
Mit der älteren Rohloff bin ich bisher etwa 46.000 km geradelt (in
Worten: sechsundvierzigtausend Kilometer). Sie scheint mir also wirklich
hochzuverlässig zu sein. Was aber nicht bedeutet, dass sie nicht kaputt
gehen kann. Und dann hat man unter Umständen ein echtes Problem.
Die Rohloff Speedhub ist recht teuer. Wenn man viel damit fährt,
rentiert sie sich aber schon.
Ich bin damit über die Großglockner-Hochalpenstraße genauso "gefahren"
wie über das Timmelsjoch. Und 2x Brenner. Abgesehen von den ganzen
anderen Bergfahrten. Bei zu steilen Passagen habe ich jedoch meist
geschoben. Für Bergfahrten solltest du darauf achten, hinten ein Ritzel
mit 17 Zähne und vorne ein Kettenblatt mit nur 38 Zähnen (statt 42) zu
haben. Es gibt noch ein Ritzel mit 21 Zähnen, aber das ist nicht
kompatibel mit dem Hebbie Chainglider. Sei dir aber bewusst, dass du
dann nach oben hin nicht mehr so schnell sein wirst, weil du dann zu
schnell kurbeln musst.
Zu den anderen Getriebenaben kann ich nichts schreiben. Vielleicht kann
das jemand anderer hier ergänzen.
Du solltest darüber hinaus aber unbedingt auf einen Rahmen achten, der
zu dir passt. Sowie auf geeignete, weil ergonomische Griffe und Sattel,
damit du nicht vorzeitig ermüdest. Ich persönlich komme mit einem Sattel
von Terry ganz gut zurecht. Die Griffe sind natürlich von Ergon.
Meine beiden Reiseräder (Kagu von Simplon) nutze ich hauptsächlich im
Alltag, bin damit aber in den letzten 6 Jahren schon von Cham bis Bozen
und Neumarkt geradelt sowie von Salzburg bis München. Bin hier halt
zuhause. Und die nächste kleinere Tour durch die Berge steht schon
wieder an.
Gute Reiseräder (kleine, dickere Reifen, Getriebenabe, Schutzbleche,
Nabendynamo, Licht, Lowrider, Gepäckträger) sind für mich robuste
Allrounder, mit denen man so ziemlich alles machen kann. Eines von Rose
hatte ich ja schon verlinkt. Nur als Beispiel, wie sowas aussehen kann.
Zu Scheibenbremsen kann ich ebenfalls nichts schreiben. Ich habe bei
hydraulischen Bremsen bisher nur Erfahrung mit der Magura Felgenbremse
gemacht. Und die sind durchwegs positiv.
Ciao,
Husky-Alex
--
Frei wia a Adler im Wind
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