Post by Jörn HänschBei der Polyphonie darf man aber auch nicht die latente Mehrstimmigkeit
vergessen!
Man darf vielleicht nichts vergessen, vergisst aber (spätestens) eines
Tages dann doch ausnahmslos alles ;)
Post by Jörn HänschDa kommt es nicht selten vor, dass ein real zweistimmiger
Satz 3- oder vierstimmig gedacht ist.
Das mag sein, ist aber nur durch den Komponisten, dh. seine Aussage
dazu, verifizierbar - anderenfalls ist es (d)eine Hypothese, die an
dein persönliches Zentralnervensystem gebunden ist, (d)eine Meinung.
Post by Jörn HänschGute Beispiele findet man in den Bachschen Bicinien oder Solosonaten.
Bach kannst du auch nicht mehr fragen, und der hat auch dazu nix
ausser seiner Musik hinterlassen.
Ich will damit sagen, dass es sich prima und spannend über derartige
/ konkrete / Details reden und streiten lässt, gern auch mit mir, dass
man aber dabei niemal vergessen darf, auch nicht, das ständig wieder
zum Ausdruck zu bringen, dass es sich dabei um blosse Meinung handelt
und sonst nichts.
Post by Jörn HänschPost by KnutWeiterhin, da der Einklang wirklich (!) "Intervallumkehrung" der Oktave
ist, nimmt er einen wichtigen Platz in der Standardnotation ein, wo eben
nicht jede Stimme ein System hat, was dazu führt, dass der 4-stimmige
Satz an "reichlich" Stellen eigentlich dreistimmig "gedacht" wird.
Prinzipiell genuegt die Dreistimmigkeit, um Harmonien zu definieren.
So kann man das in keinem Fall sagen, nämlich unter Vortäuschung
irgend einer "Allgemeingültigkeit", siehe z.B.
und sag mal, ob das keine
Harmonien sind, wenn ja wo, und ob DU das für ALLE anderen Leute
dreistimmig rüber bringen kannst. Leider ist Messiaen auch schon tot,
so dass wir ihn danach nicht mehr fragen können, ob er das auch denkt.
Post by Jörn HänschWenn wir jetzt vom 4-stimmigen Kantionalsatz sprechen, ist dieser
tatsaechlich auf 3 Stimmen reduzierbar.
Das mag sein, ich bin an diesem "vergallgemeinerten, liedartigen" Satz
aber nicht weiter interessiert ;)
Post by Jörn HänschMit erweiterten Harmonisierungen wird es aber schon schwieriger.
Bach macht auch auf einstimmigen Instrumenten viel Polyphonie, schliesslich
kann das ZNS Töne auch in Abfolge "strukturell" zusammenfassen, ABER:
in/zu welchem "Grad" das dann auch wirklich geschieht, das hängt zu einem
WESENTLICHEN Teil von der konsumierenden Person ab, ein typisches Kind hört
völlig anders als ein typischer pensionierter sinfonischer Orchestermusiker.
Ich gebe dir natürlich darin vollkommen recht, dass die eigene Phantasie
und vor allem die eigene Hörerwartung viele Töne zumindest "funktionell",
und sogar ganze, Stimmen ersetzen kann. Das hängt aber neben der Musik von
sehr vom Konsumenten ab (und davon, wie er gerade drauf ist, ich spinne
mir z.B. öfter mal Stimmen hinzu, wenn ich mir innerlich Musik anhöre).