Post by Heinz LohmannUnd der Diskurs, mir dem ich mich lange Zeit so schwer getan habe, ist
es sang- und klanglos verschwunden, oder echot er noch irgendwie und wo?
Die 'Diskurs'-Mode war doch vergleichsweise kurzlebig.
Gleichwohl, und jenseits der Mode, bedeutet 'Diskurs' etwas.
Das kann man nachlesen.
Ich habe, durch die Mode-"Verwaltung" angeregt, zum Begriff ein
sozial-psychologisches Konzept gebastelt:
Kurz gesagt, ist es eine Technik (um nicht zu sagen Taktik) des
Neoliberalismus, etwaigen antibarbarischen, also zivilisierten Konsens
frühest möglich zu kontern - mit dem Ziel, ihn im Keim zu ersticken.
Diskurs in diesem Verstand wird stets im Gestus des Mutigen ("vor
Kühnheit zitternden" (M.Walser)) gestiftet, als Bruch von Tabus (und
jeder weiß ja, nicht nur, was ein Tabu sei, sondern - und wichtiger! -
auch, dass Tabus zum Gebrochenwerden da sind!), als Erschütterung
konservativer Bastionen, und natürlich: als Moderne(*): Es wird
diskutierbar (und dann auch dikutabel), also kontrovers gemacht, was
Zivilisierten ... sagen wir: noch nichtmal konsensuell ist, sondern so
unberedbar wie die Luft zum Atmen, oder dass Wasser nass sei. Mit
dieser Technik lässt sich - virtuell - alles, restlos *alles*!, zur
"Dikussion" stellen, und die (Geistes)Geschichte lehrt, dass, was zur
Diskussion steht, über kurz (und nicht erst über lang) auch zur
Disposition stehen wird.
Und *das* ist die neoliberale Mission, denn der Neoliberalismus ist -
und zwar durchaus begründet! - überzeugt, dass die Disposition
(restlos allen) allzumal, und ganz selbstverständlich, die
_geschäftliche_ sei.
*) Das Schmarotzen des Neoliberalismus am Modernekonzept (wenngleich
eher dem fuilletonistischen als dem philosophischen) ist ein anderes
Fass, das jetzhier nicht auch noch aufgemacht werden kann.