Hallo Ralf,
Du schriebst am Fri, 7 Jul 2017 01:15:02 +0200:
[Anfahrt über die Gegenfahrbahn]
Post by Ralf KoenigIst doch nicht so. Die können auch 300 m weiterfahren als das Hindernis
und dann wenden. Dann haben sie nur noch 300 m Rettungsgasse statt z.B. 8
Daß das strikt verboten ist - auch für Rettungsdienste, und ohne vorherige
sorgfältige Sicherstellung der Sicherheit und Vollsperrung aller Fahrbahnen
für die und von der Polizei - ist Dir aber schon bekannt?
Jetzt überleg' mal, was das für die Anfahrt zeitmäßig bedeutet. Zudem sind
die durchaus vorhandenen Überleitungen nicht unbedingt im 300m-Abstand
vorhanden.
Post by Ralf KoenigUnd die Retter kennen die Topologie, weil sie jeweils für bestimmte
Abschnitte zuständig sind. Und Karten haben sie auch, die Melder können
den Autobahn-km melden. Also: ich würde sagen, in einer Vielzahl der
Fälle gibt's deine Spitzfindigkeiten einfach nicht.
Laß' Dich mal in einer Leitstelle darüber informieren, wie die Meldungen
solcher Ereignisse oft "aussehen". Wenn nicht sowieso nach der Mitteilung,
daß es "hier" gerade gekracht hat, aufgehängt wird, ist die Fragerei nach
dem was, wo, wie usw. wenigstens mühsam und meistens nur unvollständig
durchführbar. Fehlerhafte Angaben sind eigentlich die Regel, was halbwegs
sicher geht, ist die Fahrtrichtung und der Abschnitt zwischen den
Auffahrten, so nach ein paar Anrufen stehen die weitgehend fest.
Post by Ralf KoenigNatürlich gibt es in der Meldephase noch viel Unsicherheit über das
konkrete.
Eben. Meist muß die Feuerwehr - die i.a. als erste auf der Anfahrt ist (ja,
_AUCH_ die Freiwillige), erstmal die genaue Stelle feststellen und
weitergeben.
Post by Ralf KoenigUnd die Anfahrt über die Gegenfahrbahn kann zusätzlich erfolgen. Dann
verlängert es die Hilfsfrist in keinem Fall.
Und woher, bitte, nimmst Du die dafür nötigen Fahrzeuge und insbesondere
die dazu nötigen Leute? Die Feuerwehren sind heutzutage oft schon froh,
wenn sie _überhaupt_ genügend Personal innerhalb der nötigen Zeitspanne
aufbringen können, um einen Einsatz ausführen zu können. Da wird bei der
Alarmierung durchaus schon mit Reserven geplant. Auf der "freien Strecke"
sind die Helfer halt mal nicht beruflich allein für die Autobahn da,
sondern anderweitig berufstätig. Und von dort müssen sie halt auch erstmal
zum Feuerwehrhaus anfahren, bevor der Einsatz starten kann.
Post by Ralf KoenigZusätzlich könnten aktuelle Satellitenbilder oder Kamerabilder
(Verkehrsdichtemessung, Meldeschleifen, Handydichte üebr die
Mobilfunk-Zellen) die Stausituation einzuschätzen erlauben. So ein
Kannst Du sicherstellen, daß immer mindestens ein ausreichend auflösender
Satellit über der Unfallstelle steht und dorthin freie Sicht hat, wenn da
gerade ein Unfall passiert ist? Was meinst Du mit "Meldeschleifen"? Die
Fahrzeugdetektionsschleifen zur Fahrbahnbelegungserkennung? Die liegen
nicht dicht genug um da irgendeinen Nutzen zu haben. Und was willst Du mit
der "Handydichte"? Was soll die mit dem Unfall zu tun haben?
Post by Ralf Koenigbisschen Technik darf man da also ruhig mal einsetzen/erwarten. Das ist
ja nicht mehr wie 1950.
Aber auch nicht wie in 1984. Und auch dort war ja nur in jedem Raum der
Wohnungen eine Kamera.
Post by Ralf KoenigUnd auch Melder können GPS-Koordinaten (macht e-Call gleich mit), Videos
und Fotos senden.
Koordinaten schon - wenn sie wissen, wie und was das überhaupt ist. Es
gibt da sogar eine entsprechende Einrichtung dafür. Die muß aber explizit
angefordert und freigegeben werden, da sie ja datenschutztechnisch nicht
ganz unbedenklich einsetzbar ist.
Für Videos oder auch nur Bilder muß der "Melder" aber die Kamera schon
_vor_ der ihm dort noch unbekannten Unfallstelle griffbereit haben und bei
der Vorbeifahrt auch in der Lage sein, die aufzunehmen. Wie macht das ein
Alleinfahrer? Aber auch mit mehreren Insassen ist das nicht unbedingt
unproblematisch.
Post by Ralf KoenigAlso ich gehe davon aus, dass so eine Einsatzleitzentrale gut technisch
an alle verfügbaren Infos angebunden ist.
Das ist durchaus der Fall. Aber da es (noch, glücklicherweise) keine Video-
Vollüberwachung der Autobahnen oder gar Landstraßen gibt, sind diese
Möglichkeiten halt durchaus begrenzt. Man ist auf die Mitwirkung der
anderen Verkehrsteilnehmer angewiesen, und die strotzt in den meisten
Fällen von bitterer Ahnungslosigkeit...
...
Post by Ralf KoenigPost by HC AhlmannGegenfahrbahn ein Gafferstau ein.
Glaub ich nicht. Und ist auch schwierig zu bewerten, was Gaffer sind und
was Beobachter oder Melder...
Das zunächst mal, und dann kommt dazu, daß sowas ja eine starke Ablenkung
von der Aufgabe des Fahrens darstellt, d.h. die Geschwindigkeit wird in dem
Bereich rapide und stark reduziert sein, was eben den o.g. "Gafferstau"
provoziert. Der muß an und direkt hinter der Unfallstelle kaum bemerkbar
sein, aber einige hundert Meter bis ein paar Kilometer dahinter kann er zum
völligen Stillstand führen - und _da_ sollen dann die Hilfskräfte durch und
vorne, wo der Verkehr noch bzw. wieder fließt, dann auch noch Eskapaden wie
wenden oder übersteigen auf die Gegenfahrbahn machen?
Post by Ralf Koenigdie Situation dort ja erstmal recht chaotisch/undefiniert.
Genau, und deswegen läßt man lieber bleiben, was die sowieso schon hohe
Gefährdung der Helfer noch weiter steigern würde.
Post by Ralf KoenigInzwischen werden ja dann routiniert diese Sichtschutzwände aufgestellt.
Die sind aber nur für den lokalen Sichtschutz, da werden keine hundert
Meter Wände zur Gegenfahrbahn hingestellt, dafür ist gar keine Zeit da, vom
Material nicht zu reden. Das bräuchte dann ja nochmal ein eigenes Fahrzeug.
...
Post by Ralf KoenigPost by HC Ahlmann100.000 Einwohner oder Gemeinde). Also hat die Feuerwehr meist die
kürzere Hilfsfrist.
NRW hat ja auch lokale Polizei, die dann Autobahnen mit abdecken kann.
Nicht doch, NRW hat sowas? Ich dachte, _jedes_ Bundesland hat eine eigene
Polizei. Die ist aber mitnichten ausschließlich für die Autobahn da, ganz
im Gegenteil. Für die Autobahn gibt es sogar eine eigene Autobahnpolizei -
die ist allerdings bei weitem auch nicht flächendeckend besetzt.
...
Post by Ralf KoenigPost by HC Ahlmannist, und wird mit der Anfahrt wegen der Hilfsfrist nicht
experimentieren, sondern die kürzeste wählen, denn die ist wegen
Sondersignal und Rettungsgasse regelmäßig die schnellste Anfahrt.
Lies noch mal: gerade die Hilfsfrist auch bei widrigen Umständen
einzuhalten oder zu verkürzen (bekannte Probleme beim Durchfahren der
Rettungsgasse) wäre die Motivation, dass die Leitstelle auch z.B. gleich
zwei Rettungsteams von beiden Seiten losschickt.
So, und jetzt gib' mal an, wo die herkommen sollen, wenn es oft schon mit
einem einzigen "Rettungsteam" kaum klappt? Frag' mal bei Deiner
Ortsfeuerwehr (mach' am besten gleich mit) oder, wenn die mit Autobahn nix
am Hut hat, bei der nächsten zuständigen Autobahnfeuerwehr oder einem der
zuständigen Führungsdienstleuten (KBM, KBI, KBR o.ä.).
Post by Ralf Koenig* Wie oft ist die Rettungsgasse denn wirklich verstopft/zugestellt? Oben
wurde das noch als Dauerproblem beklagt.
Derzeit wohl tatsächlich, aber das dürfte auch regional und zeitlich
unterschiedlich sein - in der Urlaubszeit wohl viel schlimmer als im
Berufspendlerverkehr, weil dann viele Leute unterwegs sind, die nur
relativ wenig Auto allgemein und Autobahn im besonderen fahren.
Post by Ralf KoenigJe nach Verkehrssituation wird man da schon Erfahrungen haben. Mir war
eigentlich nur eines wichtig: Rettungsgasse ist wichtig, klar. Aber wenn
eine verstaut oder verstopft ist, müssen auch die Einsatzkräfte gleich
von Anfang an einen Plan B haben.
Da gibt es schon Ansätze, aber nicht überall sind die örtlichen
Gegebenheiten dem zuträglich. Vielfach gibt es ja Parallelstraßen mit der
Möglichkeit zur Überfahrt, aber es gibt halt auch viele Stellen, wo einfach
nichts anderes geht.
(Sorry für die Länge)
Achja, und BTW, zu den "Betongleitwänden": Den Begriff hatte ich vorher
noch nie gehört oder gelesen, auch wenn ich diese Leitplankenersatzmauern
durchaus kenne. Aber auch wenn drübersteigen da kein Problem darstellt -
bei einem Rettungseinsatz muß eine ganze Menge Material, auch schwere
Geräte, an die Einsatzstelle gebracht werden. Willst Du immer wieder ein
5kW-Stromaggregat oder eine Tragkraftspritze (verbrennungsmotorbetriebenes
Pumpenaggregat) über eine solche Hürde wuchten, wenn da schon zum normalen
Tragen mindestens vier, manchmal auch sechs Leute gebraucht werden?
So, jetzt laß' ich's aber wirklich dabei bewenden.
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Mit freundlichen Grüßen, S. Schicktanz
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